Protoscar Lampo 3 im Fahrbericht
Während manche in einem Jahr an einem Facelift rumdoktern, bauen
andere den Protoscar Lampo 3 – das stärkste 2+2-E-Auto der Welt.
Ob Captain James T. Kirk Gänsehaut bekommt, wenn er auf der Brücke der U.S.S. Enterprise „Warp-Geschwindigkeit“ befiehlt? Sieht irgendwie nicht danach aus.
Ähnlich souverän wirkt es bei Alessandro De Guglielmo, als er an einem Dienstagmorgen um halb sechs den Protoscar Lampo 3 über die spitze Torschwelle von Protoscar klettern lässt, um ihn auf der Geraden abzufeuern.
Mit der Zeitmaschine Protoscar Lampo 3 in die Zukunft
Wüiiiffffffffff. Von einem Pfeifen untermalt, beschleunigt der Protoscar Lampo 3 so brutal und anhaltend, dass der eigene Blick zum Tunnel wird. Sitzen wir in einer Zeitmaschine? In gewisser Weise ja. Der Protoscar Lampo 3 ist kein gewöhnlicher Sportwagen, eher schon ein lecker verpacktes Versuchslabor. Eine Spielwiese für Firmen, die an die E-Mobilität glauben und sie weiter- entwickeln. Sie wissen, dass wir das Versickern des Erdöls nicht einfach aussitzen können.
Der Macher des Lampo 3 ist Protoscar, ein Schweizer Unternehmen, das seit 25 Jahren Projektarbeiten für die Autoindustrie übernimmt. 2008/2009 baute Protoscar den ersten Lampo (italienisch für Blitz) auf. 2009/2010 entstand Lampo 2, wieder ein Elektro-Roadster auf Basis des Opel GT. Beide Fahrzeuge brachten 30.000 Testkilometer – kostbar, unter anderem für den Batterien- und E-Motoren-Spezialisten Brusa. Vor zwei Wochen rollte Protoscar Lampo 3 die ersten Meter.
Protoscar Lampo 3 wurde um Lithium-Polymer-Akkus herum gebaut
Der dritte Versuchsträger Protoscar Lampo 3 wurde von vornherein als E-Auto und nicht auf einen bestehenden Sportwagen mit Verbrennungsmotor entwickelt. Nur Türen, Frontscheibe, Teile des Fahrwerks und die Bremsen stammen von einer Corvette C06. Genau genommen wurde der Protoscar Lampo 3 um die vier großen, wassergekühlten Lithium-Polymer-Akkus mit insgesamt 32 kWh herumgebaut, die in der Mitte im Fahrzeugtunnel angeordnet sind.
Ein 120 Kilowatt starker E-Motor samt Reduktionsgetriebe, ein Stromumwandler (400 auf 12 Volt), Teile der Steuerelektronik sowie der Inverter sitzen auf der Vorderachse des Protoscar Lampo 3. Die Hinterachse trägt zwei weitere Elektromotoren (je 150 kW stark) sowie die Schnellladetechnik.
De Guglielmo schmunzelt, als er am Steuer die Knöpfe und Tasten der Mittelkonsole im Protoscar Lampo 3 erklärt: „Wir können hier alles einstellen – ALLES!“ Über kleine altmodische Drehregler lässt sich zum Beispiel die Kraftverteilung zwischen Hinterachse und Vorderachse stufenlos regulieren, oder welche Achse des Protoscar Lampo 3 die Bremsenergie umwandelt, ob diese Rekuperation beim Bremsen oder schon beim Gaswegnehmen stattfinden soll.
100 km/h sollen im Protoscar Lampo 3 vier Euro kosten
Abgesehen davon fasziniert der Protoscar Lampo 3 durch seine unvermittelte Wucht. 900 Newtonmeter Drehmoment schnipsen seine 1.700 Kilogramm Leergewicht mühelos vorwärts. Allradantrieb, harte Sportwagenabstimmung sowie Torque Vectoring und 295er Reifen an der Hinterachse sichern optimale Traktion.
Das Beste: Im Schnitt soll der Protoscar Lampo 3 nicht mehr als 16 kWh pro 100 km brauchen, macht rund vier Euro. Am Ende der kleinen Zeitreise wird klar: Wie James T. Kirk ist der Protoscar Lampo 3 auf einer Mission. Er will die Zukunft verändern. Statt skeptisch auf die E-Sparbrötchen zu schauen, dürfen sich Car Guys mit Zuversicht auf die Nachkommen des Protoscar Lampo 3 freuen. Bei genügend Nachfrage will Protoscar nämlich eine Kleinserie auflegen.