4 Cabrios im Vergleich

Mit dem neuen Mercedes CLK Cabrio kommt frischer Wind in die Cabrio-Mittelklasse. Ein Vergleich des CLK 230 mit dem BMW 328i, dem Saab 9-3 SE Turbo und als Joker im Spiel – dem neuen Chevrolet Camaro Cabrio.
Der Viersitzer bleibt das Cabrio.et der Vernunft. Die Unterbringung zusätzlicher Passagiere im zugigen Fond mag zwar nur kurzzeitig verlockend sein, aber bei geschlossenem Dach sind die besseren Transportmöglichkeiten ein entscheidender Vorteil, abgesehen davon, daß sich hinten auch Gepäck verstauen läßt. Gerade als Reisecabrio sind die Angebote der oberen Mittelklasse natürlich besonders reizvoll. Ihr neuer Star heißt Mercedes CLK, jüngster Sproß in einer langen Ahnenreihe viersitziger Cabrio.ets. Im Gegensatz zu diesen erfreut er aber durch vergleichsweise volkstümliche Preise.
Die getestete Kompressorvariante CLK 230 kostet 75 864 Mark, komplett mit elektrischem Verdeck und automatisch aktiviertem Überrollschutz. Damit orientiert sie sich eng an den wichtigsten Konkurrenten. Der vergleichbare Evergreen von BMW, das 328i Cabrio, kommt einschließlich des Automatikverdecks (Aufpreis 2150 Mark) auf 71 550 Mark. Für die ausfahrbaren Überrollbügel hinter den Fondsitzen müssen hier aber weitere 2200 Mark draufgelegt werden. Saab, ebenfalls Stammgast in dieser Marktnische, kann für 73 450 Mark mit dem turbobefeuerten 9-3 SE Cabrio dienen, Automatikdach inbegriffen, nicht jedoch der separate Überrollschutz, der bei Saab auch nicht als Extra zu haben ist. Der Schwede verwöhnt statt dessen ab Werk mit CD-Player, Klimaautomatik und Ledersitzen.
Für den exotischen Touch in der Vergleichsrunde sorgt das neue Chevrolet Camaro Cabrio. Rein preislich ist es das Hammerangebot: Der bolidenartig gestylte US-Wagen wird als V6 offiziell für 60 925 Mark angeboten. Dafür gibt es mehr Hubraum (3,8 Liter), mehr Mumm (305?Nm) und mehr Luxus (Klima, Leder, Automatik, elektrische Verdeckbetätigung und Sitzverstellung) als bei der erlauchten Konkurrenz, vom überlegenen Show-Effekt ganz zu schweigen. Auf Profaneres wie Seitenairbags und Überrollbügel muß der Chevy- Fahrer aber verzichten. Außerdem muß er sich damit abfinden, daß es sich beim Camaro ungeachtet der gewaltigen Abmessungen eher um einen 2+2-Sitzer handelt. Immerhin ist aber die Not auf den hinteren Notsitzen noch erträglich, und bei Bedarf kann die Sitzlehne durch Umklappen in eine Ladefläche verwandelt werden. Vorn macht die üppige Innenbreite den Camaro dagegen zum Raumschiff unter den Mittelklasse- Cabrios, während der Saab mit dem größten Knieraum im Fond den besten Viersitzer abgibt.
Im Saab darf auch das Gepäck etwas umfangreicher ausfallen, zumal sich selbst hier die Rücksitzlehne als Ladefläche nutzen läßt, ein Plus, das BMW und Mercedes nicht bieten können. Schwierig gestaltet sich nur die Bestückung des Kofferraums: Schon die leiseste Berührung der Schutzhülle für das dort eintauchende Stoffdach legt die Verdeckbetätigung lahm. Grundsätzlicher ist ein anderer Mangel des offenen 9-3. Wer von Saab aus Tradition die feste Burg erwartet, den muß die Verwindungsfreudigkeit des Cabrios arg enttäuschen. Daß es anders geht, beweist der Mercedes. Er ist kaum weniger verwindungssteif als das Coupé und setzt diesbezüglich unter den Viersitzern die Maßstäbe. Auch dem BMW Cabrio kann man nicht viel vorwerfen, dafür aber dem sorglos verarbeiteten Chevrolet, der schlechte Straßen mit einem lebhaften Twist & Shake beantwortet.
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Überhaupt läßt sich an ihm ablesen, daß die Vorstellungen von Qualität in den USA noch immer andere sind als in Europa. Mit Petitessen wie optimierten Spaltmaßen und akkuraten Passungen hält man sich bei Chevrolet offenbar nicht auf. Gediegenheit der europäischen Art ist ihm fremd, was ihn nachdrücklich vom BMW unterscheidet, der in Sachen Qualitätseindruck vorn liegt. Bei Mercedes und Saab beeindrucken besonders die hochwertigen, straff sitzenden Verdecke, die deutlich weniger Windgeräusche verursachen als das BMW.Dach. Auch der Camaro ist in dieser Beziehung nicht übel und wartet obendrein mit einer heizbaren Heckscheibe aus Glas auf. Nur der BMW begnügt sich noch mit kratzempfindlichem PVC, ist aber als einziger im Quartett mit einem Hardtop zu haben. Das weiche Fenster im BMW.Dach hat allerdings auch seinen Vorteil. Weil es größer sein kann, als die Glasscheiben der Konkurrenten, ist die Sicht nach schräg hinten weniger eingeschränkt. Am größten fällt der tote Winkel im Chevrolet aus, wo Spurwechsel zur reinen Nervensache werden. Der Öffnungsakt beginnt mit dem Entriegeln oberhalb der Frontscheibe. Bei Mercedes und Saab läßt sich das mit einem einzigen Handgriff erledigen, der mit zwei Spanngriffen versehene Camaro verlangt dagegen etwas mehr Einsatz, während beim BMW.Verdeck auch dieser Vorgang automatisch abläuft.
Alles weitere besorgt der berühmte Knopfdruck – mehr oder weniger zumindest. Denn ordentliche Cabrio.ahrer, die ihre Verdeckgruft sauber abgedeckt sehen möchten, müssen beim Camaro noch drei Hartplastikpaneelen zu einer Persenning zusammenbauen. Die ersehnten Cabrio.efühle erlebt man am vorteilhaftesten im BMW. Die relativ niedrige, schlank umrandete Frontscheibe trübt den Openair- Genuß am wenigsten. Anders im Mercedes, wo oberhalb der Scheibe ein breiter Dachfortsatz stört. Der Camaro mit seiner weit nach hinten gezogenen Windschutzscheibe kann den passionierten Cabrio.ahrer ebenfalls nur mäßig beglücken, und selbst im Saab fühlt man sich etwas eingemauert. Auch was die sonstigen Freuden des Fahrens betrifft, spricht vieles für das BMW Cabrio. Die ihm eigene Kombination von Agilität, Komfort und Temperament bleibt ungeachtet der Tatsache, daß es auf dem alten Dreier basiert, von höchstem Reiz. Besonders der leistungsfreudige Sechszylinder-Reihenmotor ist nach wie vor erste Sahne, nicht zuletzt im Verbrauch, der deutlich unter den Werten der Konkurrenten liegt.
Die Überraschung des Vergleichs lieferte aber der CLK. Die Fahrwerksqualitäten, die Mercedes diesem C-Klasse-Derivat anerzog, stellen selbst den Dreier in den Schatten. Das CLK Cabrio bietet den besten Federungskomfort, die besten Bremsen und besticht durch eine kaum zu erschütternde Fahrstabilität. Nur im Handling ist ihm der lenkpräzisere BMW noch eine Spur voraus. Dagegen wirken die Antriebsqualitäten weniger berauschend. Der Kompressor-Vierzylinder benimmt sich zwar erfreulich kultiviert und zieht kraftvoll durch. Die Vitalität des drehfreudigen BMW.Motors geht ihm aber ab. Auch in den Fahrleistungen hinkt er hinterher. Um mit dem 328i mitzuhalten, braucht es den erheblich teureren CLK 320.
Dem Saab gelingt das schon eher. Andererseits muß man einräumen, daß die Nutzung der stattlichen Kraftreserven nicht nur Freude, sondern mitunter auch Verdruß bereitet. In engeren Kurven verpufft die plötzlich anschwellende Turbokraft des Fronttrieblers im Scharren der Antriebsräder.Eine Antriebsschlupfregelung, serienmäßig bei BMW und Mercedes, bietet Saab nicht einmal gegen Aufpreis. Die mangelnde Traktion beeinträchtigt auch die ohnehin nur durchschnittlichen Fahreigenschaften. Das angeborene Untersteuern ufert weiter aus, und in der etwas trägen Lenkung machen sich Antriebseinflüsse bemerkbar. Das alles wird begleitet von kräftigen Wankbewegungen, so daß der Saab-Fahrer auf kurvigen Straßen eher einer gemächlicheren Fahrweise zuneigt, was auch die mangelnde Seitenführung der Sitze nahelegt.
Turbotypisch steigt der Verbrauch bei erhöhtem Leistungsbedarf stark an. Im Test kam der Saab auf 12,6 L/100 km, etwas mehr als der auch nicht gerade sparsame Mercedes (12,4 L/100 km). Vorbildlich ist dagegen die Laufkultur des von Ausgleichswellen beruhigten Vierzylinders. Daß sich der Camaro, mißt man ihn an europäischen Maßstäben, schwer tut, liegt nahe. Sein Stoßstangenmotor etwa, oder die starre Hinterachse sind nun mal aus einer anderen Welt. Dafür hielt sich der Chevy im Vergleich aber erstaunlich wacker. Heftig rumorend sorgt der betagte V6-Motor für ansehnlichen Vortrieb und verhilft dem 1,7 Tonnen-Gefährt scheinbar mühelos zu Beschleunigungswerten auf Mercedes. Niveau. Seine Viergangautomatik mit Schongangauslegung überzeugt dabei durch zügige Gangwechsel und einen kraftvoll zubeißenden Drehmomentwandler. In puncto Feinschliff muß der Camaro allerdings passen. Der Lenkung mangelt es an Präzision, der Hinterachse mitunter an Bodenhaftung, und die Federung könnte eine straffere Dämpfung gebrauchen. Freunde amerikanischer Autokultur werden das verschmerzen. Für sie gehört der rauhe, aber herzliche Charakter des Camaro ganz einfach zur Muscle Car-Tradition, genau wie die bescheidenen Bremsen und der etwas höhere Verbrauch. Auch wenn sich damit nun mal kein Vergleichstest gewinnen läßt.