Abenteuer Oman - Paradies für Wildcamper

Das Sultanat Oman gilt als das sicherste Land auf der arabischen Halbinsel, wurde in den letzten 50 Jahren von Sultan Qaboos grundlegend modernisiert und erweist sich als wahres Paradies für Wildcamper. Unterwegs im gemieteten Geländewagen mit Dachzelt durch ein einsames, faszinierendes Land.
Khalid lächelt vielsagend. Natürlich besorgt er uns noch eine Gasflasche. Und die Fähre, nein, auch das wäre kein Problem. Man würde die Papiere übermitteln, wir können mit den Autos nach Musandam und in die Vereinigten Arabischen Emirate fahren, das Fährbüro hat morgen offen, da können wir Tickets kaufen, alles kein Problem. Und tatsächlich: Alles, wirklich alles läuft wie versprochen.
Und auch wenn wir als Vielreisende solchen Aussagen wie „alles kein Problem“ ein mehr als gesundes Misstrauen entgegenbringen, im Oman kann man sich anscheinend darauf verlassen. Die Oman.s, die wir auf unserer dreiwöchigen Reise im Frühjahr 2018 erleben, sind äußerst angenehme Zeitgenossen, wir haben uns stets wohl und sicher gefühlt.
„Oman Off-Road Explorer“ zeigt die besten Plätze
Angenehme Temperaturen zwischen knapp 20 und 30 Grad im Januar/Februar, faszinierende Bergstraßen, das besondere Licht und die Einsamkeit der Wüste, das hat uns angelockt. Nicht zu vergessen eine Kultur, die den Islam lebt, aber andere Religionen toleriert, friedliche Koexistenz quasi von Staats wegen verordnet. Und seit ein paar Jahren kann man dieses Land auch in der einfachsten Form des Wohnmobils erleben, einem gemieteten Geländewagen mit Dachzelt und kompletter Camping- wie Geländeausrüstung. Der Clou: Wie in Norwegen darf man überall stehen, wo es nicht ausdrücklich verboten ist, Privatgrund natürlich ausgenommen.
Oman ist mit gut 300.000 Quadratkilometern fast so groß wie Deutschland, darauf verteilen sich aber statt gut 80 nur vier Millionen Einwohner, davon anderthalb Millionen in der Hauptstadt Muscat. Es sollte sich also ein Plätzchen finden. Die besten zeigt der „Oman Off-Road Explorer“, ein 430 Seiten starker Bildband mit faszinierenden Fotos, detaillierten Routenbeschreibungen und Tipps für schöne Campingspots. Und so stehen wir am Morgen nach der Ankunft auf dem Hotelparkplatz in Muscat und lassen uns von Rachid, dem liebenswürdigen einheimischen Mitarbeiter der örtlichen Partneragentur von Nomad Reisen, unsere Behausung für die nächsten 18 Tage erklären.
An Bord des Nissan Patrol finden sich Kocher und Gasflasche, Besteck und Geschirr, eine Box für Eis, Wasserkanister, Tisch und Stühle, Spaten, Kompressor, stabile Sandbleche aus Kunststoff und so weiter. Auf dem Dach: das Zelt. Je nach Konstruktion und eigener Körpergröße sind Kletterkünste gefragt, um es aufzuklappen. Bezugsfertig steht die Leiter am Boden und es geht komfortabel hinauf ins Schlafzimmer im ersten Stock. Harte, steinige Böden machen uns so nichts aus, und ein halbwegs gerades Plätzchen haben wir immer gefunden.
Vielfalt Oman. Sukhs, Moscheen und Fjorde
Nach der Einweisung wandern wir hinunter in die Stadt, Witterung aufnehmen, wie Freund und Reisegefährte Jo das so treffend nennt. Wir tauchen ein in eine andere Welt, den Sukh, quasi eine arabische Shopping-Mall. Fast komplett unter Dach, eng, bunt und stets wohlriechend. Faszinierend, wie sich hier Einheimische und Touristen mischen, die Vielfalt des äußeren Erscheinungsbildes könnte nicht größer sein. Auch bei den Frauen: Burka, Kopftücher jedweder Art oder offenes Haar, es gibt kein Dogma. Im Hafen liegt nahe den Yachten des Sultans ein Kreuzfahrtschiff, was den Anteil an westlichen Touristen sprunghaft ansteigen lässt. Wir entdecken Lemon-Mint, einen leckeren, alkoholfreien Longdrink, die ideale Erfrischung bei den noch ungewohnt sommerlichen Temperaturen.
Über die faszinierende Sultan-Qaboos-Moschee steuern wir am nächsten Tag unser erstes Wadi an, das Wadi al Abyad. In den berühmten blauen Pools ist wenig Wasser, aber wir finden als Einstieg gleich einen Traumplatz für die Nacht.
Die wenigen anderen, die hier übernachten, halten respektvollen Abstand, so haben alle eine ruhige Nacht. Eine solche bietet auch der nächste Übernachtungsplatz, ein Stück oberhalb eines Dorfes im Jebel Akhdar, auf dem wir Besuch von einem Hirten bekommen. Mit Gewehr in der Hand stürmt er lachend auf uns zu, begrüßt uns, will es uns in die Hand drücken. Wir lehnen ab, er baut sich ein Ziel aus einem kleinen, weißen Steinchen und ballert es aus ziemlicher Entfernung weg. Wir sind beeindruckt, er lacht, was für eine Begegnung.
Von Shinas nehmen wir die Schnellfähre nach Khasab in der omanischen Exklave auf der Halbinsel Musandam. Sie donnert mit sagenhaften 90 Kilometern pro Stunde durch den Golf von Oman in die Straße von Hormuz und durchquert dabei einen weitläufigen Tankerliegeplatz – ein echtes Highlight! Das gilt auch für die Halbinsel Musandam mit ihrer von Fjorden geprägten Küste, die man am besten bei einem Ausflug mit einer Dhow genießen kann. In den Bergen rund um den mehr als 2000 Meter hohen Jebel Harim locken gewaltige Felswände und stille Übernachtungsplätze.
Grand Canyon des Omans und eine Nacht in der Wüste
Zurück in den Oman geht es über Land durch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Bei Al Ain fasziniert der Kamelmarkt und ausnahmsweise eine Hotelübernachtung auf dem Jebel Hafeet. Wir steuern wieder die Berge an, übernachten und wandern im Welterbe Wadi Damm und besuchen das von Gärten und Wasserläufen durchzogene Dorf Misfat. Ziemlich frostig wird die Nacht auf 2000 Metern am Jebel Shams, zum Aufwärmen wandern wir den Balcony Walk mit atemraubenden Blicken in den Grand Canyon des Oman. Dort unten liegt das Wadi An Nakhur, seine Befahrung mit dem Allradler bietet spektakuläre Motive zwischen himmelhochaufragenden Felswänden.
Südlich von Rustaq, in Sichtweite des Jebel Shams auf dem Weg zur Road to Yaseb finden wir einen grandiosen Spot. Morgens kommt eine Ziegenherde zu Besuch, der Hirte winkt freundlich und zieht weiter. Widersprüchliches hatten wir aus verschiedenen Quellen über den Ziegenmarkt in Bahla gehört, der sich dort morgens um sieben zwischen den Markthallen um einen Baum gruppiert. Er findet tatsächlich donnerstags statt, wir sind die einzigen Touristen und die Oman.s haben kein Problem damit, dass wir fotografieren. Im Gegenteil, sie lassen uns in ihre Mitte, offerieren Säcke als erhöhten Standplatz und lassen sich ansonsten nicht stören.
Dem größeren Nizwa sieht man dagegen die touristische Ausrichtung schon deutlich an. Kaum erstaunlich, schließlich liegt Nizwa in Reichweite der Tagesausflügler von den Kreuzfahrtschiffen.
Eine Nacht in der Sandwüste lässt sich einfach verbringen in den Wahiba Sands, bei Al Mintrib führen Wege hinein, und wer weitab der Wüstencamps der Reiseveranstalter campiert, hat auch die erstrebte Ruhe. Nur ein paar Kamele lagern in unserer Nähe, wir hören sie nachts schmatzen. In der Früh treibt ein Hirte sie weiter, so können wir ganz ungestört unser Wüstenfrühstück genießen.
Reise-Infos und Camping-Tipps Oman./strong>
Anreise / Einreisebestimmungen: Omans Hauptstadt Muscat wird von diversen deutschen Flughäfen angeflogen, z.B. Direktflug von Frankfurt: ca. 7 Stunden. Deutsche Staatsbürger benötigen einen gültigen Reisepass und ein Visum. Das gibt es online als e-Visum unter diesem Link: https://evisa.rop.gov.om/home.
Fahrzeugmiete / Fahren im Oman. Über internationale Vermieter können von Deutschland aus auch Geländewagen gebucht werden. Mit Dachzelt und Campingausrüstung z.B. über Nomad Reisen. Unsere beiden Fahrzeuge waren gepflegt, technisch einwandfrei, aber mit über 160.000 km sichtbar gebraucht. Verbrauch: 12 bis über 20 Liter Benzin (Preis je Liter: aktuell ca. 49 Eurocent. www.globalpetrolprices.com). Die Dachzelte waren neu bzw. fast neu. Die Ausrüstung war vollständig und in Ordnung. Für die VAE muss man sich eine extra Erlaubnis samt Versicherung besorgen. Ein internationaler Führerschein ist hilfreich, wurde aber nicht verlangt. Manche Bergstraßen sind sehr steil, häufig unbefestigt. Wer den Asphalt noch nie verlassen hat, sollte im Vorfeld ein Geländewagen-Training besuchen.
Kosten Fahrzeugmiete: Geländewagen mit Campingausrüstung je nach Saison und Modell zwischen 130 und 200 Euro am Tag. Direktflug nach Muscat: ab 600 Euro. Kombiangebote sind komfortabel und lohnen sich, je mehr Leistungen man bucht. Wir zahlten Jan./Feb. 2018 für 2 Personen mit Flug, 3 Nächten im Hotel, 18 Tagen Camping-Geländewagen sowie allen Transfers 4280 Euro.
Camping im Oman. Es gibt keine (!) Campingplätze, man kann und darf aber überall stehen, außer in direkter Nähe von Ansiedlungen und auf Privatgelände. Wichtig: Wasser mitnehmen; Trinkwasser haben wir in Flaschen oder Kannen gekauft, Brauchwasser in Kanistern abgefüllt. Spaten und Feuerzeug sind Pflichtausrüstung.
Zahlungsmittel / Preise: Offizielles Zahlungsmittel ist der Rial Oman., im Sommer 2018 bekam man für 1 Euro 0,44 Rial Oman., 1 Rial = 2,24 Euro. Benzin und Lebensmittel sind für unsere Verhältnisse günstig.
Einkaufen / Verständigung: Lebensmittel gibt es lecker und günstig auf lokalen Märkten. Zeigen, lachen, wiegen, bezahlen, so klappt das ohne Worte. Große Supermärkte in Stadtnähe bieten alles. Gemüse und Obst, Rind- und Lammfleisch werden vielfach importiert (aus Iran, Indien oder China). Schweinefleisch gibt es nicht! Junge Leute sprechen oft Englisch, ansonsten: siehe oben.
Beste Reisezeit: Theoretisch ganzjährig bereisbar, von November bis in den März hinein herrschen tagsüber angenehme 15 bis 25 Grad. Nachts wird es vor allem in den Bergen frisch. Im schon warmen April lockt die Rosenblüte auf das Saiq-Plateau im Jebel Akhdar. Im Sommer herrschen sehr hohe Temperaturen.
Infos / Reiseführer / Veranstalter: Webseite Fremdenverkehrsamt Oman. www.experienceoman.om/ge/. Wir hatten folgende Reiseführer dabei: Explorer Oman Off-Road; Iwanowski’s Oman. Edition Erde Reiseführer Oman. Der Veranstalter www.nomad-reisen.de bietet individuelle Pakete (Flug, Hotel bei Ankunft und Abreise sowie das Auto mit Dachzelt) oder Routenvorschläge für zwei- bis dreiwöchige Reisen mit alle paar Tage vorgebuchten Hotels.