Was einst in einem Londoner Pub nach mehreren Kaltgetränken auf einem Bierdeckel skizziert wurde, ist nun fertig zur Auslieferung und bereit für eine ausgiebige Testfahrt: Der Ineos Grenadier.
Am Anfang waren drei Worte: Offroadtauglichkeit, Haltbarkeit, Design. Sir Jim Ratcliffe, CEO des Chemie-Riesen Ineos hatte sie auf ein etwa zehn mal zehn Zentimeter großes Stück Pappe geschrieben, auf dem man normalerweise seinen Bierhumpen abstellt.
Kurze Zeit später gründete er die Ineos Automotive und holte sich Manager und Partner ins Boot, die seine Pläne umsetzen sollten, einen würdigen Nachfolger des Land Rover Defender zu bauen.
Nun, einige Jahre später, dürfen wir hinters Steuer eines der ersten Serienfahrzeuge, gebaut im französischen Hambach, in einem Werk, das einst Smart gehörte und nun – Sie ahnen es – im Besitz von Sir Jim Ratcliffe ist.
Rustikal und simpel, beinahe zeitlos ist das Grenadier-Design, wie aus dem Vollen gefräst, ganz offensichtlich angelehnt an die Optik des alten Defender, mit hohem Aufbau, glatten Karosserieflächen und großen Fenstern.
In den an außenliegenden Scharnieren aufgehängten Türen (Stützlast rund 40 kg) sind Befestigungsschienen eingelassen, an den Schwenktüren des Kofferraums das Reserverad und eine Leiter angeschraubt.
Auch die Technik ist für die grobe Fahrer-Fraktion, wobei man gemeinsame Sache mit dem österreichischen Spezialisten Magna machte, der Ikonen wie den Mercedes G entwickelte.
So basiert der Geländewagen auf einem Leiterrahmen, hat Starrachsen, eine Mitteldifferenzialsperre und ein Verteilergetriebe von Tremec (Untersetzungsverhältnis von 2,5:1; externe Ölkühlung), optional Anschlüsse für elektrische Verbraucher außen, sowie Seilwinden an Bug und Heck.
Angetrieben wird der Grenadier von modernen, drei Liter großen BMW-Sechszylinder-Aggregaten (beide erfüllen die Euro 6d-Norm), wobei man die Wahl hat zwischen dem B58-Benziner (286 PS, 450 Nm) und dem B57-Turbodiesel (249 PS, 550 Nm).
Platz nimmt man auf mit abwaschbarem Textil bezogenen Sitzen (Leder optional), die wenige Einstellmöglichkeiten bieten, aber trotzdem langstreckentauglich sind.
Hinterm Lenkrad ist lediglich ein kleines Anzeigenfeld verbaut, in dem über orangefarben beleuchtete Symbole im Warnleuchtenstil illustriert wird, welcher Fahrmodus gerade anliegt und welches Differenzial gesperrt ist.
... wo nicht nur Knöpfe und Schalter für Fahrprogramme (zum Beispiel Offroad- und Watmodus), Differenzialsperren und Aktivierung der Stromausgänge sitzen, sondern auch die Maße des Fahrzeugs abgeduckt sind
Ganz offensichtlich bei BMW abgeguckt haben sich die Designer den hinter den Getriebewählhebeln installierten, etwas tief sitzenden Dreh-Drücksteller nebst Direktwahltasten, als Alternative zur Touchscreen-Bedienung.