Opel kommt nicht zur Messe
Die IAA in München sollte neue Wege gehen, erleben statt Autoshow war der Plan. Der VDA ist überzeugt, dass die Messe trotz Corona funktioniert und verweist auf eine große Zahl von Ausstellern, darunter die wichtigsten Hersteller, die ihre Teilnahme fest zugesagt haben. Stellantis inklusive Opel ist allerdings nicht dabei.
Für 7. bis 12. September 2021 ist in München die nächste IAA geplant. Die Internationale Automobilausstellung kämpfte lange mit der Pandemie. München. Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte "süddeutsche.de" noch Ende Januar gesagt, Oktoberfest und Messe seien "internationale Großveranstaltungen". Dass die eine stattfindet, die andere aber nicht, "das kann ich mir nur schwer vorstellen". Das Oktoberfest ist inzwischen abgesagt, die Messe nicht. Durchaus nachvollziehbar. Denn die Unterschiede zwischen Volksfest und Messe hinsichtlich Ansteckungspotenzial und schierer Zahl an Kontakten dürften nicht nur den Veranstaltern der IAA (Verband der Automobilindustrie und Messe München./span>) riesig erscheinen.
VDA: Von Anfang mit Corona geplant
Dr. Lutz Meyer, Kommunikationschef des VDA, betonte zudem gegenüber auto motor und sport, dass die Automesse von Anfang an unter Berücksichtigung der Pandemie geplant worden sei – mit zahlreichen Veranstaltungen auf Freiflächen, Digital-Komponenten mit Streaming-Angeboten sowie umfangreichem Hygiene-Konzept und vor allem einvernehmlich mit den Genehmigungsbehörden von Stadt und Land.
Der Anmeldestand der Aussteller sei gut, so Meyer. Man habe mehr als 300 feste Buchungen, darunter die großen deutschen Hersteller, wie Audi, BMW, Daimler und VW sowie internationale Marken wie Polestar, Nio oder Xpeng und zahlreiche Digitalunternehmen wie Mobile Eye; zehn Digital-Start-ups allein aus Israel hätten zugesagt. Nicht dabei sind allerdings die Marken des Stellantis-Konzerns – einer Meldung der Automotive News zufolge gilt das auch für das deutsche Traditionslabel Opel, wie ein Stellantis-Sprecher dem Medium bestätigt habe.
Ohnehin wirkt gerade das "Internationale" an der Automesse nach der Entscheidung beispielsweise, dass zu Olympia in Tokio keine ausländischen Gäste kommen sollen, auch für München problematisch. Kommunikationschef Meyer gab allerdings zu bedenken, dass das internationale Impfprogramm ja eher weiter sei als das hierzulande.
Autohersteller ziehen mit
Der VDA hatte auf einer Vorstandssitzung am 24. März die Planungen für die Durchführung der IAA Mobility im September dieses Jahres bekräftigt. Im Vorstand sitzen immerhin die Chefs der deutschen Hersteller und mithin wichtige Aussteller. Hildegard Müller, Präsidentin des VDA, sagte: "Wir wollen die IAA im September durchführen." Meyer geht es dabei nicht nur um die Messe allein: "Wir finden es wichtig, dass die Autoindustrie mit der IAA 2021 ein Signal des Standorts Deutschlands sendet, dass wir die Pandemie überwinden und eine Messe veranstalten können. Und dass wir das so machen, mit Hygienekonzept und Kontaktverfolgung, dass es funktioniert". Als Plattform für den Weg zur klimaneutralen Mobilität sei die IAA von großer Bedeutung, so Hildegard Müller. Lutz Meyer ist überzeugt, dass ihre Durchführung ein positiveres Bild vermitteln wird, als es Deutschland aktuell abgebe.
Keine klassische Autoshow mehr
Tatsächlich klang der Neuanfang nach der letzten, unter Besucherschwund leidenden IAA in Frankfurt (2019) vielversprechend. Speziell aus dem VW-Konzern gab es Sympathiebekundungen. Im allgemeinen Messesterben hat sich wohl die Einsicht durchgesetzt, dass man in Zukunft wohl nur mehr mit einer Leitmesse pro Kontinent rechnen sollte. Und die deutschen Autobauer hätten sicher nichts dagegen, wenn die europäische Leitmesse hierzulande stattfinden würde. Und das Konzept für München überzeugte die wichtigsten Hersteller ebenfalls. Die neue IAA will nicht mehr eine schnöde Autoshow mit dem klassischen Ablauf Pressetage, Fachbesucher, Publikumstage sein. "Die IAA 2021 wird den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit breiten Raum einräumen: mit sauberen, sparsamen Antrieben und Automobilen der modernsten Generation, mit einem umfassenden Mobilität.mix einschließlich Pkw, E-Bikes, E-Scootern und der Einbindung des ÖPNV", versprach die VDA-Präsidentin Hildegard Müller bei der Präsentation des IAA.Konzepts. Martin Koers, Geschäftsführer des VDA ergänzte "Es wird auf der IAA keine Herstellerstände mehr geben, die wie in einem Autohaus auf vielen hundert Quadratmetern alle Produkte präsentieren".
"Auto kann Zukunft haben"
"Mit der neuen IAA präsentieren wir ein absolut neuartiges Veranstaltungskonzept in München. Inhalte, Exponate, Erlebnisse und Diskussionen werden für jedermann zugänglich, seien es die Münchner Bürger oder die Gäste aus aller Welt", erklärt Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München./span> im Juli 2020. Die Neuausrichtung der IAA sei eine der herausforderndsten Aufgaben im internationalen Messegeschäft und eine einzigartige Chance für München.
Das Konzept der neuen IAA sieht drei Schwerpunkte vor:
- Summit – das ist der fachliche Kern der neuen IAA. Ein Branchentreffpunkt auf der Messe, wo sich das "Who is who" der Mobilität.branche trifft. Hier präsentieren Entscheider, Experten, Industrie, Zulieferer und Impulsgeber, die Mobilität von morgen und ihre Innovationen. Hier gibt es Diskussionen, Konferenzen, Vorstellungen und Presse-Events. Wichtig: Das Nicht-Fach-Publikum ist nicht ausgeschlossen.
- Blue Lane – der schnellste Weg, Nachhaltigkeit und Mobilität erfahrbar zu machen. Hier könne die Besucher auf einer innerstädtischen Teststrecke – quasi als Verbindung zwischen dem Summit und dem Open Space – die neuesten Low- und No-Emission-Modelle erfahren.
- Open Space – Treffpunkt, um allen Besuchern an unterschiedlichen Orten Mobilität näherzubringen. Hier soll es an konkrekten Produkten Dialoge über Visionen, Innovationen und Lösungen geben. Dazu sollen Gastronomie, Kunst und Kultur in den Open Space intergriert werden
Die auf sechs Tage verkürzte IAA soll am 7.9. mit einem Presse-Event auf dem Messegelände starten, aber nur wenige Stunden später sollen Summit, Blue Lane und Open Space ihre "Tore" öffnen.
"Mit dem neuen Standort München schlägt die IAA als eine der größten und international bedeutendsten Mobilität.- und Automobilmessen ein neues Kapitel auf", sagte Markus Söder (CSU), Ministerpräsident des Freistaates Bayern. Und auch an die Kritiker der individuellen Mobilität richtete er sich: "Ohne das Auto gibt es auf absehbare Zeit keinen Wohlstand in Deutschland. Auto kann Zukunft haben, ist Bestandteil moderner und innovativer Mobilität."
Neuer IAA.Standort München./strong>
Die IAA 2019 hatte stark unter Besucher-, aber auch unter Ausstellerschwund gelitten. Über 20 große Autobauer waren der Messe fern geblieben, dazu zahlreiche große Zulieferer. 2019 besuchten laut VDA noch rund 560.000 Menschen die Schau in den Messehallen. 2015 hatte man noch 932.000 Besucher gezählt.
Bereits im November 2019 hatte der damalige VDA-Präsident Bernhard Mattes angekündigt, die IAA soll von einer reinen Autoshow zu einer Mobilität.plattform werden – und sie müsse nicht mehr in Frankfurt stattfinden.
Entscheidung für München./strong>
Entsprechend hatten am 23. und 24. Januar 2020 Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, München und Stuttgart dem VDA und VDA-Mitgliedsunternehmen ihre jeweiligen Konzepte für die IAA 2021 präsentiert. Der Autoverband hatte sich im Märze nach der Auswertung aller Konzepte und mit München Vertragsverhandlungen aufgenommen.
"München hat sich damit gegenüber Berlin und Hamburg durchgesetzt. Die drei Städte, die zuletzt in der engeren Wahl als Austragungsort waren, haben allesamt hoch ambitionierte und überzeugende Pläne vorgelegt, um die IAA gemeinsam mit dem VDA weiterzuentwickeln", sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller damals.
München hat laut VDA mit dem Konzept überzeugt, die Innenstadt und die citynahen Places zu einer Bühne für die Faszination Auto zu machen. Die verschiedenen Event-Orte sollen über eine Transferroute samt Vorrangspuren für umweltfreundliche Fahrzeuge mit dem Messegelände verbunden werden. Entsprechend werde die IAA auf die Straße, in die Stadt und zu den Menschen gebracht. Das Ziel von München, die Stadt in eine "Smart-City" mit nachhaltigen Mobilität.lösungen zu verwandeln, hat auch den Ausschlag für die Entscheidung des VDA gegeben. Dazu gesellen sich noch zahlreiche Technologie- und Industrie-Firmen, Automobilhersteller, Forschungseinrichtungen und Startups. Lesen Sie hier, wie sich auto motor und sport die IAA der Zukunft vorstellt.
Die Messe München./span> zählt zu den weltweit größten Messegesellschaften und betreibt nicht nur das Messegelände sondern auch das "ICM" (International Congress Center" und das "MOC" (Veranstaltungscenter München.. Alleine das Messegelände bietet 414.000 Quadratmeter Freifläche, 200.000 Quadratmeter Hallenfläche sowie insgesamt 18 barrierefreie Hallen mit einer Raumhöhe zwischen elf und 16 Metern.
Insgesamt 34 Restaurant- und Catering-Bereiche mit bis zu 5.000 Sitzplätzen sowie zwei weitere Biergärten mit 2.000 Sitzplätzen locken Besucher an.
Zum Vergleich: Das Frankfurter Messegelände kommt auf 60.000 Quadratmeter Freifläche und rund 400.000 Hallenfläche.