Bei den SUV-Coupés BMW X4 und Mercedes GLC mag Eleganz ein Mittel zum Heck sein. Aber wie gut sind sie? Im Vergleichstest der Vierzylinder-Diesel mit Automatik und Allrad rücken wir mal die Rangordnung zurecht.
Wie schon X1 und X3 kurvt auch der X4 nicht mehr so grandios wie früher. An Präzision und Rückmeldung fehlt es der Lenkung nicht, aber sie spricht geradezu schnippisch an. In Kombination mit dem straffen Fahrwerks-Set-up und der Neigung zum Heckdrängen fährt der X4 auf Autobahnen nicht mehr gelassen und auf Landstraßen nicht mehr agil, sondern rastlos.
Die Funktionsfülle der Bedienung organisiert der BMW cleverer, eingängiger und übersichtlicher als der Benz. Alles Wichtige lässt sich über den iDrive-Drehdrücker regeln, vieles mit der kompetenten Sprachbedienung beplaudern, und für die Assistenzsysteme gibt es einen Zentralschalter als Direktzugriff.
In der ersten Reihe lässt es sich trotz sehr enger Sportsitze gut reisen. Hinten jedoch reisen X4-Passagiere nicht so bequem, wegen der flachen Dachlinie rückt selbst Durchschnittseuropäern die Decke an den Kopf. Der Schwabe geht hier nacht ganz so sprasam mit dem Platz um.
Der Kofferraum ist im BMW ausreichend bemessen, sodass auch für großes Gepack Platz ist. Einzig die Ladekante ist mit 70 cm relativ hoch. Zudem ist die zweiteilige Gepäckraumabdeckung nicht so bequem zu entnehmen und zu verstauen wie im Daimler.
Vorangetrieben wird der X4 vom bekannten zwei-Liter Diesel mit 190 PS und 400 Nm. In Kombination mit dem ebenfalls bekannten 8-Stufen-Automaten verpsricht es ein gutes Fahrgefühl. Doch kommt der BMW mit dem sonst als brillant bekannten, nur Euro-6c-reinen Selbstzünder nicht so locker voran wie sonst.
Er wirkt angestrengter als etwa im Fünfer, lässt die Grenzen seiner guten Manieren erkennen. Beim Verbrauch schneidet er dennoch gut ab. Wir kamen auf einen Durchschnitt von 7,9 l/100 km.
Im Kapitel Antrieb hat der Mercedes nur leicht die Nase vorne. Mit 8,0 zu 8,4 Sekunden auf 100 km/h ist der Daimler schneller. Ebenso verliert der BMW im Zwischenspurt von 80 - 120 km/h mit 6,7 zu 6,1 Sekunden.
Bei 14 PS und 100 Nm mehr würde man eine größere Differenz vermuten. Doch wiegt der GLC auch gut 100 kg mehr als sein Gegner. Auch sein Motor ist ein alter Bekannter. Der 2,1-Liter-Diesel - Kennung OM 651 - wird lediglich noch im GLC und in der V-Klasse verbaut.
Aber auch er kommt, wie der BMW, nur auf Euro-6c. Zwei Turbolader und die aktuelle 9-Gang-Automatik von Mercedes helfen den schweren Schwaben flott und gleichzeitig sparsam Voranzutreiben. Mit von uns gemessenen 8,2 l/100 km schneidet er nur wenig schlechter ab als der Bayer.
Im Thema Bedienung verliert der GLC deutlich. Der Nutzer streift durch verworrene Pfade von Infotainment oder Bordcomputer, bis alles zurechtkonfiguriert und das Ambiente in stimmungsvollem Licht illuminiert ist.
Im Innenraum schafft der Mercedes mit 3,5 cm mehr Höhe im Fond ein entscheidendes bisschen Extraplatz. Auch wegen 8,0 cm mehr Normsitzraum und der flacheren Lehne kommen Passagiere in seinem Fond angenehmer unter.
Bei der Variabilität verschafft sich der GLC einen Vorteil, weil sich seine dreiteilige Lehne fernentriegelt umklappen und das Laderollo leichter heraus- und einbauen lässt. Bei beiden Aspekten schneidet der BMW schlecher ab.
Entgegen dem früheren Bild der Marke mit Stern, von weichem Fahrwerk und ausschließlich auf Komfort getrimmten Handling, fährt der GLC sehr ausgewogen und geschmeidig. Es gibt immer Traktion satt - wie beim BMW.
Und die Lenkung wirkt auch präzise und direkt übersetzt, direkter als beim Bayern (15,1 statt 16,1 : 1). Sie spricht schnittig, nicht spitz an, sortiert alles Unnötige aus der Rückmeldung aus, gibt das Wesentliche umso klarer weiter und führt den SUV damit besonders präzise, nie nervös um Kurven.
Schließlich siegt der X4 wegen der etwas niedrigeren Kosten – wobei die nicht allzu erheblichen Unterschiede in dieser Preisklasse nördlich von 50 000 Euro wohl keine entscheidende Rolle spielen. Deshalb – Sie ahnen, was kommt – besteht hier keine Gefahr, auf das falsche Pferd zu setzen.