1200 Kilometer mit einer Batterieladung
Auch Daimler versucht DAS E-Auto der Zukunft zu bauen. Mit einer maximaler Reichweite von über 1200 Kilometern durch ultimative Effizienz. Und mit Entwicklungshilfe des Formel-1-Teams.
Auf dem Strategie-Tag für Investoren am 6. Oktober hat Mercedes einen Ausblick gegeben, wie das Unternehmen den Wechsel zum Elektroantrieb gehen will. Nach dem EQC auf Basis der Verbrenner-Baureihe GLC startet 2021 der EQS, das erste E-Auto auf Basis einer ausschließlich dafür entwickelten Architektur. Auf dieser Electric Vehicle Architecture (EVA) folgen eine weitere Limousine (EQE) und zwei SUVs (EQG, EQGLS).
Außerdem hat Mercedes-Entwicklungschef Markus Schäfer eine zweite Plattform für kleinere Fahrzeuge vorgestellt: Die Mercedes Modular Architecture (MMA). Sie ist zwar "electric first" entwickelt, hat aber vorne Platz für einen Verbrennungsmotor, um den Hersteller flexibel zu machen für die unterschiedlichen Marktbedürfnisse in verschiedenen Märkten. Bis 2030 sollen etwa 50 Prozent der Mercedes-Neuwagenflotte elektrifiziert sein.
Mehr Reichweite mit kleineren Batterien
Aber neben den Plattformen für konkrete Serienautos will Mercedes auch ein Concept Car entwickeln, das für die Schwaben das ultimative E-Auto darstellt. Mit maximaler Reichweite. In der Präsentation finden sich illustriere Sätze wie "Stuttgart – Nizza" oder "Shanghai – Peking" mit einer Batterieladung? Die Städte zeigen, in welche Dimensionen der EQXX vorstoßen soll: Zwischen den beiden chinesischen Metropolen liegen gut 1200 Kilometer, weiß Google Maps; auch dass dort Mautgebühren anfallen. Derart große Reichweite. sollen nicht von immer größeren werdenden Batterien kommen, weil das Gewicht und Rohstoffeinsatz in die Höhe treibt, sondern von ultimativer Effizienz. Eine erste Skizze zeigt denn auch ein offensichtlich extrem strömungsgünstiges Auto. Weitere Faktoren, die Mercedes als technische Merkmale auch seiner künftigen Serien-Elektro-Autos nennt, sind permanent erregt Synchronmaschinen, ein 2-Gang-Getriebe und 800 Volt Spannung. Das käme allerdings auch besonderer Schnellladefähigkeit zu Gute, die der EQXX wohl eher nicht braucht. Was die Batterietechnologie angeht, dürfte Mercedes im Concept Car auf Zellen mit einer Silizium-Anode setzen. Entwicklungsvorstand Markus Schäfer bestätigte auf Nachfrage, dass man sich zusammen mit Kooperationspartner Sila "Schritt für Schritt" auch für Serienautos auf Anoden aus dem Halbleitermaterial zu bewege.
Vergleichbar ist das mit Audis Leuchtturmprojekt "Artemis", das 2024 ein "hochefizientes Elektrofahrzeug" für Audi auf die Straße bringen soll. Artemis soll zur Blaupause für die Entwicklung von E-Autos im VW-Konzern werden und wird quasi als eigene Organisation innerhalb des Unternehmens aufgesetzt.
Bei Mercedes arbeitet das EQXX-Entwicklungsteam mit dem Formel-1-Team zusammen, das sich durch das Hybridsystem KERS in der Formel und die Formel E seit langem auch mit Elektroantrieben beschäftigen muss. Vielleicht wirkt die Silhouette des Mercedes EQXX auf der ersten Skizze eine bisschen wie ein gestreckter AMG Project One.