Toyota zeigt mit dem neuen Yaris GRMN, dass sie in Zukunft
wieder stärker auf sportliche Autos setzen. Bisher stand nur der
GT86 als Sportwagen in der Produktliste der Japaner.
Ab Ende Juli kann der neue Yaris GRMN bestellt werden. Als Hot
Hatchback zielt er auf Konkurrenten wie Ford Fiesta ST, VW Polo GTI
und DS 3 Performance. Wir konnten den GRMN schon ausgiebig in der
Eifel testen!
Wofür steht GRMN überhaupt? GR steht für Gazoo Racing - für
Nordschleifen-Fans und Motorsport-Freaks durchaus ein Begriff! MN
steht für "Meisters of Nürburgring".
Weil die Entwicklungsarbeiten noch nicht zu 100 Prozent
abgeschlossen sind, konnten wir zunächst nur einen sehr seriennahen
Prototyp des Yaris GRMN fahren. Redakteur Roman Domes übernahm
gerne diese Aufgabe
Unter der Haube des kleinen Yaris sitzt ein (recht) großer
Motor: 1,8 Liter Hubraum - aber kein Turbo! Dafür komprimiert ein
Kompressor die Ansaugluft und bläst sie in den Brennraum.
212 PS leistet der Kleinwagen und maximal 250 Nm. Besonders gut
am Konzept: das Ansprechverhalten des Motors. Kein Turboloch, keine
träge Reaktion auf Gaspedalbefehle. Und: Er geht richtig gut! 6,3
Sekunden auf 100 km/h und maximal 230 Sachen schnell.
Das Beste ist aber der Klang des kleinen Yaris - er klingt fast
wie ein Lotus! Kein Wunder, denn der Kompressormotor arbeitet auch
in der Elise. Er röhrt ab 4.000/min los, krakelt beim Overrun. Und
das alles eine Lautstärkestufe höher als alle anderen
Hot-Hatchbacks.
Der irre Klang (für einen Kleinwagen!) überrascht dich am Anfang
etwas - ist das nicht zu laut? Dann aber merkst du, dass es erst
bei hohen Drehzahlen laut wird - dann, wenn du Leistung abrufen
willst. So soll es sein! Je lauter der Motor wird, desto mehr
Leistung liegt an. Ist ja nicht überall so.
Ok, ok. Das Cockpit enttäuscht ein bisschen mit seiner arg
günstig wirkenden Plastiklandschaft. Toyota sagt zwar, dass hier
noch ein bisschen gefeilt wird - Wunder werden sie aber keine
vollbringen können.
So richtig stimmig integriert wirkt das Infotainment-System auch
nicht. Immerhin beherrscht es alle gängigen Funktionen: Navi,
Handy-Kopplung und so weiter.
Das kleine Lenkrad trägt jetzt eine 12-Uhr-Markierung und ein
GR-Logo. Gut. Nicht so schön: die vielen kleinen Striche im Tacho
und Drehzahlmesser. Verwirrt irgendwie. Klarere Instrumente hätten
wir uns da schon gewünscht.
Richtig klasse sind die Sportsitze, die Gazoo Racing in den
Yaris gesetzt hat. Ja, man sitzt immer noch etwas zu hoch. Der
Seitenhalt ist dafür perfekt. Auch für die Beine und die
Schultern.
Cool: Der Yaris kommt mit Sechsgang-Schaltgetriebe. Und nur mit
Sechsgang-Schaltgetriebe. Nein, es ist nicht perfekt. Aber es
steigert in jedem Fall die Verbindung Fahrer plus Auto. Eine
Automatik schafft das nur in den seltensten Fällen.
Die Fahrwerksabstimmung ist rundum gelungen. Straff, aber nicht
zu straff. Kein Wunder, denn entwickelt wurde der GRMN auf dem
Nürburgring und den Straßen rundherum. Und auch genau dafür!
Und auf den kleinen Sträßchen fühlt er sich wohl. Dort, wo du
mit einem größeren Auto schon ein paar Platzprobleme hast, zeigt
der Yaris was er kann. Die Lenkung arbeitet extrem präzise - wenn
sie arbeitet. Um die Mittellage fühlt sie sich etwas taub an.
Selbst auf schlechten Straßen kommt der Yaris gut zurecht,
verliert nie den Fahrbahnkontakt, versetzt nicht und kontrolliert
seine Karosseriebewegung so, dass sie auch zu dem passen, was das
Chassis gerade macht. Ein wildes Herumgeschaukel verkneift sich der
GRMN.
An der Vorderachse stammt die 4-Kolben-Bremsanlage vom
Spezialisten Advics. Die Scheiben wurden bewusst nicht
überdimensioniert - aus Gewichtsgründen. Insgesamt wiegt der Yaris
GRMN etwa 1.135 Kilogramm. Die Bremse lässt sich hervorragend
dosieren.
Nach der Landstraße stand die Nordschleife des Nürburgrings auf
dem Programm - quasi ein erster Rennstreckentest. Problem : Kurz
zuvor hat es geregnet. Die Strecke hatte alle Zustände zu bieten:
nass, feucht, schmierig - aber auch fast trocken und ganz
trocken.
Hinter einem GT86 ging es dann los auf die Nordschleife. Der
erste Abschnitt der 20,8 Kilometer langen Rennstrecke war sehr
nass, vor allem das Geschlängel am Hatzenbachbogen musste extrem
vorsichtig gefahren werden.
Am Limit zeigte der Yaris GRMN, dass er ein richtiger Dynamiker
ist. Das Heck lenkt mit ein - selbst bei aktiviertem ESP stibitzt
es sich kurz aus der Leine heraus. Durchaus überraschend - für
einen Yaris! Kurz Gegenlenken und weiter geht die wilde Fahrt.
Beim Herausbeschleunigen aus Kurven (hier Brünnchen) kann man
früh ans Gas - ein Torsen-Differenzial sorgt für optimale Trakion.
Bei Nässe muss man allerdings aufpassen, die Vorderachse nicht zu
überfahren oder zu überlasten. Sonst gibt's entweder Untersteuern
oder scharrende Räder.
Fazit: 30.000 Euro für einen Kleinwagen?! Ja, beim Yaris GRMN
muss man schon zwei Mal überlegen. Für das Geld bekäme man auch
einen Seat Leon Cupra oder einen VW Golf GTI. Aber: Der Yaris hat
mehr Charakter, klingt fetzig und ist auf 400 Exemplare limitiert.
Eben etwas anderes.
Außerdem ist ein für Toyota sehr untypisches Auto. So wild und
sportlich war schon lange keiner mehr! Wir müssen in einem Test
klären, wie dynamisch der kleine Yaris GRMN wirklich ist. Der erste
Eindruck war sehr überzeugend!