Kaum ein BMW kann auf eine gleichermaßen bewegte Geschichte zurückblicken, wie dieser hier: Der Stösser-BMW.
Kaum ein BMW kann auf eine gleichermaßen bewegte Geschichte zurückblicken, wie dieser hier: Der Stösser-BMW.
Wie kommt er zu seinem Namen? Über den Auftraggeber Eugen Stösser, der im Jahr 1934 das Chassis mit der Nummer 46534 geordert hatte.
Der wohlhabende Unternehmer war seinerzeit erfolgreich im Motorsport unterwegs, allerdings mit Motorrädern. Nun wollte er sein Engagement auf den Automobil-Bereich ausweiten.
Zudem plante der Entrepreneur ein Investment in das Unternehmen Zoller, weshalb er in seinem BMW einen Kompressor eben dieser Marke einbauen ließ.
75 PS beherbergt die lange Karosserie aus Aluminium, neben der Eugen Stösser hier stolz posiert.
Am sechs Wettbewerben nimmt Stösser 1934 teil, kommt auf dem Nürburgring als einziger 1100er ins Ziel und holt beim Bergrennen in Ratisbona den Gesamtsieg.
Somit darf sich der Stösser-BMW mit Fug und Recht "Erster Rennwagen der Marke BMW" nennen. Zudem der einzige Sechszylinder mit Kompressor.
1936 verkaufte Stösser sein Sportgerät an einen Herrn Stiller, der selbst bei BMW beschäftigt war. Dieser baut den Wagen im Stil der damals sehr modernen Silberpfeile um.
1961 zahlt Walter Schulz 1.000 Mark für den BMW und siedelt 1970 in die USA über. Gemeinsam mit seinem mittlerweile rot lackierten Sportwagen, der fälschlicherweise als 315/1 bezeichnet wird.
Bis 2008 soltle es dauern, ehe der Flitzer seinen Weg zurück nach Europa findet. Nach 56 Jahren Besitz verkauft Schulz (rechts) das Auto schließlich 2016 an seinen heutigen Besitzer Marek Schramm.
Damit hat der BMW Baujahr 1934 mittlerweile eine lange Reise hinter sich gebracht, die ihm zahlreiche Umbauten beschert hatte.
Die Scheinwerfer hinter dem Kühlergrill wurden nach dem Vorbild des Mercedes W25 bereits in den 1930er-Jahren am BMW installiert.
Über Jahrzehnte wurde die Karosserie - auch als Produkt der zahlreichen Umbauten - als verschandelter 303 oder 315 missverstanden.
Das wertvolle Unikat blieb lange unerkannt. Selbst auf Fachmessen wie der Techno Classica bleibt das Interesse an dem Wagen verhalten.
Ursprünglich fuhr der Sösser-BMW auf 19-Speichen-Felgen, mittlerweile steht er auf Scheiben-Rädern.
Obwohl er 2007 bereits über Belege der BMW-Klassikabteilung verfügt, die das Auto als "Stösser-Spezial" und ehemaligen Rennwagen identifizieren, fehlt vom Kompressor-Motor noch jede Spur.
Der aktuelle Besitzer Marek Schramm wird auf den BMW aufmerksam, als er sich als Veranstalter des Gabelbach-Bergrennens auf die Suche nach einem geeigneten Fahrzeug begibt.
Bei einem Händler erkundigt er sich eigentlich nach einem anderen Fahrzeug, doch der Verkäufer erwähnt am Telefon den roten BMW mit reichlich Patina.
Schramm findet Gefallen an dem zerzausten BMW und erwirbt ihn als "303 Stiller". Erst BMW-Fachmann Dr. Dieter Rose bringt Licht ins Dunkel.
Der Experte belegt mit historischen Fotos vom nackten Sechszylinder-Fahrgestell, dass einst ein Kompressor unter der Haube saß.
Das veranlasste Schramm zum behutsamen Rückbau seines Unikats. So wurden beispielsweise auch die verdeckten Scheinwerfer von 1936 wieder installiert.
Aktuell fahndet Schramm nach einem passenden Kompressor und will den Wagen zudem wieder tieferlegen. Weitere Schritte sind noch in Planung.
Beim Gabelbach-Rennen 2018 will Schramm (im Bild) mit seinem BMW-Rennwagen die Jungfernfahrt wagen.