
Geliebt sind sie nicht - "noch nicht", sagen die Optimisten, "das haben sie auch gar nicht nötig", sagen die Pragmatiker, die einen der drei Stufenheck-Volksautos der 80 fahren. Wie waren mit Opel Kadett, VW Jetta und Ford Orion unterwegs.
Geliebt sind sie nicht - "noch nicht", sagen die Optimisten, "das haben sie auch gar nicht nötig", sagen die Pragmatiker, die einen der drei Stufenheck-Volksautos der 80 fahren. Wie waren mit Opel Kadett, VW Jetta und Ford Orion unterwegs.
Dieser Ford Orion aus dem ersten Produktionsjahr 1983 hat bereits das H-Kennzeichen.
Der 1,6-Liter hat immerhin schon eine obenliegende Nockenwelle und leistet - je nach Vergaser oder Einspritzanlage zwischen 75 und 105 PS. Wir fuhren die schwächste Variante - und dann auch noch in Kombination mit der Kraft schluckenden Dreigang-Automatik. Wir hatten es also nicht eilig.
Das kantige Hartplastik-Cockpit des Ford Orion ist wohltuend funktional gestaltet. Die breite Mittelkonsole wird von keinem Schalter und keinem Schieberegler verunstaltet - diese sitzen in dem Armaturenkasten.
Ein Drehzahlmesser wäre zu viel des Guten, dafür gibt es eine große Zeituhr mit Sekundenzeiger.
Die Sitze sind gemütlich und komfortabel gepolstert, die Beinauflagen recht kurz.
Die Dreigangautomatik schaltet sanft. Zwar hat der Ford keine Servolenkung, aber auch bei langsamer Fahrt lässt er sich recht mühelos bewegen.
Die Mittelarmlehne im Ford Orion ist ergonomisch in der richtigen Höhe platziert.
Rucksack-Escort: Bis zur B-Säule unterscheidet sich der Orion kaum von seinem kompakten Bruder.
Vierzylinder mit 75 PS und 125 Nm beschleunigt den Ford Orion auf bis zu 164 km/h. Bis Tempo 100 vergehen nur 12,6 s.
Der Kleinste: Der Ford Orion bietet 490 Liter Volumen im Kofferraum - die Konkurrenten können da deutlich mehr bieten.
Das ausladende Heck ist das Markenzeichen der Stufenheck-Limousinen. Mit 575 Litern ist der VW Jetta II Spitzenreiter
Sein Alter sieht man diesem Opel Kadett E gar nicht an: Baujahr 1989 und gerade einmal zarte 37.000 km gelaufen.
Der Opel Kadett ist um etwa 20 cm kürzer als der Ford, doch das Platzangebot ist nicht schlechter.
Der Innenraum des Opel Kadett ist minimalistisch, aber funktionell gestaltet.
Die Materialien überzeugen nicht - weder heute noch damals. Dazu ist das Cockpit minimalistisch und beschränkt sich auf Tacho, Temperaturanzeige und Tankuhr.
Opel-Standard der 80er: drei Schieberegler für die Heizung, ein Drehregler mit 4 Stufen für die Lüftung, Zigarettenanzünder und Radio - immerhin mit Autoreverse. Gekrönt wird die Mittelkonsole von der Zeituhr.
Die Sitze des Opels sind ergonomischer, haben eine längere Beinauflage und Kopfstützen, die auch für große Menschen geeignet sind.
Der Opel Kadett E ist das erste Auto der Kompaktklasse, der im Windkanal entwickelt wurde. Seine glatte Karosserie - Spötter nennen sie "rundgelutscht" oder "Windei" - hatte einen hervorragenden cW-Wert von 0,30.
Der 1,6-Vierzylinder leistet 75 PS, das Fünfganggetriebe wird von Hand geschaltet.
Vielleicht lag es am wohlklingenden Namen Formheck, dass sich diese Modellvariante besser verkaufte als der Kombi namens Caravan?
An der Optik ist die Chronologie des Markteintritts zu erkennen: Der Ford Orion ist der älteste - er kam im Sommer 1983. Anfang 1984 folgte VW mit dem Jetta. Und Opel schickte im Spätsommer 1984 den Escort Stufenheck ins Rennen.
Bei der Jugend beliebt: Der VW Jetta II bietet viel Möglichkeit zur Modifizierung, daher wird die günstige Stufenheck-Limousine heute gerne von jungen Leuten gekauft.
Im Motorraum findet sich Golf-Technik, die einfach zu warten ist und eine gute Ersatzteilversorgung verspricht.
Das Heck ist beim Rucksack-Golf verhältnismäßig hoch gezogen, mit 575 Litern bietet der VW dafür auch das größte Kofferraumvolumen im Vergleich.
Kaum wegzudenken: die typischen Kreuzspeichen-Leichtmetallfelgen von BBS.
Die Instrumente im Innenraum erinnern stark an den Golf II. Im Vergleich zu Opel und Ford kann sich der VW in Sachen Materialqualität und Haptik absetzen.
Auch im Jetta gelingt die Einstellung von Heizung und Lüftung über drei Schieberegler und einen Drehknopf.
Die Tachoskala reicht bis 220, mit dem 90 PS-Vierzylinder sind 178 km/h möglich. Bergab und mit Anlauf fällt die 200er-Marke.
Die besten Sitze in dem Trio sind die des VW Golf. Nur ein Problem gibt es: die Gleitschienen-Einsätze verschleißen schnell und die Sitze fangen an zu kippeln.
Einen Schritt weiter gedacht: Der Jetta hat zwei Cupholder und ein Durchladesystem serienmäßig an Bord.
Der VW Jetta ist mit großem Abstand der meistgebaute unseres Trios: Zwischen 1984 und 1992 liefen 1.752.676 Exemplare vom Band, es folgt der Opel Kadett Stufenheck mit rund 740.000 Einheiten vor dem Ford Orion mit 367.890.
Aufgehübscht: Der Besitzer unseres Foto-Jetta hat seinen Wagen mit einem beklebten Kotflügel individualisiert.
Der VW Jetta ist mit rund 2.000 Euro für ein Zustand-2-Exemplar der teuerste. Orion und Kadett liegen bei etwa 1.600 Euro. Mäßige Fahrzeuge im Zustand 4 gibt es ab 300 Euro (Orion, 400 Euro (Kadett) und 500 Euro (Jetta).