Mit sparsamen, starken Dieseln in Ford Focus Turnier ST, Peugeot
308 SW GT und VW Golf Variant GTD fahrt ihr die Familie
schwindelig. Wir vergleichen die vernünftig unvernünftigen
Diesel-Kombis miteinander.
Während Golf Variant und 308 SW optisch eher dezent auftreten,
unterstreicht der Focus ST Turnier seinen rebellischen Charakter
mit knalliger Außenfarbe und auffälligem, mittigem Endrohr.
Selbes Bild auch an der Front. Der Kölner wirkt mit seinem
überdimensionalen Kühlerschlund deutlich angriffslustiger als die
Konkurrenten. Die hellen Außenfarben unterstreichen den nüchternen
Auftritt von Golf und Peugeot.
Im Prinzip halten alle dasselbe Rezept bereit: Selbstzündende
zwei Liter, einen Turbo und gut 180 PS. Trotzdem sind die Aggregate
erstaunlich unterschiedlich.
Dabei zuckt und zerrt es an der Lenkung mit der sich der Kombi
aber enorm direkt und meist präzise um die Ecken werfen lässt. Das
lebendige Heck, das mittlerweile schon zur ST-Philosophie gehört,
haben die Kölner auch dem Kombi antrainiert.
Damit ist der Focus ST hier der Vergnüglichste, nicht der
Schnellste – trotz optionaler 19-Zoll-Räder und einem sehr
grundsätzlichen Verzicht auf Federungskomfort.
Der Zweiliter-Turbodiesel bietet 185 PS und maximal 400 Nm
Drehmoment. Damit ist er auf dem Papier zwar der Stärkste,
allerdings trotzdem nicht der Schnellste. Beim Sprint auf 100 km/h
verliert er beispielsweise 0,4 Sekunden auf den Golf. Für den
Peugeot reicht es dennoch.
Der Franzose setzt sich deutlich gesitteter als der Focus ST in
Bewegung und begeistert in Fahrt durch seinen kultivierten Diesel
und sein nennenswertes Federungstalent.
Dabei kurvt er auch etwas gemächlicher um die Kurven als seine
deutschen Konkurrenten, bietet mit seiner giftigen Lenkung und
neutralen Abstimmung dennoch ausreichend Dynamik.
Den kultivierten 181-PS Diesel gibt es im 308 SW nur in
Verbindung mit einem sanften 6-Gang-Automatikgetriebe. Neben der
schwächsten Leistung, büßt er auch damit ein wenig im
Dynamikkapitel ein.
137,5 km/h Spurwechsel: Selbst ein Porsche Panamera Diesel ist
im doppelten Spurwechsel mit ESP langsamer als der Golf GTD. Rein
subjektiv ist das Handling des Golfs aber lange nicht so
spektakulär wie das des wilden Focus ST.
Der Golf GTD stürmt unauffällig über Land, aber noch präziser,
schneller, sicherer und mit weniger Aufwand als die anderen. Dazu
bietet er noch die besten Bremsen und die umfassendste
Sicherheitsausstattung.
Der kräftige Diesel erreicht seine Maximalleistung bereits bei
3.500 u/min und dreht aber noch locker bis 5.000 u/min. Das
Aggregat beschert dem VW die besten Fahrleistungen und den
niedrigsten Verbrauch.
Das mittige Trapez-Endrohr teilt sich der Turnier mit seinem
Hatchback-Bruder. Schick aber wenig förderlich für den Nutzwert.
Die Installation einer Anhängerkupplung kann man beim ST Turnier
wohl vergessen.
In Sachen Grundpreis ist der Focus ST Turnier 2.0 TDCI mit
34.550 Euro am teuersten. Die gute Serienausstattung relativiert
den Aufpreis zur Konkurrenz allerdings.
Die in Silber statt Rot gefärbten Insignien im Kühlergrill
bleiben wie das sonstige Erscheinungsbild der Golf Variant GTD eher
dezent und zurückhaltend. Bi-Xenon gibt es serienmäßig.
Bei 31.975 Euro geht es los mit dem GTD Variant-Vergnügen. Zwar
bietet der Wolfsburger den niedrigsten Einstiegspreis,
austattungsbereinigt mit der Konkurrenz wendet sich das Blatt
allerdings und lässt den Golf als teuersten Kombi dastehen.
Das Cockpit des Focus wurde mit der letztjährigen Modellpflege
zwar deutlich aufgewertet, könnte für seinen Preis allerdings etwas
sorgsamer verarbeitet sein.
Für einen ebenen Ladeboden muss auch die Rücksitzfläche
hochklappen. Selbst dann hat der Ford aber den kleinsten Laderaum –
und eine wabbelige Bodenmatte.
Der SW packt sich am meisten hinter die Klappe. Beim Umklappen
der Lehne per Fernentriegelung taucht die Sitzfläche mit ab. So
schafft der Peugeot das üppigste Ladevolumen von 610 bis 1660
Litern.
Selbst als GTD bleibt der Golf eben der Golf, lässt sich leicht
bedienen, reichlich beladen – gern auch mit Passagieren, die hier
besonders bequem und raumreich unterkommen.
Auch im Golf klappt die Sitzlehne fernentriegelt vom Kofferraum
aus. Da hinein darf er sich am meisten packen – 527 Kilo. Beim 308
sind es nur sieben weniger.