Auf dem Foto sind die Oberklasse-SUV in einem Steinbruch unterwegs, im realen Leben meist in der Stadt. Brandneu und ein echter Offroader ist der Land Rover Discovery. Er trifft auf den BMW X5 und den Volvo XC90.
Obwohl wir uns hier in einem Offroad-Setting befinden, muss man anstandshalber festhalten, dass einzig der Land Rover Discovery hier im Vergleich eine wirkliche Befähigung fürs Gelände hat. X5 und XC90 kommen trotz Allradantrieb wohl kaum über einen Feldweg hinaus.
Befestigter Asphalt und überfüllte Innenstädte sind da paradoxerweise eher das typische Geläuf dieser drei SUV-Trümmer. Deshalb fokussieren sich Volvo und vor allem der BMW auch eher auf die "On-Road-Performance".
Immerhin kann der X5, obwohl er nicht der leichteste ist (2.169 kg), ansatzweise Agilität vermitteln. &bdquoLeichtfüßigkeit“ wäre natürlich ein Euphemismus, aber immerhin unterstellt man dem X5 eine Neigung zu Kurven.
Dies ist durch eine straffe Abstimmung des Fahrwerks erkauft. Zwar bietet der BMW auf ruppigen Landstraßen im Konkurrenzumfeld die meisten Reserven, doch rühmlich ist das nicht; ein 5er Touring kann das beispielsweise deutlich besser.
Mit seinem Sechszylinder stellt der X5 als Einziger im Test dem ausschweifenden Auftritt einen adäquaten Antrieb zur Seite. Das bärige 258-PS-Aggregat bietet die mit Abstand besten Fahrleistungen - allerdings mit 9,6l/100km auch den höchsten Testverbrauch.
Der Discovery sieht aus wie ein Gigant auf (gigantischen Rädern) - und fühlt sich genau so an. Dennoch hebt er sich mit seiner gelassenen No-Sports-Attitüde wohltuend von vielen agilitätsheischenden Konkurrenten ab.
Dennoch darf man in Sachen Federungskomfort nicht zu viel vom dicken Landy erwarten. Dies gilt übrigens auch für die anderen großen SUV. Schon Querfugen auf Beton-Autobahnen klopfen sich permanent ins Bewusstsein.
Immerhin hat sich der luftgefederte Discovery zu seinem Vorgänger deutlich verbessert, auch wenn er mit seinen 21-Zöllern über Kanten und Absätze rumpelt.
Der zwei Liter große 4-Zylinder-Bi-Turbodiesel hat mit den 2.283 Kilogramm des Discovery seine Mühe. Bei Geschwindigkeiten über der Autobahn-Richtgeschwindigkeit wirkt das Aggregat recht angestrengt.
Ebenfalls - und ausschließlich - nur mit Vierzylindern zu haben ist der Volvo. Und obwohl der Diesel den XC90 kaum schneller voranwuchtet als den Discovery, fühlt man sich üppiger motorisiert.
Der XC90 wirkt eher wie ein überbordender Luxus-Kombi, was der riesigen Karosserie eine gewisse Sinnhaftigkeit verleiht. Denn tatsächlich hält er mehr Laderaum bereit als ein etwa gleich langer V90.
Und entsprechend sehen auch seine Offroad-Fähigkeiten aus. Feldweg geht noch, alles andere überlassen wir den echten Geländewagen. Daraus hat aber auch schon der Vorgänger des XC90 keinen Hehl gemacht.
Wenn man ihn ausdreht, nagelt sich der ansonsten wirkungsvoll gedämmte Vierzylinder-Diesel des Volvo vorlaut durch die Gehörgänge. Mit 8,9 Litern auf 100km ist der XC90 in unserem Testmittel zumindest der Sparsamste.
Von hoch blickt man nach weit. Es hat etwas Erhabenes, sich auf den breiten Fahrersitz des Land Rover zu schwingen, nachdem man die Kinder – wie bei BMW und Volvo können optional bis zu sechs mitfahren – platziert hat.
Der etwas angejahrte BMW X5 leistet sich beim Thema Sicherheit kleine Schwächen. So besitzt unser Testwagen noch keine intelligenten LED-Scheinwerfer, sondern kommt mit Bi-Xenon aus. Zudem bremst der BMW mit 37,3 Metern aus 100 km/h am schwächsten.
Edle Materialien und gute Verarbeitung sind gut für Optik und Haptik. Lob verdient auch die gute Ergonomie und die schlüssig-einfache Bedienung - das können sie einfach in München.
Der ZF-Wandler passt hervorragend zum drehmomentstarken Reihensechszylinder. Die Kombination sorgt dafür, dass der X5 in nur 6,5 Sekunden auf 100 km/h stürmt.
Die zweigeteilte Heckklappe erweist sich als praktisch, zumal sie rein manuell zu bedienen ist. Beim Standard-Ladevolumen muss der X5 mit seinen 650 Litern gegenüber der Konkurrenz zurückstecken. Beim maximalen Ladevolumen ist er dagegen fast gleichauf mit dem Volvo.
Die Schenkelauflage der Fondsitze ist etwas zu kurz geraten, zudem hinterlassen die Rücksitzlehnen beim Umklappen einen ansteigenden Ladeboden. Das Platzangebot hingegen, lässt kaum Wünsche übrig.
Dass der Discovery eine komplette Neuentwicklung ist, zeigt sich unter anderem auch an der Lichttechnik. Im HSE sorgen intelligente Voll-LED-Scheinwerfer für ordentlich Ausleuchtung. Zudem bremst der Disco jetzt auch endlich ganz ordentlich.
Der etwas rustikale Innenraum passt zum Charakter der Discovery. Holz und Leder werten das Ambiente auf. Top: reichlich Ablagen und Fächer. Eher flop: Das Infotainment.
Dass der Land Rover ordentliche Offroad-Ambitionen besitzt, zeigt sich auch an den zahlreichen Fahrmodi und Assistenten für abseits der befestigten Straße.
Um einen ebenen Laderaumboden zu gewährleisten, sparten die britischen Ingenieure beim Discovery an der Polsterung der Rücksitzbank. Dafür sind die Platzverhältnisse herrschaftlich.
Der Ausleger des Ladeboden surrt elektrisch heraus, sobald die große Heckklappe funkfernbedient aufschwingt, und verlängert den Ladeboden. Das Raumangebot ist mit maximal 2.500 Litern nahezu wahnwitzig.
Nicht nur der Kühlergrill im XC90 erinnert an alte Volvo-Zeiten. Der große SUV lebt seine Markenwerte. So bietet er die beste Sicherheitsausstattung und deklassiert seine Konkurrenten beim Bremsen. 35,5 Meter aus 100 km/h sind für ein 2,1-Tonnen SUV top.
Mit dem großen Touchscreen in der Mittelkonsole steuert man einen Großteil der Fahrzeugfunktionen samt Heizung und Klimaanlage. Dafür könnte die Usability jedoch besser sein.
Markentypisch: drehbarer Startknopf in der Konsole. Die schön anzuschauende Walze steuert die verschiedenen Fahrmodi des XC90. Details wie diese sorgen für das coole Ambiente im Schweden.
Häufig schließen sich flacher Ladeboden und hoher Sitzkomfort aus, weil die Polsterung Platz beansprucht: Doch die Volvo-Ingenieure haben den Zielkonflikt austariert.Im XC90-Fond sitzt man am besten. Unser Testwagen kam sogar mit dritter Sitzreihe.
Beim XC90 ist die Ladekante etwas niedriger als bei den Konkurrenten. Volvo spart sich Extravaganzen wie eine geteilte Heckklappe, was der Praktibilität des großen Schweden keinen Abbruch tut. 721 bis maximal 1.886 Liter Gepäckraum sind ebenfalls eine Ansage.
Zudem bietet der Volvo die beste Austattung fürs Geld. Teuer sind alle drei. Doch in der Variante Inscription kommt der XC90 geradezu luxuriös angerollt (ähnlich übrigens wie der Discovery in der Linie HSE). Es rieseln diverse Punkte aufs Konto...
... was dem Volvo am Ende des Tages den Sieg beschert. Nicht nur die bessere Ausstattung und die niedrigeren Versicherungsprämien bringen ihn nach vorn. Er landet hier, weil er insgesamt einen guten Eindruck hinterlässt.
Der BMW X5 sichert sich den zweiten Platz. Bei der Sicherheitsausstattung zeigt er Lücken, schwächelt beim Bremsen - und setzt weder bei Agilität noch beim Komfort wirkliche Maßstäbe. Zeit für eine Modellpflege.
Eine Modellpflege hat der neue Discovery noch lange nicht nötig. Gegenüber seines Vorgängers hat er deutlich zugelegt; doch beim Komfort hängt ihn die Konkurrenz ab. Dass er nicht sehr dynamisch fährt, passt zu ihm - er ist ein Geländewagen. Platz Drei.
Zweitplatzierter der BMW? Ja, genau: Der Volvo rechnet sich am Ende vorbei, kehrt im Kostenkapitel die Eigenschaftswertung um. Pünktchen für Pünktchen. XC90 vor X5. Das gab’s ja noch nie. Jetzt schon. Glückwunsch, Volvo.