Klingt der M2 den Bayern nicht gut genug?

Uhrenvergleich in der Arembergkurve? 99 km/h Midcornerspeed im CS. Der M2 Competition erreichte hier nur 89 km/h. Grund für den spürbar höheren mechanischen Grip? Vor allem die Reifenwahl: Die Michelin-Pilot-Sport-Cup-2-Reifen wurden speziell für den M2 CS entwickelt.
BMW hat in den USA seine Instagram-Neujahrswünsche mit einem M2-Video garniert – darin klingt der Sechszylinder aber wie ein Lamborghini-V10.
Der BMW M2 gehört zum Besten, was die Bayern in den vergangenen Jahren geschaffen haben – so empfinden es jedenfalls viele Fans, die BMW noch als auf Dynamik ausgelegte Marke sehen, deren technische Kerne Reihen-Sechszylinder-Motoren und Hinterradantriebe sind. Der M2 ist ein fahrdynamisch vorzügliches Gesamtpaket, nicht umsonst hat ihn unser Sportauto-Supertester Christian Gebhardt in seiner Standard-Konfiguration, in der Competition-Variante und als CS-Version ausführlich geprüft. Sein Fazit zum Sound des M2 hat sich über die verschiedenen Ausbaustufen geändert. Beim Standard-Fahrzeug schrieb Gebhardt noch begeistert: "Dabei klingt der Power-2er mit seiner optimierten Klappenabgasanlage auch noch etwas sechszylindriger und weit weniger künstlich aufgesetzt als die größeren M3/M4-Brüder." Beim M2 Competition konnte er hingegen seine Enttäuschung nicht verbergen: "Vom Sound her klingt der M2 Competition nun viel langweiliger und charakterloser als ein normaler M2." Und auch der jüngst vorgestellte CS bekam im Supertest nur ein kurzes "Ist ganz okay, mehr aber auch nicht." Diese Einschätzung scheint die Social-Media-Abteilung von BMW USA zu teilen.
Wenn der Huracán im BMW-Video grölt
Richtig nett, wünschte BMW USA seinen Fans auf Instagram ein "Happy new Year" mit einem kurzen M2-Driftvideo. Was allerdings einigen Nutzern auffiel: Der M2 röhrte nicht seinen Sechszylinder-Sound heraus, sondern blubberte und kreischte mit dem V10-Triebwerk aus dem Lamborghini Huracán – was bei den Fans Unverständnis auslöste. BMW hat den unglücklichen und ganz sicher nur freundlich enthusiastisch gemeinten Post inzwischen gelöscht, aber natürlich ist das Video im Internet noch abrufbar – auch wir haben es hier in unseren Artikel eingebaut.
Ernste Fragen und ironische Kommentare
Der britische Youtuber, Rennfahrer und Motorjournalist Chris Harris kommentiert BMWs Neujahrs-Video mit den Worten "Has @bmw totally lost the plot?" (sinngemäß: "Ist BMW komplett aus der Spur geraten?"). Youtuber Joe Achilles macht sich mit @benzinblut über das Video genauso lustig wie ein ironischer Nutzer, der anmerkt, dass BMW nicht den Sound eines V10-Motors der konkurrierenden Audi-Tochter Lamborghini hätte nehmen sollen, sondern den des Mercedes S 55 AMG.
Falscher Sound im Film nicht ungewöhnlich
Dass falscher Motorsound bei Filmen mit Autos nichts Neues ist, beweist der berühmte, nur 8:39 Minuten kurze Film "C’était un rendez-vous" (Es war ein Rendezvous): Am frühen Morgen eines Sonntags im August 1976 rast der französische Regisseur Claude Lelouch mit seinem Mercedes 450 SEL 6.9 in halsbrecherischer Fahrt durch Paris. Die Strecke von der Porte Dauphine bis zur Sacré-Cœur de Montmartre hetzt er in unter acht Minuten ab, nach eigener Aussage ist er dabei teilweise über 200 km/h schnell. Den Kurzfilm veröffentlichte Lelouch ungeschnitten – aber er manipulierte vorher den Sound. Die originale Tonspur bespielte er mit dem deutlich bissigeren Motorsound eines Ferrari 275 GTB, mit dem er genau die gleiche Strecke abfuhr. Claude Lelouch nutze hier seine künstlerische Freiheit – schließlich war er keinem Autohersteller gegenüber verpflichtet. Der Mercedes schien ihm für die Fahrt mit einer aufmontierten Kamera besser geeignet – zu sehen ist er nicht. Ein BMW-Video mit Lambo-Sound könnte da schon etwas verstörender wirken.
Überhastetes Löschen
Dass BMW sich entschieden hat, das Video wieder von Instagram herunterzunehmen, wirkt überhastet und riecht ein bisschen nach Zensur. Schließlich lernt jedes Social Media Team heutzutage in Lehrgängen wie "Surviving the shitstorm", einen Shitstorm zu begleiten und solange wie möglich für Publicity zu nutzen – diese Chance hat die Social-Truppe von BMW USA vertan.
Keine negativen Auswirkungen auf das M2-Image
Allerdings dürfte das kleine Missgeschick den Bayern keinen großen Schaden zufügen – in seinem Supertest zum M2 CS stellt Christian Gebhardt fest, dass das Gesamtpaket stimmt. Und so sehen es auch viele Kommentatoren in den sozialen Netzwerken, die darauf hinweisen, dass sie sich einen M2 nicht wegen seines Sounds gekauft haben beziehungsweise kaufen würden, sondern wegen seiner exzellenten Fahreigenschaften.