Es steht mal wieder ein Bayern-Derby an. Der Audi TT RS trifft
auf den BMW M2. Welches der beiden Sportcoupés kann den Test für
sich entscheiden? Und wer ist schneller auf der Rennstrecke?
Traditioneller kann so ein Derby nicht ausfallen. Audi mit
2,5-Liter-Fünfzylinder, BMW mit Dreiliter-Reihensechser. Beim BMW
fällt die Kraft nur über die Hinterachse her, beim Audi werden alle
vier Räder angetrieben. Das passt schonmal.
Der Einstieg in die Welt der Traditionen gelingt ab 57.500 Euro.
Dafür bekommt man den BMW M2 der schon in der Grundausstattung
alles wichtige an Bord hat. Der Audi ist mit 66.400 Euro deutlich
teurer.
Beim Beschleunigen hat der Audi das Leistungsgewicht und den
Allrad auf seiner Seite. Er nimmt dem kleinen M beim Sprint auf
Tempo 100 0,6 Sekunden ab. Am Ende steht es 3,9 zu 4,5
Sekunden.
Der M2 ist noch ein echter BMW, der versteht wie Fahrdynamik
funktioniert. Er fährt intuitiv, lässt sich mit dem Gasfuß lenken,
treibt superneutral ums Eck, untersteuert nur am Limit, nur milde
und auch nur, um zu verhindern, dass das Hinterteil garstig
auskeilt.
Der Reihensechser gehört definitiv zum Welterbe der
Automobilkultur. Ganz klassisch setzt er nach alter bayrischer
Tradition auf drei Liter Hubraum und schöpft daraus 370 PS. Das
max. Drehmoment von 465 Newtonmeter liegt bereits bei 1.450/min an.
Dies kann per Overboost kurzfristig auf 500 Newtonmeter erhöht
werden.
Der Innenraum mieft kräftig nach Rotstift. Das Interieur des BMW
kommt recht nüchtern daher. Für etwas Rennsport-Flair sorgen
farbige Kontrastnähte und Carbon-Zierleisten.
Im M2 kommt ein Doppelkuppler zum Einsatz. Es heißt, dieser
würde im Comfort-Programm gekonnt die Drehzahl flach halten. Was
auch immer, er schaltet zumindest schnell, wenn es darauf
ankommt.
Die Sportsitze sind Serienmäßig an Bord. Sie bieten bei
dynamischer Fahrweise ausgezeichneten Seitenhalt. Eine elektrische
Verstellung gibt es optional, würde den ohnehin schon schweren M2
aber nur noch schwerer machen.
Der TT RS ist kein geborener Sportwagen. Er ist viel mehr
Versuch, einem Baukastenkonstrukt Sportlichkeit anzutrainieren. Das
merkt man beim Fahren. Konkret muss man auf zwei Dinge aufpassen:
auf die Lastwechselanfälligkeit und darauf, dass man die
überlastete Vorderachse nicht zu sehr stresst. Hält man sich daran,
kann man dem M2 dennoch gefährlich werden.
Der Audi tritt mit einem Gesamtgewicht von 1.473 Kilo an. Damit
ist er deutlich leichter als der schwere M2. Bei der
Gewichtsverteilung hat der BMW aber die Nase vorn. Beim Audi lasten
60,5 Prozent des Gewichts auf der Vorderachse, beim M2 sind es acht
Prozent weniger.
Ganz nach der Markentradition setzt der Audi auf Allrad. Kurven
krallt sich der TT RS aber primär mit der Vorderachse, das Heck
lässt sich trotz Proaktiv-Allrad kaum animieren. Der Allrad hilft
die 480 Newtonmeter fast immer auf den Boden zu bekommen.
20 Zoll messen die Aluminium-Schmiederäder im Durchmesser. Für
die Felgen im Rotor-Design verlangt Audi 1.700 Euro. Darauf
montiert werden Reifen vom Format 255/30 R 20.
Bitte lasset den Fünfzylinder nie sterben. Das schön mit Carbon
und roten Akzenten verkleidete Audi-Aggregat leistet 400 PS. Dazu
gibt es ein maximales Drehmoment von 480 Newtonmeter.
Zum Fünfzylindersound des Audi brauchen wir nicht viel sagen.
Ein schöneres Konzert wurde wahrscheinlich noch nie gespielt. Man
könnte meinen im Auspufftrakt sitzt ein ganzes Orchester.
Das Cockpit des TT ist stark reduziert. Die Bedienung der
Klimaanlage wurde in die turbinenförmigen Lüftungsdüsen verlegt.
Auch ein separater Navi-Bildschirm ist nicht an Bord.
Die Kartendarstellung wurde einfach in das 12,3-Zoll große
virtuelle Cockpit integriert. Dennoch ist die Navigationsfunktion
nicht serienmäßig an Bord. Audi verlangt 2.490 Euro für das MMI
Navigation plus.
Das DSG wirkt inmitten des feinmechanischen Technikgeflechts
weiterhin wie ein Fremdkörper, der auch der Spontaneität dieses
klang- und schubgewaltigen Fünfzylinder-Turbos zu schaffen macht.
Es reagiert zu tranig auf Schalteingriffe.
Es war knapp, doch am Ende kann der M2 das Duell auf der
Rennstrecke für sich entscheiden. Er umrundet den Hockenheimring
1.12,6 und ist somit zwei Zehntel schneller als der Audi. Der hat
zwar Allrad und ein Leistungsplus, kann aber den BMW, dank dessen
perfekt abgestimmten Fahrwerk, nicht aufhalten.
Der TT RS ist der Meister des Flairs: ein Soundtrack aus den
Greatest Hits der 80er, dazu diese perfekte Sportwagenergonomie und
ein Cockpit mit Hightech und hinreißenden Details, das den
BMW-Innenraum wie eine düstere Altbaubude aussehen lässt. Doch der
M2 gehört nun mal nicht zu den Show-Shinern, stattdessen lässt er
lieber Taten sprechen. Das Besondere: Er würzt Querdynamik mit
Swing, tänzelt mit dir, statt nur zu führen, und ist deswegen nicht
nur objektiv der Wahre dieser Helden.