Sainz tritt aus dem Schatten
In seiner ersten Saison bei Ferrari ist Carlos Sainz Platz 5 vor Charles Leclerc in der Fahrer-WM gelungen. Dabei half auch das Podium in Abu Dhabi, das er beinahe noch verloren hätte.
Ob das eine so gute Idee ist, fragten sich viele, als Carlos Sainz seinen Wechsel von McLaren zu Ferrari bekanntgegeben hatte? Ob er mit dem springenden Pferd nicht eher auf einen wilden Rodeo-Gaul setzt? Ob Lando Norris nicht viel cleverer war, bei McLaren zu bleiben?
Mit gutem Gefühl in Winterpause
22 Rennen später sind wir alle schlauer. Sainz hat sich wunderbar bei den Italienern eingelebt. Und das ohne großes Tam-Tam oder Kontroversen. Mit 4,5 Punkten Vorsprung hat er sich sogar vor seinem ehemaligen Team.ollegen Norris den fünften Platz in der WM gesichert. Und im eigenen Rennstall mit einem 1:0 gegen Charles Leclerc, der Siebter wurde, ein Ausrufezeichen gesetzt.
"Meine erste Saison bei Ferrari mit einem Podium abzuschließen, einem dritten Platz in der Konstrukteurswertung und einem fünften Platz in der Fahrerwertung, ist eine tolle Art, in die Winterpause zu gehen", sagte Sainz zufrieden. Mit Rang drei in Abu Dhabi hinter Max Verstappen und Lewis Hamilton feierte der Sohn des gleichnamigen Rallye-Ass sein viertes Podium der Saison und das fünfte für das Team.
Restart nicht einfach für Sainz
Sainz war auf den Soft-Reifen gestartet und konnte diese besser am Leben erhalten als Leclerc, der bereits in Runde 14 zum Wechsel auf die harte Mischung kam. Sainz entpuppte sich mit dem späten Boxenstopp in Runde 19 als Reifenflüsterer. Bei Leclerc darf man hinterfragen, ob der erneute Stopp in Runde 35 unter dem Virtuellen Safety Car so clever war, weil er mitten im Verkehr rauskam und schließlich Zehnter wurde.
Aber selbst bei Sainz war die Sache kurz vor Schluss noch nicht geritzt. Beim Restart nach der viel diskutierten Safety Car-Phase musste er sich mit zwei überrundeten Autos vor sich herumschlagen – Daniel Ricciardo und Lance Stroll. Ganz im Gegensatz zu Verstappen und Hamilton, die zwischen sich keine überrundeten Autos mehr hatten, weil diese als einzige am Safety Car vorbeiziehen durften.
Der 27-Jährige meinte, dass habe er so vorher noch nicht erlebt und es hätte ihn beinahe noch das Podium gekostet. Nur 0,5 Sekunden trennten ihn bei der Zieldurchfahrt von Yuki Tsunoda auf Platz vier im Alpha Tauri.
Sainz legt Reifeprüfung ab
Zweifelsohne hat Sainz mit seiner Debütsaison in einem Team wie Ferrari eine Reifeprüfung abgelegt. "Ich habe viel gelernt und jetzt vielleicht das stärkste Rennen für Ferrari gehabt", sagte er. "Bei den Starts, beim Rennmanagement und dann würde ich sagen, dass ich im letzten Drittel der Saison der Carlos war, der ich sein wollte, und der Carlos der beiden sehr starken Jahre bei McLaren. Das hat mir die Möglichkeit gegeben, wieder sehr gut im Qualifying zu sein und gut in den Rennen. Und ja, konstant. "
Ob er Leclerc entzaubert hat, der vor der Saison den Nummer 1-Status auf die Stirn geschrieben bekommen hat, lässt sich diskutieren. Der Monegasse hatte einige schwierige Rennen wie Monaco, Baku oder Ungarn. In Monaco und Baku stand er auf Pole. Beim Heimrennen konnte er erst gar nicht starten, weil in Folge seines Crashs die Radnabe einen Riss hatte. In Baku hatte er mit den Reifen Probleme und in Ungarn wurde er unverschuldet in den Startcrash verwickelt. Aber auch selbst hatte er einige Unfälle in diesem Jahr auf dem Konto wie etwa in Imola, Baku und Saudi-Arabien im freien Training.
Definitiv hat Leclerc mit Sainz einen Fahrer im Team, der ihm noch richtig Paroli bieten wird. Zum Abschluss stand für beide noch der Test mit Pirelli in Abu Dhabi an, bevor es in die Winterpause geht.