Vom Aussterben bedroht

Ganz langsam verschwindet der CD-Player aus den Autos. Wir verraten Ihnen, wer das Extra schon rausgeworfen hat und wo sich die Discs noch drehen.
Vinyl-Fans haben das Recht auf einen verklärten Blick in die Vergangenheit nicht allein gepachtet. Wer in den 1990er-Jahren aufgewachsen ist, hat möglicherweise Stunden damit verbracht, an einer Armada von CD-Playern in großen Elektronik-Kaufhäusern die neusten Alben Probe zu hören. Nicht zu vergessen all die CDs, die man sich für Urlaubsreisen und dergleichen gebrannt hat. Das Schöne dabei: Man musste eine echte Auswahl treffen, denn viel mehr als 15 Lieder pro Scheibe waren nicht drin. Entsprechend intensiv war die Auseinandersetzung mit der Musik, doch wir schweifen ab. Die Compact Disc hat vielleicht keinen qualitativen Vorteil gegenüber hochwertigen Streaminganbietern, aber es geht eben um die emotionale Komponente.
Hier gibt's keine CD-Player mehr
Der Umbruch im Cockpit ist aktueller denn je. So gab es bei BMW bis März 2021 noch im 2er Active Tourer und im X1 einen CD-Player als Sonderausstattung, doch mit der Umstellung auf die neue Preisliste im Juli 2021 ist die Option entfallen. Bei Porsche war für Panamera und Cayenne bis Juni 2021 noch ein DVD-Wechsler bestellbar, jetzt gibt es diese Abspielmöglichkeit für kein Modell mehr. Bei Mercedes war es die vorige S-Klasse (Baureihe 222), die als letztes Modell auf Wunsch noch einen CD-Player im Handschuhfach tragen durfte. Immerhin: Für Bestandsfahrzeuge bieten die Stuttgarter das Extra weiterhin zum Nachrüsten an, neue Modelle werden jedoch keine CDs mehr abspielen können.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Skoda. Hier war der CD-Player in Superb, Kodiaq und Karoq aus dem Modelljahr 2020 noch Bestandteil des Navigationssystems Columbus. Das letzte Fahrzeug für Hobby-Disc-Jockeys war der Citigo-e iV, mittlerweile gibt es gar keines mehr. Das ist übrigens kein europäisches Phänomen. Auch der US-Konzern GM hat jüngst angekündigt, kein Auto des Modelljahres 2022 mehr mit einem CD-Player auszustatten. Das betrifft also alle Autos von Chevrolet, Buick, GMC und Cadillac.
Falls Sie nun glauben, dass Sie sich bei Opel deshalb nicht in Verzicht üben müssen, weil die Rüsselsheimer nicht länger zu GM gehören, täuschen Sie sich. Auch bei der neuen Stellantis-Marke findet sich diese Ausstattung in keinem Fahrzeug mehr – weder Pkw noch Nutzfahrzeug. Zuletzt gab es das Abspielgerät im Opel Combo Life bis Mitte 2020. Ein Sprecher begründet die Entscheidung so: "Allgemein kann man sagen, dass die CD-Player nachfragebedingt in den Jahren 2017 bis 2020 aus dem Lieferprogramm der einzelnen Fahrzeuge zugunsten von Multimediasystemen genommen worden sind. Durch die Kompatibilität mit Smartphones via Bluetooth, Android Auto oder Apple Carplay sind CD-Player im Auto immer weniger nachgefragt." Aus diesem Grund dürfte auch Volvo das Abspielsystem gestrichen haben. In keinem aktuellen Auto der Schweden lassen sich heute noch CDs abspielen.
Hier gibt's noch CD-Player
Ein gänzlich anderes Bild bietet sich den Audi-Kunden. Als Option bieten die Ingolstädter einen CD-Player noch immer für A6, A7, A8, Q7, Q8, E-Tron, TT und R8 an. So viele Autos aus dem eigenen Portfolio stattet kein anderer Hersteller damit aus. Bei Honda und VW sind gar nur Einzelkämpfer unterwegs. Für Volkswagen der Sharan, für Honda der HR-V. Wer wenigstens ein bisschen mehr Auswahl möchte, kann sich bei Ford umschauen. In S-Max und Galaxy gibt es den CD-Player für alle, die sich das Infotainmentsystem Sync 3 inklusive Navi bestellen. Im Mustang – und auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal – ist der CD-Player sogar serienmäßig an Bord.
Sie sehen: So ganz sind die kleinen Silberlinge noch nicht aus den Cockpits verschwunden, doch der vollumfängliche Abschied naht in großen Schritten. Vielleicht werden Sie sehnsüchtig an den CD-Player denken, wenn Sie durch eines der viel zu häufigen Funklöcher in der Bundesrepublik fahren und zuvor keine Musik auf das Smartphone geladen haben. Oder wenn Sie die Lieder von ihrer selbst gebrannten CD "Italien Roadtrip 1999" nicht in den Datenbanken von Spotify und Co. finden.