Citroën Xsara Coupé 1.8i 16V im Test

Mit einem Coupé auf Basis des Xsara will der französische Hersteller Citroën den Spaßfaktor in der allzu nüchtern geratenen Kompakt-Baureihe erhöhen. Im Test der 110 PS starke 1,8 Liter-Vierzylinder mit Vierventiltechnik.
Wenn das viertürige Schrägheckmodell im Xsara-Programm die Rolle des Biedermanns spielt, könnte das Coupé auf der gleichen Plattform den Brandstifter-Part übernehmen. Nicht nur kleine Spoiler an Front und Heck sowie die 15 Zoll-Leichtmetallfelgen, die es in Verbindung mit der VTS genannten Spitzenversion gibt, vermitteln im Vergleich zum Viertürer eine gefälligere Anmutung. Auch die leicht ansteigende Seitenlinie sowie die filigranere C-Säule sorgen mit für jenen Schuß Esprit, der bei der Limousine fehlt. Wer glaubt, diese stilistischen Vorzüge mit bauartbedingten Nachteilen bezahlen zu müssen, der irrt. Obwohl es in Coupés naturgemäß etwas enger zugeht als in Viertürern, bewegt sich das Platzangebot auf einem guten Niveau.
Auch durch die Aussparungen an den Rückseiten der Vordersitzlehnen entsteht genügend Beinfreiheit, und nicht allzu groß gewachsene Personen dürften selbst mit der Kopffreiheit zufrieden sein. Mehr als vier Personen sollten aber nicht an Bord sein. Das Coupé ist zwar als Fünfsitzer zugelassen, in der Praxis kann man es aber selbst Kindern nicht zumuten, im Fond zu dritt nebeneinander zu sitzen. Durch eine serienmäßige Einstiegshilfe mit Memory- Funktion (Sitz schwingt automatisch in die alte Position zurück) auf beiden Seiten gestaltet sich auch der Zustieg in den Fond als nicht allzu schwierig, wobei der Beifahrer- Seite eindeutig die Präferenz zu geben ist: Der Sitz rückt hier noch weiter vor, und die Lehne fällt nicht wie auf der Fahrer- Seite immer wieder zurück. Für ein Coupé dieser Größenordnung bietet der Xsara auch ein bemerkenswert geräumiges Gepäckabteil: 408 Liter Volumen (bei umgeklappter Rücksitzbank bis zu 1190 Liter) stehen hier zur Verfügung. Zum Vergleich: Ein Renault Mégane Coach faßt nur 290 Liter, und selbst ein viertüriger VW Golf bietet nur 330 Liter Volumen.
Überdurchschnittliche Werte, die der Motor nicht mitbringt. Der 110 PS starke Vierventiler gefällt mit spontaner Gasannahme und gleichmäßiger Kraftentfaltung. Mit dem Temperament des neu entwickelten 1,8 Liter-Vierventilers (115 PS), der im neuen Opel Astra zum Einsatz kommt (siehe Heft 6/98), kann er aber nicht mithalten. Die Unterschiede betragen bei Beschleunigung und Elastizität zwischen ein und zwei Sekunden, der Xsara-Verbrauch liegt mit 8,9 Liter pro 100 Kilometer sogar einen halben Liter höher. Wer den direkten Vergleich nicht ziehen kann, wird trotzdem zufrieden sein.
Auch die Citroën-Antriebseinheit vermittelt in Kombination mit dem kurz übersetzten Fünfganggetriebe eine sportliche Note. Störender erweist sich das Brummen des Motors, das mit höherer Drehzahl anschwillt. Um den im Vergleich zum Viertürer etwas sportlicheren Charakter auch fahrwerksseitig zu unterstützen, verfügt das Coupé in der VTS-Version über eine straffere Feder-Dämpfer- Abstimmung. Der gute Citroën- Federungskomfort leidet darunter kaum, es ist allenfalls eine etwas größere Querfugen-Empfindlichkeit feststellbar. Wenig Unterschiede gibt es aber auch im Hinblick auf das Fahrverhalten in schnell durchfahrenen Kurven. Auf plötzliches Gaswegnehmen reagiert das Coupé, dessen Hinterachse wie bei der Limousine mit einer speziellen Kinematik zum Mitlenken ausgerüstet ist, mit einem kräftigen Heckschwung – eine Unart, die auto motor und sport bereits im Einzel- und Vergleichstest der Limousine kritisiert hat (siehe Heft 20/97 und 24/97).
Im Vergleich zu Sportcoupés wie dem Ford Puma, fehlt ihm zudem jene Handlichkeit, die auf kurvenreichen Strecken für besonderen Fahrspaß sorgt – eine Folge der Lenkung, die zwar leichtgängig ist, aber um die Mittellage etwas verzögert anspricht. Verbesserungen hat Citroën indes bei den Bremsen erzielt. Die stärkeren Motorvarianten besitzen Scheiben- statt Trommelbremsen hinten, einen größeren Scheibendurchmesser vorne sowie andere Beläge. Maßnahmen, die dafür sorgen, daß der 1.8i 16V sehr gute Bremswerte aufweist: Kalt verzögert er mit 10,1 m/s2, mit voller Zuladung bei der zehnten Bremsung aus 100 km/h immer noch mit 9,7 m/s2. Da sich die schwächeren Motorversionen im Test (siehe Heft 24/97) als fadingempfindlich erwiesen haben – der 1.9 TD verzögert nach der zehnten Vollbremsung nur noch mit 7,4 m/s2 – erscheint es unverständlich, warum Citroën die Bremsanlage des 1.8i 16V nicht überall einsetzt.
Die aufwendigere Technik erfordert ihren Preis, und mit 15.900 Euro liegt das Xsara Coupé etwas über der Konkurrenz (siehe Kasten Seite 50). Im Preis inbegriffen ist aber neben der umfangreichen Serienausstattung (Doppelairbags, Sidebags, ABS, Radio mit Lenkradfernbedienung) auch das sogenannte Vertrauenspaket, das eine Ausdehnung der Garantie auf drei Jahre umfaßt. Attraktiv dürfte sich das Xsara Coupé aber vor allem für jene erweisen, die ein sportlich anmutendes Auto mit gutem Komfort suchen. Für diese Klientel ist der Zweitürer richtig fit.