Im zweiten Teil unserer Unterhaltungsserie verdoppeln wir den Einsatz. Hochkarätiger werden die Darsteller dadurch, das ist klar wie Kloßbrühe, doch können sie das auch rüberbringen?
Die Kandidaten diesmal: Der Subaru WRX STI mit Boxer-Turbo, der nicht mehr ganz aktuelle Einstiegs-Boxster mit dem 2,7-Liter-Sechszylinder-Sauger, der Audi RS 3 mit dem wuchtigen Fünfender und der 335d mit R6-Biturbo-Diesel.
Drei wie sie vom Charakter her nicht unterschiedlicher sein könnten. (Grund-)Preislich in der Spanne von 41.900 Euro (Subaru) bis 53.735 Euro (Boxster).
Ähnlich breit wie das Preis- ist auch das Leistungsspektrum gefächert - Hier hat der teuerste mit 265 PS am wenigsten Leistung. Der Audi, der preislich an zweiter Stelle liegt, trumpft mit 367 PS auf.
Dem Fahrspaß ist das Zahlenspiel aber meist ziemlich egal. Er lässt sich nicht kaufen, nicht erzwingen, und vor allem hängt er nicht direkt von Potenz oder Performance ab – obwohl ihm beides natürlich auf die Sprünge helfen kann, völlig logisch.
So ein Audi RS 3 ist ein schönes Beispiel. Das Ding ist eine echte Granate geworden in seiner zweiten Generation. Wie von Sinnen sprengt er sich mit seiner Launch-Control-Funktion vom Fleck und raketet nach 4 Sekunden an der 100er-Marke vorbei.
Und auch auf der Rundstrecke funktioniert er mittlerweile prima. Die Mischbereifung mit breiteren Vorderläufen, die clevere Momentenverteilung, der neu abgestimmte Allrad – all das laviert ihn überaus geschickt um seine natürliche Untersteuerneigung herum.
Du musst gscheit hinlangen, würden sie drunten in Oberbayern sagen, einfach weil die Progressivlenkung und das steife Fahrwerk im Dynamikmodus recht kräftig dagegendrücken.
Dieses krumme Singen, das dumpfe Prusten beim Hochdrehen, die Fanfare kurz vorm Begrenzer – das sind schon ohrgasmische Gefühle, um es mal wortverspielt auszudrücken.
Dabei stand eben jener 2.5 TFSI, der mit für das Klangspektakel verantwortlich ist, zeitweilig sogar auf der Kippe. Nicht auszumalen, was geworden wäre, hätte man ihn gegen den nächsten Zweiliter-Klon ausgetauscht.
Alcantara, RS-Insignien und der fast schon inflationäre Gebrauch von roten Zierelementen zeigen dem Fahrer - hier bist du nicht in einem A3 TDI unterwegs.
Der RS 3 ist ausschließlich mit einem 7-Gang-Doppelkuppler erhältlich. Mit der serienmäßigen Launch-Control stürmt er in rund 4,0 Sekunden auf 100 km/h.
Was will man soundtechnisch schon groß von einem Diesel erwarten? Immerhin klingt der wuchtige Sechszylinder deutlich besser als die ganzen Vierzylinder-Diesel auf unseren Straßen.
Ohne den Modellschriftzug ist der 335d optisch nicht von einem 320d zu unterscheiden - sobald die Fuhre aber in Bewegung ist merken selbst Laien, dass es sich hier nicht um einen 0815-3er handelt.
Der Dreiliter-Biturbo ist keiner dieser Dienst-nach-Vorschrift-Diesel, die einem in der Drehzahlmitte kurz ein paar Netwonmeter hinklatschen und dann bereits kurz vor vier die Arbeit einstellen. Im Gegenteil - Er hier kniet sich so richtig rein und dreht bis 5.000/min ohne durchzuhängen.
Das optionale M-Paket wertet den 3er auch im Interieur hinsichtlich seiner sportlichen Ambitionen auf. Dickes Lenkrad, Alu-Zierleisten, blaue Applikationen und...
Egal wie weit man die Kraftverteilung über das Zentraldifferenzial Richtung Hinterachse kippschaltert, die Bewegungsabläufe bleiben genauso zähflüssig wie die Kraftentfaltung.
Ob das genügt, um als Darsteller für eine Geschichte über Fahrspaß gecastet zu werden? Wir meinen: Ja, weil sich der Subaru WRX STI auf eine sehr unverstellte Art inszeniert.
Der Boxermotor leistet leider nur einen sehr unerheblichen Beitrag zum Unterhaltungswert. Trotz Aufladung muss der 2,5-Liter-Vierzylinder die ersten gut zweieinhalbtausend Touren praktisch allein bewerkstelligen.
Ähnlich wie im Audi setzt auch Subaru auf die Farbe rot im Innenraum um dem Fahrer klarzumachen, dass es sich hier nicht um ein Brot-und-Butter-Auto handelt.
Nur ist auch dieser Versuch beim WRX nicht ganz so konsequent. Die Sitze mit roten Applikationen sehen zwar sportlich aus, bieten aber vergleichsweise wenig Halt.
Als einziger der Kontrahenten tritt der WRX STI hier mit einer Handschaltung an - das spielt seiner authentischen, ehrlichen und mechanischen Art in die Karten.
Preisboxer: Wir müssen schimpfen mit dem Boxster: Fahrspaß bis 60.000 Euro war ausgemacht, nicht bis 65.409. Doch so viel kostet er mit allen für die Fahrdynamik relevanten Extras. Was tun? Disqualifikation?
Der Boxster lebt seinen angeborenen Spieltrieb unaufgefordert aus. Zwar erst dann, wenn man seinen nicht allzu nahe liegenden Grenzbereich touchiert, dort dann aber derart ausgeprägt, dass man ihn am Riemen reißen muss, um nicht vor Übermut ins Kiesbett rauszublödeln.
Dennoch - trotz würzigem Handling versaut ihm der drehmomentschwache Boxer ein wenig die Tour. Klar, den Flair hat das Sauger-Aggregat - aber unbedingt schnell ist er dadurch nicht. Vielleicht ist die Idee mit der Aufladung - zumindest beim Basis-Boxster - doch gar nicht so verkehrt...
Zwei Fragen, eine Antwort: Wir wollten ein Gegenstück zum Audi dabei haben, einen, der Fahrspaß nicht wegen seines Motors generiert, sondern trotzdem. Und er hier ist prädestiniert dafür.
Das manuelle Getriebe hätte das Basis-Boxster-Erlebnis wohl noch etwas weiter intensiviert. Wer möchte, kann getrost auf das - zugegeben sehr gute - PDK verzichten.
Die große Frage: Verdoppelt sich mit dem finanziellen Einsatz auch der Fahrspaß? Nein! Aber er wird tiefgründiger und facettenreicher, einfach weil das Angebotsspektrum ein breiteres ist.
Erwartungsgemäß setzt sich der kräftige RS 3 bei den Rundenzeiten an die Spitze. Der Basis-Boxster kann trotz schwachbrüstigem Aggregat gut mithalten. Erstaunlich: Der unscheinbare Diesel-3er ist genau so schnell wie der ausgefallene Subaru.