„Belasst Eau Rouge, wie es ist“

Eau Rouge: Wie gefährlich ist sie?: „Belasst Eau Rouge, wie es ist“
Nach mehreren Unfällen in Eau Rouge wird hitzig über die Sicherheit diskutiert. Lewis Hamilton hat keine Bedenken, wünscht sich aber die Beseitigung einer Bodenwelle.
Erst der Unfall von Jack Aitken beim 24h-Rennen Spa, dann an diesem Wochenende die Massenkarambolage in der W-Series, dann der Unfall von Lando Norris und schließlich noch ein Unfall am Samstagabend im ersten Rennen der Formel 3. Für einige wird daraus ein Trend. Und zwar der, dass Eau Rouge zu gefährlich ist.
Eau Rouge: Änderungen notwendig?
Mit den Zwischenfällen an diesem Wochenende wird noch mehr Öl ins Feuer gegossen. Zumal Eau Rouge ein emotionales Thema ist, denn für viele Fahrer gilt sie als beste Kurve der Welt. Nach dem tödlichen Unfall von Formel-2-Pilot Anthoine Hubert 2019 haben viele aber auch Bauchschmerzen. Schon nach dem Unfall von Williams-Ersatzpilot Jack Aitken beim 24h-Rennen forderte Alfa-Ersatzpilot Callum Illott, dass hier etwas passiert. "Es muss sich in dieser Kurve etwas ändern. Ich bin sehr überrascht, dass sich noch nichts geändert hat. Genug ist genug." Ganz anders sieht es Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Er sagt: "Ich denke, sie müssen nur die Bodenwelle beseitigen und Eau Rouge so belassen, wie es ist."
Wer das Thema Eau Rouge verstehen will, muss die Unfälle aber auch getrennt betrachten. Beim 24h-Rennen Spa war das Problem, dass der Lamborghini von Aitken auf die Strecke zurückgeschleudert wurde. Kevin Estre, Davide Rigon und Franck Perera konnten kaum etwas über die blinde Kuppe sehen und krachten deshalb in das Wrack. Aitken kam mit einem gebrochenen Schlüsselbein und Rippenprellungen davon, Rigon bekam ein Rückenkorsett und musste das 24h Rennen Le Mans sausen lassen.
Norris mit Aquaplaning in Eau Rouge
In der W-Series war eine rutschige Stelle in Eau Rouge aufgrund des einsetzenden Regens das Problem, das die Kettenreaktion auslöste. Die Pilotinnen waren alle noch auf Slicks. Wie an der Perlenschnur aufgereiht kreiselte eine nach der anderen an genau derselben Stelle von der Bahn und das Unfall-Knäuel war komplett. Glücklicherweise blieben alle Pilotinnen unverletzt. Das hätte so aber auch an jeder anderen Stelle passieren können.
Beim Qualifying-Unfall von Norris war auch Risiko im Spiel. "Ich denke, es war eine Kombination daraus, bei dem Wetter zu viel zu pushen und Aquaplaning in der Mitte von Eau Rouge", so Norris. Das Glück: Es wurde sofort die rote Flagge gezeigt, weshalb das Risiko einer Massenkarambolage erst mal gebannt war.
Fasst man also die Problem-Themen in Eau Rouge zusammen, gibt es drei Faktoren. Zum einen werden die Autos durch die knappen Auslaufzonen bei einem Unfall oft auf die Strecke zurückgeschleudert. Dadurch entsteht die Gefahr, dass andere Autos das Wrack treffen, weil die Kuppe blind ist. So erging es zum Beispiel auch Estre, der nach dem Unfall von Aitken sagte, er habe nur noch Rauch gesehen und nicht gewusst wohin. Der dritte Faktor: Selbst wenn gelbe Flaggen gezeigt werden, nehmen einige Fahrer nicht genug Gas raus.
Spa plant Umbaumaßnahmen
Nur wie will man das Problem lösen? Tatsächlich plant die Rennstrecke von Spa große Umbaumaßnahmen über den Winter ab November, um in Zukunft auch wieder Motorradrennen austragen zu können. Über 80 Millionen Euro sind für das Umbau-Projekt geplant, das unter anderem auch neue Tribünen beinhaltet. Am Streckenlayout selbst soll sich nichts ändern, dafür aber die Auslaufzonen erweitert werden wie zum Beispiel in Raidillon. Kiesbetten soll es in La Source, Raidillon, Blanchimont, Les Combes und Stavelot geben.
"Ich denke, mit den Änderungen, die vorgenommen werden, wird es viel besser werden.", sagte Max Verstappen. "Ich meine, der Rennsport wird nie völlig sicher sein. Ich denke, das weiß jeder, aber es gibt natürlich ein paar Dinge, die man verbessern kann, und das tun sie auch."
Welche Lösungen erhöhen die Sicherheit?
In der Formel 1 wird mit den FIA-Vertretern eifrig diskutiert. Man hört, dass im Rahmen der Umbaumaßnahmen links der Berg in Eau Rouge abgetragen wird, damit mehr Platz für Auslaufzonen ist. Zudem sollen Safer Barriers und TecPro-Schutzwälle kommen, denn dann würde das Auto nach dem Aufprall nicht so stark zurückprallen. Kies als Sturzraum sieht Daniel Ricciardo kritisch: "Wenn du bei so hoher Geschwindigkeit seitlich einhakst, kann du dich überschlagen. Das will erst recht keiner."