Mercedes A 160, Renault Mégane Scénic 1.6e, VW Golf 1.6
Mit Fahrdynamik-Regelung und geändertem Fahrwerk wird die Mercedes A-Klasse jetzt ausgeliefert. Ein Vergleich mit VW Golf und Renault Mégane Scénic klärt den Fortschritt.
Gibt es ein Leben nach dem Elchtest? Im Prinzip ja. Offenbar haben die potentiellen Kunden der Mercedes A-Klasse die beim Umfahren der skandinavischen Hirschgattung auftretende Kippneigung richtig eingestuft, nämlich für die Eigenverwendung unbedeutend. Den rund 4000 Abbestellungen steht, bedingt auch durch den dreimonatigen Lieferstopp, ein Auftragspolster von 120 000 A-Klasse-Modellen gegenüber. Seit 9. Februar 1998 wird es abgebaut. Trotz ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm) und zusätzlicher fahrwerksseitiger Verbesserungsmaßnahmen (siehe Seite 42) sind die Preise der AKlasse gleich geblieben. Mercedes spricht in diesem Zusammenhang von einem erheblichen Mehrwert für den Kunden. Grund genug, die jetzt aktuelle A-Klasse in ihrem Konkurrenz- Umfeld zu vergleichen.
Doch wer sind die Wettbewerber der A-Klasse? Halb Mini, halb Van, läßt sich der kleine Mercedes schwer einordnen. Doch die immer noch relativ hohen Preise helfen hier. So darf als Hauptkonkurrent sicherlich der VW Golf (im Test 1,6 Liter/100 PS Comfortline zu 31 360 Mark) vermutet werden. Aber auch der Mégane Scénic (im Test RT 1.6e/90 PS zu 32 880 Mark), erfolgreicher Vorreiter der geschrumpften Minivans, liegt im Preisrahmen der A-Klasse. Gegen sie tritt der Mercedes A 160 mit 102 PS in der Ausstattung Elegance an. Sein Preis: 32 430 Mark. Das ist viel Geld für ein knapp 3,60 Meter kurzes Auto. Aber der kleine Benz ist auch erstaunlich gut ausgestattet. Neben dem erwähnten ESP machen Aluräder, elektrische Fensterheber vorne und hinten, Funkfernentriegelung, elektrisch beheizte und einstellbare Außenspiegel oder Lederlenkrad die Ausstattung weitgehend komplett. Sonderwünsche wie Klimaanlage, Radio mit Navigationssystem oder integrierte Kindersitze lassen sich anhand der übersichtlichen Preisliste nahezu unbegrenzt erfüllen.
Der Golf bietet außer ABS keine elektronischen Fahrhilfen, und seine Ausstattung läßt trotz Comfortline manchen Wunsch offen, wie überhaupt die Auswahl des individuellen Golf im VW-typischen Dschungel der von Ausstattungslines und Paketen durchwachsenen Preisliste Schwierigkeiten bereitet. Einfacher ist dies beim Renault Mégane Scénic, doch auch er wird in der Ausstattung von der A-Klasse überboten. Nicht zu überbieten ist dagegen der Raumkomfort des französischen Minivan, der auf allen Plätzen den vor allem im Fond zu engen Mercedes, aber auch den insgesamt mit einem guten Raumangebot gesegneten Golf schlägt. Er gewinnt deswegen knapp vor dem in der Funktionalität und der Verarbeitungsqualität führenden Golf das Karosseriekapitel. Der Mercedes verliert wegen seines auch in der Breite eingeschränkten Raumangebots Punkte, die sich selbst mit der gegenüber dem Golf besseren Variabilität des Innenraums nicht kompensieren lassen. Mehr als das Raumangebot prägt der Fahrkomfort das Wohlbefinden in den drei Konkurrenten. Jenes nicht einfach zu beurteilende Konglomerat aus Federung, Sitzkomfort, Klimatisierung und Geräuschpegel, das dafür verantwortlich ist, ob man entspannt und bequem oder entnervt und durchgerüttelt den Zielort erreicht. Aktuell stellt sich hier die Frage, ob der kleine Mercedes durch das Tieferlegen und die straffere Abstimmung von seinem ohnehin nicht übertriebenen Federungskomfort noch mehr verloren hat.