Chinesisches Weltraum-Fahrzeug
China holt nicht nur bei der Entwicklung herkömmlicher Straßenfahrzeuge mächtig auf, auch im Weltraum ist die aufstrebende Nation aktiv. Der chinesische Jadehase 2 ist das erste Fahrzeug, das die Rückseite des Mondes erkundet.
China hat mit „Chang'e 4“ als erstes Land der Welt eine Sonde weich auf der Rückseite des Mondes gelandet. Landeort ist der Von-Kármán-Krater (180 Kilometer Durchmesser) im Südpol-Aitken-Becken (größter Einschlagkrater auf dem Erdmond und aktuell der größte bekannte des Sonnensystems). Die ersten nun von diesem Becken aufgezeichneten und gesendeten Videos gelten als spektakulär – schließlich gab es bisher nur Fotos von der dunklen Mondseite und diese wurden aus dem Weltall von vorbeifliegenden Sonden geschossen. Jetzt leitet die CNSA (China National Space Administration) den nächsten Forschungsschritt ein: Ein von der Landesonde mitgeführter Rover, also ein Roboterfahrzeug, ist erfolgreich vom Lander losgefahren. Während die Sonde Chang'e nach der chinesischen Mondgöttin benannt ist, heißt der Rover „Jadehase 2“.
Nutzlast des Jadehasen
Der Jadehase 2 bewegt sich elektrisch angetrieben mit sechs Rädern über die Mondoberfläche. Der Rover ist 1,5 Meter lang, einen Meter breit und einen Meter hoch. Er wiegt 140 Kilogramm, die Landeeinheit bringt mit ihm zusammen 1.200 Kilogramm auf die Waage. Sowohl der Lander als auch der Rover führen auf dem Mond geophysikalische Messungen durch, wofür sie Messinstrumente mitführen. Diese sogenannte wissenschaftliche Nutzlast kommt unter anderem aus Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Saudi-Arabien.
Der Jadehase 2 ist mit einer Panoramakamera, einem Bodenradar (LPR: Lunar Penetrating Radar), einem Infrarot-Spektrometer (VNIS: Visible und Near-Infrared Imaging Spectrometer) und einem energetischen Analysator (ASAN: Advanced Small Analyzer for Neutrals) ausgerüstet. Der Analysator wurde vom schwedischen Institut für Weltraumphysik (IRF) entwickelt. Er analysiert neutrale Atome und soll die Interaktion von Sonnenwind mit der Mondoberfläche untersuchen und vielleicht sogar den Prozess der Wasserentstehung auf dem Mond entschlüsseln.
Bemannte Mondlandung als Ziel
Während der Mission kommuniziert der Jadehase 2 mit dem Lander und dem zur Mission gehörenden Relais-Satelliten Queqiao. Der Satellit wurde im Mai 2018 gestartet, Lander und Rover starteten ein halbes Jahr später im Dezember 2018 Richtung Mond.
Die erste chinesische Mondmission Chang’e 1 startete im Jahr 2007, bei den zukünftigen Missionen Chang’e 5 und Chang’e 6 sollen Bodenproben von der erdzugewandten Seite des Mondes zur Erde geschickt werden. In den 2030er-Jahren sollen die Bemühungen in bemannten Mondlandungen und der Errichtung eines Außenpostens in der Nähe des Mond-Südpols gipfeln.
Viele künstliche Objekte auf dem Mond
Das Ende der Chang'e-4-Mission ist offen – der Jadehase 2 wird noch einige Zeit über die Mondoberfläche fahren, den Entfernungsrekord für Mondrover hält mit 39 Kilometern immer noch der russische Lunochod 2 aus seinem Landungsjahr 1973. Sollten der Jadehase 2 und der Lander funktionsuntüchtig werden, zählen sie zu den inzwischen mehr als 80 inaktiven künstlichen Objekten auf dem Mond. Das erste künstliche Objekt war die russische Raumsonde Lunik 2, die im September 1959 gezielt auf dem Mond aufschlug. Die NASA-Sonden Ranger 4, Lunar Orbiter 1, Lunar Orbiter 2 und Lunar Orbiter 3 sowie der Relais-Satellit des japanischen Mondorbiters Kaguya zerschellten alle auf der Rückseite des Mondes. Noch nützlich: Seit ihrer Wiederentdeckung im März 2010 werden die Reflektoren der russischen Mondrover Lunochod 1 (Landung im November 1970) und 2 für Laser-Entfernungsmessungen genutzt. Als 1993 ihre Position noch unbekannt war, versteigerte Sotheby’s New York Lunochod 1 und seine Landeplattform Luna 17 für 68.500 US-Dollar an den Computerspiele-Unternehmer und Astronautensohn Richard Garriott – ein Schicksal, dass Chang'e 4 und dem Jadehasen 2 nicht so schnell ereilen dürfte.