Stellantis kurz vor CEO-Entscheidung
Stellantis scheint seinen seit Monaten vakanten Chefposten zu besetzen – ein aussichtsreicher Kandidat steht schon fest. In den USA genießt er großes Vertrauen.
Stellantis scheint bei seiner langwierigen Suche nach einem neuen Chef zu einem Ergebnis zu kommen. Als aussichtsreicher Kandidat gilt der aktuelle Amerika-Chef Antonio Filosa. Seit dem Rücktritt von Carlos Tavares Anfang Dezember 2024 war der Posten unbesetzt. Während der Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden hat Stellantis-Aufsichtsratsvorsitzender John Elkann auch diesen Posten kommissarisch bekleidet.
Jetzt lassen Insider durchsickern, dass die Stellantis-Verantwortlichen kurz vor einer Entscheidung stünden. Antonio Filosa gilt zwar als einer der Favoriten, aber die Insider betonen, dass die Situation weiterhin ungewiss sei – die Verantwortlichen könnten sich auch für einen anderen Kandidaten entscheiden. Die vertraulichen Quellen melden zudem, dass es wegen des unbesetzten Chefpostens zunehmend Unruhe im Unternehmen gäbe – Entscheidungsfindungen seien ins Stocken geraten.
Seit Jahren Top-Manager
Filosa kam in Neapel zur Welt und arbeitet seit 2018 bei Fiat. Inzwischen hat der Top-Manager eine steile Karriere hingelegt, seit der Gründung von Stellantis im Jahr 2021 gehört er zur Unternehmensführung. Er war bereits der Chef für Stellantis‘ Geschäfte in Südamerika, Chef der Marke Jeep und COO (Chief Operating Officer) für Nordamerika. Aktuell leitet er die Geschäfte in ganz Amerika und die amerikanischen Stellantis-Marken (Chrysler, Dodge, Jeep, Mopar, Ram), gleichzeitig ist er CQO (Chief Quality Officer) des Konzerns.
Der 2018 verstorbene Chef von Fiat Chrysler Automobiles Sergio Marchionne soll Filosa gefördert haben. Als sich unter Führung von Carlos Tavares das Verhältnis zwischen der Unternehmensführung und den Werken und Händlern in den USA merklich abkühlte, reiste Filosa durchs Land, um das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen. Dies hat offenbar geholfen: Von Tavares frustrierte US-Händler loben Filosas Engagement zur Ankurbelung der US-Umsätze. Seine Entscheidungen, Tim Kuniskis an die Spitze von Ram zurückzuholen, Bob Broderdorf zum Jeep-Chef zu ernennen und Jeff Kommor zum Chef des Flottengeschäfts zu machen, gelten als kluge Schachzüge, um die US-Marken wieder profitabler zu machen.
Externe Kandidaten
Auch die Führung der Autobauer-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) spürt eine Verbesserung ihres Verhältnisses zum Autobauer, seit Filosas bei Stellantis-Nordamerika die Führung übernommen hat. Tavares hatte Entlassungen und Investitionskürzungen angekündigt, diese hat Filosa zu Beginn diesen Jahres teilweise zurückgenommen.
Auch externe Kandidaten kommen für den Stellantis-Chefposten infrage. Hyundai-Chef José Muñoz gilt ebenso als Kandidat wie Mike Manley, Chef des großen US-amerikanischen Autohändlers AutoNation. Keiner der genannten Kandidaten hat sich bisher zu den Stellantis-CEO-Gerüchten geäußert.
Herausfordernde Zeiten
Auf den Stellantis-CEO warten große Aufgaben. Aktuell laufen die Geschäfte für viele Konzernmarken schwierig. Für die Geschäfte der italienischen Konzernmarken hat die Gewerkschaft der italienischen Autobauer kürzlich eine Warnung ausgerufen – der Zusammenbruch der Geschäfte auf den Stand des Jahres 1956 erfülle sie mit großer Sorge. Gleichzeitig hat Lancia seinen Wiederstart in Deutschland auf unbestimmte Zeit verschoben und eine Unternehmensberatung hat Gerüchte um den Verkauf von Alfa-Romeo und Maserati befeuert. In den sozialen Medien äußern Nutzer teilweise die Befürchtung, französische Marken könnten die italienischen Marken in einem konzerninternen Machtkampf verdrängen. Diese Problematiken müsste ein neuer Stellantis-CEO in den Griff bekommen.