Fahrbericht Chevrolet Tahoe LT

Stärker, komfortabler und sparsamer als sein Vorgänger präsentiert sich der neue Chevrolet Tahoe. Der fünf Meter lange und bis zu acht Personen Platz bietende Luxus-Offroader wird von einem 5,3-Liter-Achtzylinder mit 273 PS angetrieben.
Für ein Ende des seit Jahren anhaltenden Booms der letzten automobilen Saurier, so scheint es, kann in den USA allenfalls ein Meteoriten-Einschlag in Form einer Initiative des Gesetzgebers sorgen.
Allerdings reagiert der US-Bürger mit höchster Empfindlichkeit auf Einschränkungen seiner Mobilität. Benzinpreise, die der Verbreitung der großvolumigen Sport Utility Vehicles eine Ende setzen könnten, gelten als ähnlich schwer durchsetzbar wie schärfere Waffengesetze.
Also boomen sie weiter, die schweren Brocken, weil sie die eigentlichen Nachfolger der klassischen Straßenkreuzer sind – mit gewaltiger Transportkapazität und großvolumigen V8-Motoren.
Jüngster Beitrag zum Markt der Full-Size-Offroader ist der nach einem See in Nordkalifornien benannte Chevrolet Tahoe. Von der aktuellen Mode der Pkw-haften Allradler ist er genau so weit entfernt wie alle seine Vorgänger, deren erster, der bereits 1935 präsentierte Suburban Carryall, als Urvater aller SUVs (Sport Utility Vehicles) gilt.
Als Basis für den Tahoe des Jahrgangs 2000 dient der Pickup Silverado. Klassische Lastwagen-Bauweise also, mit einem generös dimensionierten Fahrgestell-Rahmen und aufgesetzter Karosserie.
Unterm Heck allerdings herrscht Neuzeitstimmung. Die Hinterachse bleibt zwar ein gewichtiger Vertreter der starren Bauweise. Aber es gibt keine Blattfedern mehr, wie sie bei amerikanischen Trucks noch immer weit verbreiteter Standard sind.
Die Starrachse wird von fünf Lenkern exakt geführt, für die Verarbeitung von Straßenstößen sind Schraubenfedern zuständig. Bei der höherwertigen der beiden Ausstattungsvarianten LS und LT kommen sogar noch adaptive Stoßdämpfer hinzu, deren Kennung sich blitzschnell der jeweiligen Straßenbeschaffenheit anpasst.
Auf diese Weise technisch hochgerüstet undunterstützt von einem stattlichen Leergewicht von 2,4 Tonnen, zeigt der Tahoe.en harmonischen Federungskomfort des verschwenderisch dimensioniertenamerikanischen Reisewagens.
Er lädt förmlich dazu ein, sich auf den langen Highway-Trip zu machen, wobei man sich kaum Gedanken darüber machen muss, wer oder was mitgenommen werden kann. Bestückt mit nur zwei Sitzreihen, bietet der Tahoe üppige Bewegungsfreiheit für fünf Personen und dazu einen Kofferraum, in dem der Hausrat einer durchschnittlichen Familie Platz findet: 1.895 Liter passen hinein.
Mit umgeklappter Rücksitzbank und damit zum Zweisitzer gemacht, schluckt der Tahoe sogar 3.348 Liter. Und wer den Chevy mit dritter Sitzreihe als Kleinbus mit insgesamt acht Plätzen nutzt, findet im Heck immer noch einen veritablen Mittelklasse-Kofferraum (460 Liter) vor.
Alles an diesem Auto verkündet die uramerikanische Weisheit, dass größer auch besser ist – bis hin zu den üppig dimensionierten Sitzen und Bedienungsknöpfen. Der Tahoe ist, auch ohne das beliebte Make-up aus Plastikholz, ein gemütliches Wohnzimmer auf vier Rädern, ein Auto, das der verlässliche Kumpel sein will, auf den auch in schlechten Zeiten Verlass ist.
Die Klimaanlage, amerikanisch perfekt und für den Fond getrennt einstellbar, hält die Hitze draußen. Und im Schneesturm sorgt der automatisch zuschaltende Allradantrieb, der per Knopfdruck auf starren Durchtrieb und auf kurze Offroad-Übersetzung geschaltet werden kann, dafür, dass der Chevrolet Tahoe keinen unerwünschten Zwischenstopp machen muss.
Höchstens an der Tankstelle. Aber 98 Liter Tankinhalt sorgen ebenso für erträgliche Intervalle wie die jüngste Version des erfolgreichsten Automobilmotors aller Zeiten.
Der Small-Block-Achtzylinder, jetzt mit Aluminium-Zylinderköpfen, weist 5,3 Liter Hubraum auf. Gegenüber seinem 5,7 Liter großen Vorgänger leistet er 23 PS mehr und verbraucht im ECE-Drittelmix 1,8 Liter Normalbenzin weniger.
Seine 273 Pferdestärken, die den Tahoe über eine sanft schaltende und schnell reagierende Viergangautomatik in Bewegung setzen, sorgen für kraftvollen Antritt aus dem Stand und bieten eine Leistungsreserve, die das Schleppen bis zu 3,5 Tonnen schwerer Hänger ermöglicht.
Damit stößt der Chevrolet in eine kleine Nische, in der sich auf dem europäischen Markt sonst nur der große Toyota Landcruiser und der Range Rover aufhalten. Der Tahoe ist stärker als beide – und mit einem Basispreis von 84.500 DM erheblich billiger.
Da dürfte es kein Problem sein, einem Kundenkreis, der auf den American way abfährt, die angepeilten 1.500 Exemplare pro Jahr schmackhaftzu machen.