Das Sondermodell als neues LMC-Flaggschiff

Frisch überarbeitet kommt die 2019er-Musica-Baureihe als Sondermodell mit weniger Grundrissen, aber mehr Serienausstattung zu den Händlern. CARAVANING hat das Top-Modell zum Supertest geladen.
Exakt zehn Jahre nach ihrer Vorstellung rollt die LMC-Baureihe Musica jetzt als Ganzjahres-Sondermodell mit reduziertem Grundrissangebot und erhöhtem Ausstattungsumfang in die Saison 2019. Was sich dahinter verbirgt? Ein innen wie außen überarbeiteter Caravan mit einer ab Werk urlaubstauglichen Serienausstattung. Durch den Wegfall des 8,14 Meter langen 530 K ist der früher im Mittelfeld positionierte 560 E nun das neue Flaggschiff der Baureihe.
Bei 7,70 Meter Gesamt- und 6,37 Meter Aufbaulänge blieb die Raumaufteilung unangetastet. Somit ist der 560 E auch weiterhin ein bewährter Einzellbettengrundriss mit Schlafgemach im Bug. Passend zur kalten Jahreszeit hat der Testwagen unter anderem das optionale Winterpaket für 4500 Euro an Bord – ein stolzer Aufpreis, für den es aber neben der Warmwasserheizung auch eine Fußbodenheizung gibt, die bei nasskaltem Winterwetter wahre Wunder wirkt. Dass LMC einen Teil der Renovierungs- und Ausstattungskosten an die Kunden weitergibt, wundert angesichts der neuen Ausstattungsfülle kaum. 2370 Euro ist der 560 E teurer als sein Vorgänger. Wird die erweiterte Serienausstattung berücksichtigt, verwandelt sich der Aufpreis bei allen Musica sogar in einen Preisvorteil.
Wohnen
Helle Flächen und reduzierte Holzoptik liegen aktuell im Trend. Und so trägt jetzt auch der 2019er-Musica weiße Hochglanzelemente statt Holzlook auf Oberschränken, Küchenmöbeln und der Badezimmertür. Am Möbelbau selbst gibt es, abgesehen von einigen unansehnlichen Plastikblenden unterhalb der Oberschränke, nichts auszusetzen: Spaltmaße, Umleimer und Haptik der Möbel erfüllen selbst höhere Erwartungen. Einen großen Anteil am hellen Ambiente trägt das Highlight der erweiterten Serienausstattung bei: das Skyview getaufte Dachfenster. Entsprungen aus einer Kooperation zwischen Dometic und LMC, sind seine Abmessungen von 140 mal 50 Zentimetern beeindruckend. Größter Profiteur ist die darunter montierte Rundsitzgruppe im Heck des 560 E. Sie überzeugt dank ergonomisch ausgeformter Rückenlehnen, tiefer, pflegeleichter Kunstleder-Sitzflächen und jeder Menge Platz. Klar, vier Personen unterzubringen schaffen auch andere Hersteller. Dabei scheitern sie aber häufig daran, allen Personen den gleichen Sitzkomfort zu bieten. Genau das beherrscht die Musica-Sitzgruppe mit ihrer tiefen Querbank, die genauso bequem ist wie der Rest der Sitzmöbel. Wird es in gemütlicher Runde spät, lässt sich die Sitzgruppe im Handumdrehen zum Gästebett umbauen. Dass dafür ein großes Zusatzpolster benötigt wird, darf aber nicht unerwähnt bleiben.
Als Schwachstelle entpuppt sich die einzelne Schraubverbindung zwischen Tischplatte und -gestell. Bereits beim ersten Versuch, den Tisch aus der Fahrtsicherung zu befreien, gab sie nach und machte den sonst standsicheren Einbeiner zum Zweiteiler. Ungünstig platziert ist die einzige Steckdose der Sitzgruppe: Im umlaufenden Fach unter den Oberschränken verbaut, sind Erreichbarkeit und Kabelführung nicht optimal.
Gute Nachricht für alle Hobbyköche: Die großzügige Bordküche des 560 E bietet jede Menge Platz, um sich kulinarisch zu verwirklichen. Gekocht und gebraten wird dabei auf einer reinigungsfreundlichen Spüle-Dreiflammkocher-Kombi mit elektronischer Zündung und edlem Gussrost samt drei verschieden großen Kochfeldern. Zusätzliche Möglichkeiten eröffnet der 625 Euro teure Backofen im Unterschrank. Toll ist auch der freie Platz neben dem Kochfeld. Er reicht für eine Kaffeemaschine und verfügt über zwei Steckdosen in der Rückwandblende. Die Kühlung der Lebensmittel verantwortet ein 142-Liter-Slim-Tower von Thetford, der griffgünstig rechts neben der Arbeitsfläche steht. Er hat zwar grundsätzlich genug Platz, verspielt aber Sympathiepunkte mit einer wenig durchdachten Beleuchtung und zu schmalen Türfächern. In seiner aktuellen Form nicht zu empfehlen ist der optionale Dunstabzug für 299 Euro: Er leitet zwar den Kochgeruch nach draußen, ist dafür aber derart ungünstig verbaut, dass ein Viertel seiner Fläche hinter der Rückwandblende saugt und sich der Filter nicht vernünftig wechseln lässt.
Das Bad ist gegenüber der Küche untergebracht. Ohne das optionale Duschpaket für 540 Euro spart sich LMC die Bodenwanne. Dafür überzeugt der Sanitärraum mit ausreichend Platz, zwei großen Spiegeln, guter Beleuchtung und einer ausgewogenen Mischung aus geschlossenen Schränken und offenen Ablagen. Wer will, kann für 209 Euro ein Milchglasfenster ordern, wobei das verbaute Mini-Heki zum Lüften vollkommen ausreicht. Einziger Kritikpunkt ist der Schließmechanismus des Oberschrankes mit Kunststoffschnäppern oben und Griffmulden unten. Diese Konstellation führt zu einem unangenehmen Verziehen der Schranktüren beim Öffnen, was den positiven Qualitätseindruck etwas schmälert.
Den Preis für das gute Raumangebot im Bad zahlt das rechte Bett, das mit 1,85 Metern in Summe 15 Zentimeter kürzer ist als das linke. Gemein haben sie eine komfortable 5-Zonen-Kaltschaummatratze auf solidem Holzlattenrost. Für mehr Nähe im Urlaub lassen sich die Einzelbetten durch den serienmäßigen Rolllattenrost zu einem 2,08 Meter breiten Doppelbett verbinden. Natürlich nur, wenn auch hier das entsprechende Zusatzpolster mitreist. Super für Leseratten sind die aufstellbaren Kopfteile und die flexiblen Lesespots an der Stromschiene unter den Oberschränken.
Beladen & Fahren
Der gut ausbalancierte Musica erlaubt sich im Fahren keine Schwächen. Grund dafür sind zum einen die klassische Raumaufteilung mit Küche und Bad auf der Achse und zum anderen die Mischung aus Antischlingerkupplung, selbstnachstellenden Bremsen und Markenreifen. Das i-Tüpfelchen der Sicherheitsausstattung, das Antischleudersystem, gibt es optional für 799 Euro.
Neu im Serienumfang ist auch eine Auflastung von 1600 auf 1700 Kilogramm. Bei 123 Kilogramm allein für Sonderausstattungen ist LMC aber auf Nummer sicher gegangen und hat dem Test-560 E ein Zwei-Tonnen-Chassis spendiert, das mit 525 Euro zu Buche schlägt. Derart gerüstet, liegt die Zuladung bei üppigen 384 Kilogramm. In der Praxis definiert somit eher das Stauraumangebot die Grenze.
Wer das Winterpaket ordert, muss genau dabei Abstriche machen: Zusätzlich zum Platzverlust durch doppelte Stauraumböden belegt der dazugehörige Abwassertank nebst Leitungen knapp ein Viertel des linken Bettkastens. Sperriges ist daher, nicht zuletzt wegen der großen Serviceklappe, unter dem rechten Bett besser aufgehoben. Das Herzstück des Alde-Heizkraftwerkes teilt sich mit dem 44-Liter-Frischwassertank den rechten Schenkel der Sitzgruppe. Dafür ist der besser erreichbare Kleiderschrank neben dem Bad bodentief ausgeführt – ein Platz, wo im Serientrimm die kleine Truma-Heizung werkelt. Weiteren Stauraum bieten die zahlreichen Oberschränke mit Softclose-Scharnieren, deren Ecken allerdings von beiden Seiten verschlossen sind.
Technik
Weite Ausschweifungen zum Thema Aufbau erübrigen sich für Kenner der Marke LMC, da der Hersteller mit seiner serienmäßigen Long-Life-Technologie (LLT) ein gutes Gesamtpaket schnürt. Für alle anderen hier nochmals kurz: Hinter der Bezeichnung verbirgt sich ein Aufbau aus feuchtigkeitsresistenter XPS-Schaumisolierung und PU-Leisten. Bug, Heck, Dach und Boden sind in widerstandsfähiges GfK gehüllt, während die Seitenwände serienmäßig Hammerschlag oder wie in unserem Fall optionales Glattblech (1299 Euro) tragen. Darauf gibt es von LMC zwölf Jahre Dichtigkeitsgarantie – nach wie vor ein Spitzenwert, auch wenn Fendt mittlerweile gleichgezogen hat.
Völlig umgestaltet, ist die Heckansicht des Musica nun deutlich gefälliger. Ein breiter einteiliger Heckleuchtenträger mit formschön angepasster Rangierstange und integrierten Rückleuchten löst die bekannte Ansicht mit acht einzelnen Lampen ab. Von der Umgestaltung verschont blieb der blitzsauber ausgekleidete Gaskasten, dessen Klappe auch weiterhin parallel aufschwenkt und mehrfach verriegelt. Im Innenraum füllt die gelungene Beleuchtungssteuerung das Punktekonto: Das Bordpanel im Eingangsbereich verfügt über einen praktischen Licht-Hauptschalter, während sich die Beleuchtung in Wohn- und Schlafbereich über die jeweiligen Lichtschalter abdimmen lässt. Ein besonderer Hingucker sind die chromfarbenen Eckleuchten auf den Sitzgruppen-Oberschränken. Die seitenverkehrte Belegung des Vierfachschalters im Eingangsbereich und die leicht dezentrale Beleuchtung des Esstisches vereiteln jedoch ein noch besseres Abschneiden.
Zum Ganzjahrescaravan wird der Musica durch das 4500 Euro teure Winterpaket mit Alde-Warmwasserheizung, Fußbodenheizung, Abwassertank innen und einer erweiterten Ausstattung der Gasanlage. Kaum Anlass zur Kritik gibt die technische Komponente des Möbelbaus, der mit Softclose-Scharnieren und integrierten Sitztruhenklappen überzeugt. Fragwürdig bleibt bei diesem hohen Standard allerdings der Verzicht auf Sperrknöpfe an den vorgehängten Aufbaufenstern.
Lichtcheck
Die beiden Hauptlampen der Sitzgruppe sind nicht optimal über dem Tisch, es reicht aber dennoch knapp für Gelb. Das Küchenlicht schwächt an den vorderen Ecken der Arbeitsfläche ab. Resultat: im Schnitt 204 Lux bei einem Top-Spitzenwert von 407 Lux. Gleich zwei Lampen sorgen für ein exzellentes Licht im Bad. Bis zu 365 Lux sind es vor dem Spiegel. Der Schlafbereich schrammt mit 98 Lux haarscharf am grünen Bereich vorbei.
Das fiel uns auf
(+) Serienmäßiges Bordpanel mit vielen praktischen Funktionen und einem Licht-Hauptschalter.(+) Griffgünstig und gut beschriftet, befinden sich die Gassperrhähne in der Klappe über dem Backofen.(+) Lichtschalter und Steckdose fürs Bad sind für eine intuitive Bedienung bestens platziert.(+)(-) Multifunktional, aber seitenverkehrt angeschlossen – der Hauptlichtschalter neben der Aufbautür.(-) Der Dunstabzug saugt teilweise hinter der Verkleidung. Ein Filterwechsel ist so kaum möglich.(-) In einem derart wertigen Caravan wirken die einfachen Fensterriegel ohne Sperrknopf deplatziert.
Preise
Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Serienausstattung des Musica um zwölf Positionen gewachsen: Alufelgen, Auflastung, aufgesetzte Bug- und Hecksäulen, Klimaanlagenvorbereitung, Eingangstür mit Fenster, Fliegenschutztür, Skyview-Dachhaube, mobiler Abwassertank, Therme, Außensteckdose, Fernbedienung für die Vorzeltleuchte sowie ein zentrales Bordpanel sind ab jetzt immer mit an Bord. Dass die Modelle dafür im Schnitt 2530 Euro teurer sind als im Vorjahr, wird durch die Einzelpreise der Mehrausstattung in Höhe von 3945 Euro aufgewogen. So ergibt sich je nach Modell ein Preisvorteil von 1105 Euro (470 E) bis 1645 Euro (470 D).
Grundpreis: 26.525 Euromit TÜV und Zulassungsbescheinigung II (165 Euro)Testwagenpreis: 33.823 Euro
Nachgefragt...
Patrick Schaar, Produktmanager Caravan bei LMC, nimmt Stellung ...
... zur online beworbenen Familienfreundlichkeit trotz fehlendem Kinderbettengrundriss: Durch die Auswahlmöglichkeit der Option „Aufstelldach“ (4250 Euro) (...) begründen wir den zusätzlichen Hinweis, auch wenn es keinen direkten Familiengrundriss mit festen Etagenbetten gibt. ... zur Preisdifferenz zwischen den einzelnen Modellen (470 E/470 D): Das Waschraumfenster ist von 2018 auf 2019 im 470 D serienmäßig geworden. Außerdem spielen unterjährige bis dato nicht kalkulierte Preiserhöhungen eine Rolle.
... zur eng verbauten Abzugshaube des Musica: Der Filter lässt sich, wenn momentan auch noch umständlich, entnehmen. Konstruktiv ist die Einbauposition aktuell leider nicht anders möglich. Intern wird aber bereits nach Lösungsansätzen geforscht.
... zum Verzicht auf Fensterriegel mit Sperrknöpfen: Aus internen Gründen hat LMC sich aktuell gegen die genannten Sperrknöpfe entschieden.
Basisinformationen LMC Musica 560 E
Schlafplätze: 2+2Zul. Gesamtgewicht: 1700 kgGesamtlänge/Breite/Höhe: 7,70/2,33/2,58 mGrundpreis: ab 26.360 Euro
Die Baureihe
Preise: 23.190–26.360 EuroAufbaulängen: 5,34–6,37 mGesamtgewichte: 1400–1700 kgMax. Auflastungen: 1700–2000 kgGrundrisse: 5
Fünf Grundrisse werden vom neugestalteten Musica als Ganzjahres-Sondermodelle angeboten: die drei Einzelbettgrundrisse 470 E, 490E und 560 E sowie die beiden Doppelbett-Varianten 440 D und 470 D – laut LMC die beliebtesten ihrer Art. Geschlafen wird in allen, abgesehen vom 490 E, im Bug. Bei den Sitzgruppen ist der Musica 470 E der einzige Ausreißer, da er mit Längsdinette im Heck statt mit einer Rundsitzgruppe verkauft wird. Der alte Kinderbettengrundriss (Musica 530 K) hat es nicht in die Sondermodellreihe geschafft. Familien müssen daher die Sitzgruppe umbauen, das optionale Aufstelldach (4250 Euro) ordern oder sich bei den anderen Baureihen umsehen.
Wertung
(Maximal 5,0 Punkte möglich)
Wohnen – 3,6 Punkte
(+) Ergonomisch ausgeformte Rückenlehnen und tiefe Sitzflächen sorgen für einen exzellenten Sitzkomfort im Rund.(+) Großzügiges Raumgefühl durch viel Tageslicht.(+) Softclose an den Oberschränken.(+) Zweiteilige Küchen-Oberschränke.(+) Viel Arbeitsfläche und Ausstattung in der Küche.(+) Lattenrost mit aufstellbarem Kopfteil.(-) Zu eng montierte Abzugshaube mit enttäuschender Absaugleistung.(-) Oberschranktüren im Bad verziehen sich leicht beim Öffnen.(-) Einpassung der Eckregale teils ungenau.(-) Verschraubung zwischen Tischplatte und Unterbau zu schwach dimensioniert.
Beladen - 4,3 Punkte
(+) Die große Serviceklappe erleichtert das Beladen des rechten Bettstauraumes.(+) In den Sitzpolstern integrierte Klappen erleichtern den Zugang zu den Truhen.(+) Schuhklappe in der rechten Sitztruhe.(+) Viele Zuladungsreserven dank optionaler Auflastung auf zwei Tonnen.(+) Zusätzlicher Stauraum im breiten, sauber ausgekleideten Bugstaukasten.(-) Das Winterpaket Alde mit Abwassertank schränkt alle Sitz- und Bettstauräume ein.(-) Stauräume durch Technik teils zerklüftet.
Fahren – 3,3 Punkte
(+) Gute Balance durch Küche und Bad in der Fahrzeugmitte.(+) Ausgeglichenes Fahrverhalten, kaum Pendelneigung.(+) Frisch- und Abwassertank gewichtsgünstig gegenläufig untergebracht.(-) Keine integrierte Stützlastwaage erhältlich.(-) Antischleudersystem ATC nur gegen Aufpreis.(-) Keine Reifendruckangaben in der Nähe der Reifen (Tabelle im Bugstaukasten).(-) LED-Funktion der Rückleuchten nur optional.
Technik – 3,9 Punkte
(+) Skyview-Dachfenster im Serienumfang.(+) Robuster holzfreier LLT-Aufbau.(+) Dimmbares Lichtkonzept mit tollen Eckleuchten.(+) Voll wintertauglich durch Warmwasser-, Fußbodenheizung und innenliegendes Abwassersystem.(+) Zentrales Bedienpanel im Serienumfang.(-) Keine Sperrknöpfe an den Riegeln der Ausstellfenster.(-) App-Steuerung nur gegen Aufpreis.(-) Abzugshaube in der Küche schlecht montiert.
Preise – 3,7 Punkte
(+) Preisersparnis durch den großen Umfang der Serienausstattung.(+) Zwölf Jahre Dichtigkeitsgarantie.(+) Großes Händler- und Servicenetz.(-) Ungleiche Preisgestaltung trotz identischer Mehrausstattung.(-) Kein Familiengrundriss als All-inclusive-Sondermodell verfügbar.