Business-Limousinen mit Vierzylinder-Diesel – klingt doch auf den ersten Blick recht bodenständig. Eine Fahrt im BMW 520d und seinem schärfsten Konkurrenten Mercedes E 220 d lässt jedoch an den Klassengrenzen zweifeln.
Business-Limousinen mit Vierzylinder-Diesel – klingt doch auf den ersten Blick recht bodenständig. Eine Fahrt im BMW 520d und seinem schärfsten Konkurrenten Mercedes E 220 d lässt jedoch an den Klassengrenzen zweifeln.
Eigentlich geht es in dieser Geschichte nur um die schlichte Frage nach der besseren von zwei Business-Limousinen. Wie schon so oft in den letzten 40 Jahren, wenn mal wieder eine neue E-Klasse den 5er herausfordert, oder eben umgekehrt – wie jetzt.
1.712 kg wiegt der BMW 520d und liegt damit mehr als 100 Kilo unter dem Mercedes E 220d, womit die habhaftesten Karosserieunterschiede jedoch bereits aufgezählt wären, denn...
...bei Außenabmessungen, Platzangebot oder Kofferraumvolumen liegen die beiden nahezu gleichauf, ebenso bei Qualitätsanmutung und Variabilität.
Mit seiner optionalen Allradlenkung fühlt sich der 520d verblüffend agil an. Bei geringem Tempo schlagen Vorder- und Hinterräder in entgegengesetzte Richtungen ein, was die Handlichkeit erhöht.
Bei höheren Geschwindigkeiten lenken Vorder- und Hinterachse in die gleiche Richtung, wovon die Spurstabilität profitiert. Allerdings fühlt sich die Lenkung minimal künstlich an.
Der Vierzylinder-Diesel mit 190 PS klingt beim Kaltstart oder beim Ausdrehen zwar etwas rumpelig und verbraucht im Testmittel 0,3 l/100 km mehr als der Mercedes, leistet mit in Kombination mit der ZF-Automatik dennoch hervorragende Arbeit.
Nicht nur auf dem Foto dicht beieinander: 5er und E-Klasse mit ähnlichem Fahrgefühl. Die E-Klasse wäre auch ein toller BMW und der 5er ein würdiger Mercedes.
Mercedes E-Klasse: Viel Tradition trifft auf noch mehr Moderne.
Die vor einem Jahr vorgestellte E-Klasse hat spürbar an Dynamik zugelegt. Der Mercedes beschleunigt nicht nur einen Tick flinker, er stellt sich auch bei den Fahrdynamikmessungen geschickter an.
Der als OM 654 bezeichnete Diesel hat mit seinen 194 PS und 400 Nm nichts mit alter Diesel-Benz-Lethargie zu tun. Ein Sechszylinder wird höchstens aus akustischen Gründen vermisst, beim Ausdrehen klingt der Zweiliter rau und banal.
Früher mussten sich Ingenieure noch entscheiden, ob sie ein Auto lieber sportlicher oder eher komfortabler abstimmen. Durch die vielen Adaptivsysteme lässt sich heute beides gleichzeitig erreichen.
Obwohl der neue 5er in der Länge nur um drei Zentimeter wuchs, fällt die Beinfreiheit im Fond mehr als sechs Zentimeter üppiger aus als bisher, übertrifft damit sogar die traditionell luftige E-Klasse.
Trotz Touchscreen und Gestensteuerung hat BMW viele analoge Bedienelemente beibehalten. Ergonomie und Qualitätseindruck sind einwandfrei.
Die haptischen Zierringe auf dem digitalen Instrument sorgen für einen netten analogen Touch. Wie beim Mercedes ist die Anzeige interaktiv und individualisierbar.
Infotainment-Hauptmenü mit individuell konfigurierbaren Kacheln.
Sehr bequeme Sitze vorn und hinten.
Der neue 5er besitzt zahlreiche Funktionen, die den Weg ins autonome Fahren ebnen sollen. So lässt sich die Limousine ferngesteuert per Schlüssel ein- und ausparken. Der Mercedes kann das übrigens auch - per App auf dem Smartphone.
Zwar verfügt die E-Klasse inzwischen ebenfalls über die wichtigsten Online-Funktionen, nimmt Handy-Apps per Apple Carplay und Android Auto entgegen und stellt das alles auf zwei beeindruckenden 12,3-Zoll-Breitbild-Displays (Extra) dar,...
... doch an die umfassende Internetunterstützung eines 5er kommt der Mercedes nicht ran.
Die Spreizung der verschiedenen Fahrmodi im Mercedes beeindruckt.
Sportsitze mit viel Seitenhalt und hervorragendem Komfort.
Was sich beim Fahreindruck schon abzeichnet, setzt sich auch beim Platzangebot fort. Die Unterschiede zwischen E-Klasse und 5er werden immer marginaler.
So bietet der 5er mit 520 Litern zwar 20 Liter weniger Gepäckraum als der Mercedes,...
... jedoch - Überraschung - den luftigeren Fond. Mitfahrer reisen zudem auf einer sehr bequemen Rückbank,...
... die sich dreigeteilt im Verhältnis 40 : 20 : 40 umklappen lässt. Vorteil gegenüber einer zweiteiligen Lehne: Wird nur das schmalere Mittelstück umgelegt, sitzen zwei Passagiere auf ihren Außenplätzen nicht so eng aufeinander wie sonst.
Bei der Perfektion die E-Klasse und 5er mittlerweile erreicht haben, kann man sich die Frage nach der Rechtfertigung von S-Klasse und 7er stellen.
Beim Kofferraumvolumen bietet Mercedes etwas mehr Platz als der 5er.
Dafür ist der luftige Schwaben-Fond ein Quäntchen beengter als im Bayer.
Das 40 : 20 : 40 - Teilungsverhältnis der Rückbank bietet auch der Mercedes. Entsprechend herrscht auch bei der Variabilität Gleichstand.
Der 5er hat an seinen Schwächen gearbeitet, bietet mehr Platz, fährt leiser und federt komfortabel. Auf Agilität und Infotainment verstand er sich ohnehin schon immer.
Die E-Klasse verbindet bekannte Stärken wie Fahrkomfort und Sicherheit mit neuen Dynamiktalenten. Angesichts der hohen Preise fällt die Serienausstattung mickrig aus.
Wenn sich die Dauerrivalen aus entgegengesetzten Richtungen ans Optimum ranarbeiten, bestimmen dann nur noch Design und Infotainment den Markencharakter?