Mazda Tribute im Test

Mit dem Tribute fährt die Ford-Tochter Mazda erstmals in das Segment geländegängiger Freizeitautos. Plattform und Technik stammen vom Nachfolger des Ford Maverick.
Auf schwieriges Terrain hat sich Mazda bislang nicht gewagt. Die Modellpalette des japanischen Herstellers ist ausschließlich auf befestigten Straßen und nicht auf losem Untergrundzu finden. Doch damit istnun Schluss.
Mit dem Tribute begibt sich die Ford-Tochter erstmals in das Segment geländegängiger Freizeitautos – wenn auch mit tatkräftiger Unterstützung des US-Herstellers, der da-für die Plattform und Tech-nik des Maverick-Nachfolgers beisteuert.
Die Starthilfe, die die neue Konkurrenz im eigenen Haus bekommt, geht dabei überdie technische Unterstützung hinaus. Schließlich beginnt der Tribute-Verkauf einige Wochen vor dem des Ford-Pendants.
Durchsetzen muss sich der Tribute gegen Allradler vom Schlag eines Honda CR-V, Toyota RAV4 oder Nissan Terrano II, der bislang eine Plattform mit dem Maverick teilt. Während sich die Konkurrenten aber mit Vierzylindermotoren begnügen, lässt sich der Tribute für 54 000 Mark auch mit V6-Motor ordern.
Zum ersten Test tritt der Tribute mit 124 PS starkem Zweiliter-Vierzylindermotor an, in der Exclusive-Versi-on 42 160 Mark teuer. Klima-anlage, asymmetrisch geteilte Rückbank, Dachreling, Kunststoff-Flankenschutz, Lenkradhöhenverstellung, fernbedienbare Zentralverriegelung und Nebelscheinwerfer sind beim Exclusive immer mit an Bord.
Mazda bringt Fahrer und Beifahrer im großzügig dimensionierten Innenraum kom-fortabel unter. Die Vordersitze sind straff, aber nicht zu hart und verfügen über viel Tiefe.
Der Seitenhalt ist schwach ausgeprägt, wird aber durch den Veloursbezug verbessert, der sich fast so gut wieKlettband mit Jacke undHose verzahnt. Hauptkritik-punkt an den Sitzen ist die grobe Rasterung der Lehnenverstellung, die es schwierig macht, eine bequeme Position zu finden.
Auch die Heizung trägt dazu bei, dass sich keine Behaglichkeit verbreitet. Der Grund: Bei tiefen Außentemperaturen erwärmt sich der Innenraum nicht homogen. Speziell auf der Beifahrerseite bilden sich im Fußraum Kältenester. Weiterer Kritikpunkt: die starke Zugluft.
Im Fond ist das Platzangebot für zwei Erwachsene gut, für drei reicht es je-doch nicht. Da Mazda der Rückbank aber ohnehin nur zwei Kopfstützen zubilligt, sollte hier auch nicht zu dritt gesessen werden. e
Ein typischer Offroader-Pluspunkt, der für alle Plätze gilt: die hohe Sitzposition. Sie ermöglicht gemeinsam mit den schmalen Dachpfosten eine sehr gute Rundumsicht.
Zu den Stärken des Tribute zählt das Gepäckabteil. Es bietet bei aufrechter Sitzbanklehne ausreichend Platz und lässt sich durch das Umlegen der Lehne im Handumdrehen auch für sehr sperrige Gü-ter nutzen. Allerdings ist der hellgraue Teppich empfindlich und schwer zu reinigen.
Putzteufel werden sich an der glatten Oberfläche derArmaturentafel und ande-rer Kunststoffteile erfreuen. Schmutz und Staub fin-den hier kaum Haltemöglichkeiten. Doch auch das Au-ge bleibt nirgendwo hängen,weil das Cockpit ohne jeden Pfiff gestaltet wurde. Immerhin lenkt der übersichtli-che Aufbau den Blick nicht von der Straße ab. Die Be-dienungselemente findet man nach kürzester Zeit blind – ein kleines Sicherheitsplus.
Grundsätzlich ist die Sicherheitsausstattung jedoch mager. Lediglich Sidebagsin den Vordersitzen und Isofix-bügel zum Befestigen von Kinderrückhaltesystemen sind hervorzuheben. ESP, seitliche Kopfairbags und Prallkissen für den Fond sind auch gegen Aufpreis nicht lieferbar.
Beim Thema Sicherheit gilt es allerdings die Bremsen hervorzuheben. Denn der Tribute bremst für einen Geländewagen hervorragend. Mit ho-hen Verzögerungswerten und sehr guter Standfestigkeit rangiert der Tribute auf einemNiveau, von dem viele ande-re leichte Geländegänger der mittleren Preiskategorie noch weit entfernt sind.
Positiv muss auch das Fahrwerk mit Einzelradaufhängung bewertet werden. Der Verzicht auf ellenlange Federwege und Starrachsen macht sich beim Tribute bezahlt.
Und zwar dort, wo einTribute zu über 99 Prozentbewegt werden wird: auf der Straße. Lästige Aufbaubewegungen in Kurven oder beim Bremsen lernen die Passagieren nur ansatzweise kennen.
Und auf welligen Fahrbahnen unterbleibt auch das Nachschaukeln und Wippen, das für viele Geländewagen typisch ist. Ganz wie eine Kombilimousine fährt er sich aber nicht, dafür spricht die Federung auf kurze Fahrbahn-unebenheiten zu träge und hart an.
Weil der Tribute kein vollwertiger Geländewagen sein will, verzichtet Mazda auf einReduktionsgetriebe. Auch ein permanenter Allradantrieb befindet sich nicht im Ange-bot. Im Normalfall ist der Tri-bute ein Fronttriebler, der jedoch bei Drehzahlunterschieden zwischen Vorder- und Hinterachse die Hinterräder selbst-tätig per Viscokupplung sukzessive am Vortrieb beteiligt.
Wer nicht auf schlüpfigen Untergrund warten möchte, kann die Lamellenkupplung jedoch per Knopfdruck sperren, dann wird die Antriebskraft gleichmäßig auf beide Achsen verteilt. Für leichtes Gelände ist der Tribute damit bestens gerüstet.
Gutmütig reagiert der SUV auf schnelle Fahrmanöver. Er verhält sich lange neutral und beginnt im Grenzbereich kontrollierbar über die Vorderräder zu schieben. Lastwechselreaktionen weist er praktisch nicht auf. Mit sicherem Fahrverhalten und guter Handlichkeit ähnelt er mehr einem Kom-bi als einem Geländewagen.
Aus dem Limousinenfundus stammt auch das Zwei-liter-Ford-Zetec-Aggregat. Es leistet 124 PS und kommtin ganz ähnlicher Form auch in Kompakt- und Mittelklasse-Modellen aus dem Ford-Konzern zum Einsatz.
Was aber für einen Kompaktwagen als adäquate Motorisierung gelten darf, kann im zwei Tonnen schweren Tribute natürlich keine Wunder bewirken. Es fehlt hier spürbar an Kraft und Durchzugs-vermögen. Im Bemühen, mitdem Tribute flott unterwegs zu sein, wird der Zweiliter-Motor darum ständig gefordert und auf Drehzahl gehalten.
So muss besonders vor Steigungen oft zurückgeschaltet werden. Dies bereitet keine Probleme, denn die Schaltung des Fünfganggetriebes erweist sich als präzise, wenn auchein wenig knorpelig, da vor dem Einrasten der Gänge ein leichter Widerstand überwunden werden muss.
Die Durchzugsschwäche schlägt sich erwartungsgemäß im Verbrauch nieder, der im Mittel mit 11,6 L/100 km hoch ausfällt. Dass der Motor bei forcierter Fahrweise akustisch stets präsent bleibt, ohne jedoch zu stören, ist immerhin ein Trost. Nur wer den Mazda zum gemächlichen Cruisen ausführt, kommt mit rund acht Litern 100 Kilometer weit.
Für die lange Autobahn-Etappe von Flensburg nach München gibt es also sicher bessere Begleiter als den Tribute. Aber die kleinen Fluchten zwischendurch, beispielsweise über Schotter an einen Badesee, meistert er mit angenehmer Leichtigkeit.