Ein nackter Ferrari
Nach dem Triple Header und einer kurzen Verschnaufpause geht die Formel 1 im russischen Sotschi weiter. In den bisherigen sieben Ausgaben war die Rennstrecke am Schwarzen Meer fest in den Händen von Mercedes. Wir haben den Teams und Fahrern bei der Vorbereitung über die Schulter geschaut.
Es ist das vorletzte Mal, dass die Formel 1 in Sotschi gastiert. 2023 wird der Grand Prix von Russland nach Sankt. Petersburg umziehen. Und damit eine eher unbeliebte Rennstrecke verabschieden. Das Sochi Autodrom, das auf dem Gelände der Olympischen Winterspiele 2014 integriert ist, war zumindest bislang kein Garant für besonders ereignisreiche Rennen.
Die 5,848 Kilometer lange Rennstrecke ist eher eintönig. Die meisten der 18 Kurven knicken in einem Winkel von 90 Grad ab. Dazu gibt es zwei längere Geraden. Eintönigkeit herrschte bisher auch auf der Ergebnisliste. Sieben Rennen hat die Formel 1 seit 2014 in Sotschi absolviert. Sieben Mal siegte ein Mercedes-Pilot. Vier Mal hieß der Lewis Hamilton, zwei Mal Valtteri Bottas, ein Mal Nico Rosberg.
Motorenstrecke Sotschi
Die Statistik und das Streckenlayout bringen Mercedes automatisch in die Position des Favoriten. In Russland wird wieder Motorleistung gefragt sein. Und da scheint Mercedes weiterhin einen kleinen Vorteil gegenüber Red Bull-Honda zu haben. Dem Weltmeister wäre ein trockenes Rennwochenende am liebsten. Doch das steht in den Sternen. Bereits am Donnerstag begrüßte Sotschi den Formel 1-Tross mit wechselndem Wetter. Am Vormittag regnete es mal, dann wieder nicht. Die Wolkendecke über dem russischen Urlaubsort blieb dauerhaft geschlossen. Und am Nachmittag öffnete sie ihre Schleusen. Das könnte so bleiben. Besonders am Qualifikations-Samstag droht starker Regen.
Bei Temperaturen um die 17 Grad Celsius schraubten die Mechaniker in den Garagen an den Autos herum, und durchliefen die Technische Abnahme. Ferrari baute die neue Power Unit im SF21 von Charles Leclerc ein – und wir konnten beinahe hautnah zusehen. Inzwischen dürfen wir für gewisse Zeiten wieder die Boxenstraße betreten. Zu unserem Glück posierte gerade ein ausgezogener Ferrari vor der Kamera.
Die Fahrer absolvierten unterdessen ihr gewohntes Programm mit den Medien – und schauten sich die Rennstrecke im Vorfeld genauer an. Viel Neues gab es nicht zu begutachten. Es wurden nur ein paar Stücke neu asphaltiert. Der Scheitelpunkt der zweiten Kurve, Kurve 15 sowie die rechte Seite zwischen den Kurven 16 und 17.
Für Technik-Fans gab es deutlich größere Flügel als zuletzt in Monza zu betrachten. Über 77 Prozent der Runde stehen die Fahrer im Sochi Autodrom zwar auf dem Gas. Doch in den vielen verwinkelten Kurven wird Abtrieb benötigt. Die Teams suchen nach dem passenden Kompromiss für die technische Rennstrecke.