Die Automobilbranche bewegt sich. Das kolossale Vorhaben, sich in den 2020er-Jahren vom Verbrennermotor zu verabschieden, steht bei immer mehr Autobauern ganz oben auf der Agenda. So kommt die technologische Transformation in Deutschland und international voran.
"Die Zukunft fährt elektrisch", sagte Audi-Chef Markus Duesmann kürzlich in einem Interview mit der "FAZ". Die Ingolstädter wollen sich zwar nicht auf ein konkretes Ausstiegsdatum aus den Verbrennern festlegen lassen, haben aber angekündigt, keine Diesel- oder Benzinmotoren mehr zu entwickeln.
Aus Richtung des Audi-Mutterkonzerns VW sind ähnliche Töne zu hören. "Aktuell gehe ich nicht davon aus, dass noch einmal eine komplett neue Motorenfamilie an den Start geht", prognostizierte VW-Markenchef Ralf Brandstätter in der "Automobilwoche".
Perspektivisch plant VW für die E-Mobilität und errichtet derzeit eine Batteriefabrik in Salzgitter, die ab 2025 produzieren soll. Bis 2030 hat VW vor, sechs solcher Fabriken zu bauen. Die anvisierte Kapazität entspräche gut doppelt so vielen Batterien, wie 2020 weltweit verbaut wurden.
Ein weiteres Batteriewerk möchte die VW-Tochter Porsche bauen, und zwar in Tübingen. Die geplante Produktionskapazität von 100 Megawattstunden reiche für 1.000 Fahrzeuge pro Jahr, wie Porsche-Chef Blume bei der Präsentation der Pläne Mitte Juni mitteilte.
Auch Daimler verschreibt sich den Stromern, allerdings in einem weniger ambitionierten Tempo. Konzernchef Källenius sagte Anfang Juni 2021: "Wir werden bis 2030 bereit sein, alle Marktsegmente von der A-Klasse bis zur S-Klasse mit Elektrofahrzeugen abdecken zu können."
Ab spätestens 2039, Källenius bezeichnet das als das "konservativste Szenario", soll dann die gesamte Neuwagenflotte von Mercedes CO2-neutral fahren. Auch, dass es schneller gehen könnte, schließt Källenius nicht aus: "Wir schauen uns verschiedene Szenarien an, die noch progressiver sind."
Vorsichtiger beim Verbrennerausstieg verhält sich der Münchener Autobauer BMW. Konzernchef Zipse möchte sich weiterhin an der Marktnachfrage orientieren: "Die wahren Entscheider in unserer Industrie sind die Kunden. Und die sollte man nie aus den Augen verlieren."
Sich flexibel am Kunden orientieren möchte man auch bei Opel. Firmenchef Lohscheller sagte Anfang Mai 2021 zu "Business Insider": "Opel hat im Werk eine moderne Fertigungslinie, und je nachdem, wie die Aufträge variieren, bauen wir genau das, was der Kunde will."
Eine Hürde, vor der weiterhin alle Autobauer stehen, ist der schleppende Ausbau der Ladeinfrastruktur. Laut Zahlen der Bundesnetzagentur sind Stand 1. Juni 2021 deutschlandweit 37.705 Normal- und 6.395 Schnellladepunkte am Netz.
Um das von der Bundesregierung ausgerufene Ziel von einer Million Ladesäulen bis 2030 zu erreichen, muss also noch viel passieren. Rund 2.000 Säulen müssten rein rechnerisch pro Woche hinzukommen - derzeit sind es allerdings nur rund 200.
Einige internationale Autobauer gehen bei der Elektrifizierung ihrer Fahrzeuge entschiedener voran, Fiat zum Beispiel. "Zwischen 2025 und 2030 wird die Produktpalette von Fiat schrittweise rein elektrisch werden", kündigte Fiat-Chef François für die Italiener an.
Ähnliches plant General Motors. Ab 2035 wollen die Amerikaner keinen Verbrenner mehr auf die Straße schicken. Jedoch mit Einschränkungen: Das Vorhaben gilt nur für Fahrzeuge bis 3,8 Tonnen. Dass an entscheidender Stelle das Wörtchen "anstreben" steht, weckt bei manchen Beobachtern Misstrauen.
Vergleichsweise kleinere Hersteller haben es mit der Umstellung leichter. Jaguar beispielsweise kündigte an, schon ab 2025 nur noch rein elektrische Fahrzeuge zu bauen.
Eine entscheidende Rolle bei der Transformation spielt die Politik. Mancherorts hat sie bereits restriktive Maßnahmen angekündigt: In Paris etwa sollen ab 2030 keine Verbrenner mehr fahren dürfen.
Die Technologienation Japan ist der drittgrößte Automarkt der Welt und noch immer stark abhängig von fossilen Brennstoffen. Dennoch hat die Regierung in Tokio verkündet, Verbrennermotoren ab 2035 zu verbieten.
