Kaum ein anderer Sportwagen vereint die Themen Alltagskomfort und Rennstreckensport so gelungen wie der Alleskönner aus Zuffenhausen, dem Porsche 911 Turbo S.
Mit der Generation 991 scheint sich der Porsche 911 Turbo, und zwar speziell das S-Modell, ein weiteres Ziel auf die Fahne geschrieben zu haben. Noch nie hat ein 911 Turbo S aus querdynamischer Sicht so stark zum Rennstreckenprimus 911 GT3 aufgeschlossen wie jener aus der 991-Baureihe.
Der 991.1 Turbo S war schon auf dem kleinen Kurs von Hockenheim schneller als der 991.1 GT3 - auf der Nordschleife musste er sich noch geschlagen geben.
Doch nun schlägt der 991.2 Turbo S den 991.2 GT3 auf der Nordschleife mit einer Zeit von 7:17 min knapp (991.2 GT3: 7:18 min). Damit ist er der schnellste Serien-911. Zumindest bis der GT2 RS kommt.
Bei Porsche kann man bei einem Facelift nämlich darauf vertrauen, dass es nicht nur optische Retuschen, sondern auch einen Performance-Gewinnn mit sich bringt.
Verbesserungen gibt es aber vor allem in der Querdynamik: Über die Tempomarken von 100 und 200 km/h beschleunigt das aktuelle S-Modell jeweils nur eine Zehntelsekunde schneller als der Vorgänger im Supertest. Die Höchstgeschwindigkeit steigt um zwölf auf 330 km/h.
Der Name der Lackierung ist im Supertest Programm: Racinggelb! Auch der 991.2 Turbo S trägt die Keramikbremsanlage PCCB serienmäßig. Im Vergleich zum 991.1 Turbo S mit Dunlop-Sport-Maxx-Bereifung sind die Bremswerte jetzt mit Pirelli P Zero Corsa N0 noch etwas besser.
Dass die ausgefahrene Gummilippe des Bugspoilers nach den Nordschleifen-runden leicht deformiert war, ist der Fuchsröhre zu verdanken. Beim Versuch, die Fuchsröhren-Senke mit Volllast zu durchfahren, setzte die Frontlippe leicht auf.
Im Vergleich zur ersten 991-Generation tragen jetzt auch die Turbo-Modelle serienmäßig das GT-Sportlenkrad mit MODE-Schalter, das es bei den Carrera-Modellen optional gibt.
Während in den Turbo-Modellen der ersten 991-Generation das ESP nur komplett deaktiviert werden konnte, besteht jetzt die Möglichkeit, das Stabilitätssystem im sogenannten Sport-Modus zu bewegen. Für den absoluten Ernstfall ist das bei Porsche PSM genannte ESP im Hintergrund zwar noch einsatzbereit, doch der Grenzbereich liegt auch im Sport-Modus sehr hoch.
67 kg Gesamtabtrieb generiert der 991.2 Turbo S bei 200 km/h. Dank des optionalen Aerodynamikpakets aus der Porsche Exclusive Manufaktur für 5.355 Euro sind das 7 kg mehr Abtrieb als beim 991.1 Turbo S und ähnliche Abtriebswerte wie beim 991.2 GT3 im Auslieferungszustand!
Vom 3,8-Liter-Biturbo sieht man nicht viel. Die Leistung des Sechszylinder-Boxeraggregats stieg im Vergleich zum 991 Turbo S der ersten Generation um 20 auf 580 PS.
Ab sofort trägt das S-Modell Abgasturbolader mit größerem Verdichterrad. Der maximale Ladedruck unterscheidet sich zwischen 991.1 Turbo S (1,220 bar) und 991.2 Turbo S (1,227 bar) übrigens nur geringfügig, da der neue Verdichter vom Wirkungsgrad her deutlich besser ist.
...Da hat der Fotograf zu früh auf den Auslöser gedrückt. Das Gewicht des 991.2 Turbo S pendelte sich auf der Radlastwaage bei 1.610,5 Kilogramm ein - macht aufgerundet 1.611 Kilogramm.
Gewichtsverteilung vorne/hinten beträgt ohne Fahrer 39,2/60,8 %. Erstaunlich sind beim Check eigentlich nur die geringen Sturzwerte an der Vorderachse von nur 12 Minuten respektive 0,2 Grad negativ. Vermutlich kann aufgrund der agilitätsfördernden Hinterachslenkung auf extreme Einstellungen verzichtet werden.
Zurück auf der Rennstrecke, auf der sich der Porsche wohl fühlt: So sicher, so stabil und so gutmütig wie der traktionsstarke Allradler Turbo S lässt sich sonst kaum ein Elfer im Grenzgebiet beherrschen.
So wurde die Momentenverteilung des variablen Allrads optimiert. Außerdem erhöhte man die Steifigkeit der dynamischen Motorlager in vertikaler Richtung um rund 20 Prozent. Zudem wurden alle Fahrwerkssysteme hinsichtlich verbesserter Fahrbarkeit und Performance neu abgestimmt.
Jedoch merkt man dem Turbo S immer auch ein leichtes Untersteuern an, was sich durch eine aggressivere Fahrwerksabstimmung sicherlich abstellen lassen würde.
In schnell durchfahrenen Senken oder auf schnell überfahrenen Kuppen sind auch Wank- und Nickneigungen spürbar, bei denen man sich ein PASM-Sportfahrwerk mit Tieferlegung wünscht. Leider gibt es diese auch als Option nicht. Interessant wäre auch ein Turbo S ohne schweren Allradantrieb, aber so wie er ist, gratulieren wir jetzt schon: Glückwunsch, lieber 911 Turbo S, du bist das fünftschnellste jemals von auto motor und sport auf der Nordschleife gemessene Fahrzeug!