Verstappen-Fehler Glücksfall?
Stellt sich der Fehler von Max Verstappen, der ihn auf Soft-Reifen zwingt, am Ende als Glücksfall heraus? Ferrari, Alpine und McLaren wählten diesen Startreifen ganz bewusst. Das könnte das Verkehrsproblem für Verstappen aus dem Weg räumen.
Lewis Hamilton hat den schlechteren Startplatz, aber den besseren Reifen mit Blick auf die Rennstrategie. Der Medium-Reifen gibt ihm mehr Flexibilität bei der Rennstrategie, weil er später einbricht und länger halten wird. Im ersten Moment ärgerte sich Max Verstappen über seinen Verbremser im Q2, weil er ihn für den Start des wichtigsten Rennen des Jahres auf den Soft-Reifen zwingt.
In der Strategiesitzung war Red Bull noch gespalten. "Es war eine 50/50-Entscheidung. Wir wollten auf dem Medium-Reifen starten, weil er ein bisschen robuster ist, sind aber jetzt auch nicht übermäßig verärgert, dass wir den weicheren Reifen nehmen müssen", lässt Teamchef Christian Horner durchblicken. Verstappens Longrun auf Pirellis weichstem Reifen gibt Anlass zur Hoffnung, dass er je nach Fahrweise 14 bis 18 Runden hält. Horner hofft: "Die Position auf der Strecke könnte wichtiger sein."
Ferrari, Alpine und McLaren im gleichen Boot
Verstappens Fehler könnte sich aber auch noch aus einem ganz anderen Grund als Glücksfall erweisen. Die Red Bull-Piloten sind mit ihrer aufgezwungenen Reifenwahl nicht allein. Ferrari, Alpine und McLaren haben sich freiwillig für die Soft-Gummis entschieden. "Weil wir glauben, dass der Soft-Reifen uns das schnellere Rennen bringt", erklärt Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. "Wir hätten das Q2 auf dem Medium-Reifen geschafft, haben uns aber ganz gewusst für die weicheren Reifen entschieden."
Ferrari stellte bei den Rennsimulationen am Freitag fest, dass der Soft-Reifen länger hält als erwartet. "Das lässt uns die Freiheit mit einem oder zwei Stopps zu fahren. Ich glaube, Verstappen ist gar nicht so schlecht bedient", meint der Ferrari-Capo. So sieht es auch Alpine-Einsatzleiter Alan Permane. "Wir haben uns von Anfang an auf den Soft-Reifen festgelegt. Der Nachteil zum Medium-Reifen ist zu gering, als dass er für uns das Risiko rechtfertigen würde, es im, Q2 auf Medium-Reifen zu probieren."
Alpine will bis Runde 18 durchhalten
Permane verweist auf Pierre Gasly und Lando Norris, die es zunächst auf der Medium-Mischung probiert hatten, dann aber feststellten, dass es nicht reicht. Gasly flog raus. Norris rettete sich mit dem Soft noch ins Q3. Und ist jetzt gar nicht so unglücklich, weil es ihm beim Start im Duell mit Hamilton einen Vorteil gibt.
Permane glaubt, dass man mit dem Soft-Reifen bis Runde 18 kommt. "Wenn wir es bis dahin schaffen, ist auch ein Stopp möglich." Für Verstappen sind das gute Nachrichten. Ferrari, Alpine und McLaren werden zu einer ähnlichen Zeit ihre Boxenstopps abwickeln, stehen also nicht im Weg. Nur die Mercedes-Piloten und Yuki Tsunoda fahren in den Top Ten auf Medium-Reifen los. Tsunoda wird schnell Platz machen. Damit hat Hamilton nur noch Valtteri Bottas als Mitstreiter.