In einer Welt, in der die Straßen längst von Otto- und Dieselmotoren beherrscht werden, wollen drei junge Kleinwagen beweisen, dass man auch ohne Sprit reisen kann.
Wo Golf draufsteht ist auch Golf drin? -Golfrichtig! Aber der e-Golf weiß durch seinen Elektroantrieb ganz neue Kapitel in der Modellgeschichte zu schreiben, könnte diese gar neu definieren.
Tatsächlich weist das e-Modell nur wenig Auffälligkeiten gegenüber Verbrenner-Modellen auf; bestes Beispiel: die fehlende Abgasanlage hinter den Blenden.
Leise surrend legt der Wolfsburger dank seinem 36 kWh-Akku und einem Verbrauch von 14,3 kWh pro 100 Kilometer mit 243 Kilometern den weitesten Weg der drei Rivalen zurück - und das mit bis zu 150 km/h!
Wer Kapazitäten hat, darf sie auch nutzen: hinter dem Lenkrad blitzt das neue Active Info Display hervor, die jüngst vorgestellte Alternative zu den altbekannten VW-Kombiinstrumenten.
Wesentliche Unterschiede im Innenraum: blaue Elemente am Interieur, auch Nähte an Lenkrad und Schalthebel sind blau. Was (logischerweise) wegfällt, ist der Knopf zum entriegeln des Tankdeckels.
Über das Infotainment-Display ist es nebenbei auch möglich, sich vom bereits zuvor bekannten "Think-blue-Trainer" spielerisch zu einer effizienteren Fahrweise animieren zu lassen.
Auch in Sachen Platzangebot verzieht der Golf keine Mine, die Karosse hat sich bereits als Kompaktwagen einen Namen gemacht und das lässt sich auch der e-Golf nicht nehmen.
Während der Kofferraum (leider) auf herkömmliche Art beladen werden muss, so wird dies beim Akku nun über Kabel gelöst. Wem hier knappe 5 Stunden zu lange sind, kann Schnellladeanschluss (625 Euro) und Typ-2-Kabel nachrüsten.
Nächster Kandidat: der Hyundai Ioniq Elektro erinnert in seiner Bauform entfernt an den berühmten Toyota Prius, ist diesem allerdings - zumindest im Spritverbrauch - wesentlich überlegen.
Während der Golf noch händeringend versucht, mit einer Auspuffblendenattrappe am Heckdiffusor in die Irre zu führen, bringt der Hyundai klar zum Ausdruck: Wo nichts rauskommt braucht nichts sein!
Während die Fließheckform dank großer Klappe Vorteile beim Beladen und mit 1.410 Litern fast doppelt so viel Stauraum wie im Leaf bietet, schränkt sie die Kopffreiheit im Fond spürbar ein.
Innen ist der Ioniq fast ein normaler Hyundai, der sich durch einfache Bedienbarkeit, gute Materialanmutung und die reichhaltige Style-Ausstattung auszeichnet.
Gewöhnungsbedürftig aber Innovativ fällt auch der vermeintliche Automatik-Wählhebel auf, der sich in der Praxis eher wie eine Computermaus handhaben lässt.
Optische Akzente setzen lediglich das farblich abgesetzte Dach (1.050 Euro extra) und der serienmäßig dreidimensional bläulich schimmernde Kühlergrill-Ersatz.
Neben dem, von nun ab serienmäßigen, bläulich schimmernden Kühlergrill und dem farblich abgesetzten Dach für 1.050 Euro unterscheidet er sich zum Vorgänger größtenteils durch das Glattziehen der zuvor recht eigenwilligen Rundungen.
Auch hier sucht man vergeblich nach dem Auspuff - "Zero Emission" - es steht sogar dran! Allerdings kommt er mit der größten Batterie (40 kWh) am wenigsten weit (239 km).
Weiter gehen die Probleme in Sachen Traktion: Aus engen Kurven und vor allem bei Nässe ringen sowohl der Ioniq als auch der Leaf wegen der Energiesparbereifung indes frühzeitig um Grip.
Aus einem Meer aus Hartplastik ragt ein sehr eigenwilliger Automatik-Wählknubbel hervor der in der Bedienung nicht sonderlich hochwertigen Eindruck erweckt.
Neben dem vielen Hartplastik irritiert der einst digitale, nun analoge Tacho des E-Autos. Dieser kann sich aber immerhin durch gute Ablesbarkeit und allerlei schick inszenierte Infografiken zu Ladestand und Kraftfluss auf dem Display daneben beweisen.
Auch das sieben Zoll kleine Infotainment-Display erweckt nicht gerade besten Eindruck; erst recht nicht durch fehlende Echtzeit-Verkehrsdaten und eine relativ schwerhörige Sprachsteuerung.
Vier Personen samt Gepäck finden im Leaf zwar ausreichend Platz, doch nicht nur im Vergleich zu den Konkurrenten sind die Ladekante und die Stufe nach dem Umklappen der Rücksitzlehne sehr hoch.
Dickes Plus: Auch hier gibts Schnelladeanschluss und Typ 2-Ladekabel gleich in der Grundausstattung mit dazu, blockieren in diesem Zuge nur leider den Stauraum gleich mit.
Trotz seiner Eigenheiten ist der Leaf ein gutes Elektroauto mit sehr umfangreicher Ausstattung. Ioniq und Golf bieten mehr Platz bei besserer Verarbeitung und legen mit kleinerer Batterie weitere Strecken zurück.
Die Reichweiten sind realistisch, die Autos damit alltagstauglich. Gut möglich dass Fahrzeuge wie diese in Zukunft für mehr Bafa-Anträge verantwortlich sind.