Autovermietung: Mit der Reiselust kam der Boom
"We try harder" - dieser legendäre Slogan machte einen US-Autovermieter weltweit bekannt. In diesem Jahr feiert Avis Deutschland sein 50-jähriges Jubiläum. Zeit für einen Blick auf den Autovermietungs-Markt.
Wir sind zwar nur die Nummer 2 hinter Hertz, aber wir versuchen, härter zu arbeiten. Das war die Botschaft, mit der Avis 1963 in den USA warb. Zwei Jahre später expandierte das Unternehmen nach Deutschland, wo es auch nach einem halben Jahrhundert neben Hertz, Sixt und Europcar zu den Marktführern zählt.
Ein kleiner Abriss der langen Geschichte des Mietwagenmarktes: Alles begann 1898 in Hamburg mit Fahrrädern und Kutschwagen. Die Firma Wucherpfennig, die heute als Lizenzpartner zu Avis gehört, gründete mit diesen Vehikeln den ersten Fahrzeugverleih der Welt. Autos kamen erst nach und nach in sehr überschaubaren Stückzahlen hinzu - sie waren damals ein fast unerschwinglicher Luxus.
Die erste Autovermietung, die sich jeder leisten konnte, wurde 1918 mit Hertz in den USA gegründet. Schon Ende der 30er Jahre waren in Deutschland einige Nachahmer auf dem Markt. Der Zweite Weltkrieg, in dem alle Fahrzeuge für militärische Zwecke konfisziert wurden, brachte die Branche an den Rand des Ruins. Der Aufschwung nach Kriegsende führte in den USA 1946 zur Gründung von Avis mit Stationen an drei Flughäfen - heute sind es 5.750 in 165 Ländern.
Mit der deutschen Reiselust kam der Boom
Gründe für diese Entwicklung waren vor allem die Einführung von Linienflügen für den Fremdenverkehr in den 1950ern. Viele kleine Autovermietungen wurden gegründet, durch den Wettbewerb sanken die Preise, Mietwagen wurden für die breite Masse erschwinglich. Und: Die Deutschen als Reisenation Nummer 1 sorgten dafür, dass das Geschäft in ihren Lieblingszielen wie Spanien, Italien und Frankreich boomte.
Ab 1965 galt "We try harder" auch in Deutschland. In Frankfurt wurde die erste Station eröffnet, das US-Unternehmen expandierte rasch. Zu den Fußnoten der Firmenhistorie gehört die Bestellung von 150 Autos der Marke NSU anno 1968, die ein Jahr später mit Audi fusionierte. Der erste große Preiskampf in den Achtzigern, die Auswirkungen des Golfkriegs, die Rezession in den Neunzigern, vor allem auch die Folgen der Anschläge vom 11. September 2001 - all das waren Herausforderungen, unter denen die gesamte Branche litt. Da war der Boom zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 für alle deutschen Autovermieter ein wahrer Segen.
Neben den berühmt-berüchtigten Werbekampagnen von Sixt war auch Avis ein Anbieter, der immer wieder Akzente setzte. Etwa durch die "Fly&Drive"-Kooperation mit der Lufthansa, die exklusive Vermietung von Porsche-Wagen, oder dem Angebot von behindertengerechten Fahrzeugen seit 2011. Und zwischendurch sollte wieder ein Werbegag eine große Rolle spielen: In "Der Morgen stirbt nie" (1997) kracht James-Bond-Mime Pierce Brosnan mit einem Siebener-BMW spektakulär ins Hamburger Stadtbüro.
Im 50. Jahr ist der Mietwagenanbieter in Deutschland mit einer Flotte von rund 20.000 Fahrzeugen so gut aufgestellt wie nie, aber auch noch nie ging es in der Branchen härter zu. "Vor fünfzig Jahren wurden eher Mittelklasse-Limousinen gemietet, heute sind es Kleinwagen, Kombis und SUV," weiß Geschäftsführer Martin Gruber. Mit der Übernahme der Zweitmarke Budget hat sich Avis 2010 auch für preisbewusste Reisende gerüstet. Deshalb ist Gruber auch in Zeiten des automobilen Wandels nicht bange vor der Zukunft, im Gegenteil: "Der Weg zum autonomen Fahren verspricht dem Autofahrer vor allem noch mehr Komfort und Service. Davon profitiert auch der Automarkt."