Stilechtes Campen im ehemaligen Armee-Fahrzeug

Das Autohaus Lorinser aus Waiblingen hat ausgemusterte Mercedes G-Klassen der Schweizer Armee erstanden. Eine davon hat sie zum schicken Allrad-Wohnmobil umgebaut. Ein Blick in den beeindruckende Prototyp.
Mit diesem robusten Wohnmobil zieht man sicherlich alle Blicke auf sich: Die umgebaute Mercedes G-Klasse ist schon von außen ein wahrer Hingucker. Das robuste Fahrzeug ist in grün-grau matt lackiert, der Kofferaufbau mit einer historischen Weltkarte bedruckt und am Heck ist ein stilechter Kanister befestigt. Mit den 16-Zoll-Stahlfelgen und einem Allradantrieb kommt man mit dem Puch 230 GE überall durch. Falls es hart auf hart kommt, hilft ein Ersatzreifen am Heck im Notfall weiter. Wer vorhat, mit dem Offroad-Wohnmobil von Puch komplett abseits der Zivilisation unterwegs zu sein, freut sich auch über das auf dem Dach angebrachte Solarpanel für mehr Autarkie.
Kompakter Innenraum mit durchdachter Einrichtung
Auch das Innere kann sich sehen lassen: Im Fahrerhaus der Armee-G-Klasse blieb das Armaturenbrett unverändert, die Sitze wurden für mehr Komfort neu gepolstert und bezogen. Der Zugang zum Wohnraum über das Fahrerhaus ist möglich, doch er erfordert etwas Kletterleistung. Gemütlicher ist der Einstieg über die breite Tür im Heck.
Im Heck der Wohnkabine dominiert die Sitzbank, die innerhalb kurzer Zeit zu einem Doppelbett umgebaut werden kann. Für große Camper wird das Bett verlängert, indem die gepolsterte Rückwand zwischen Fahrersitzen und Wohnraum ganz einfach umgeklappt wird. An der Wand sind Taschen angebracht, in denen Kleinkram und Alltagsgegenstände verstaut werden.
Gegenüber der Sitzbank sind sowohl eine kurze Küchenzeile mit Waschbecken und Handbrause als auch viele Staufächer und -schränke untergebracht, in denen genug Platz für Gepäck und Technik vorhanden ist. Zwar wird auf einen Flammenkocher verzichtet, fürs Erwärmen wurde jedoch eine Mikrowelle über dem Fahrerhaus eingebaut.
Um trotz der geringen Fläche einen kleinen Esstisch im Inneren unterzubringen, kam das Autohaus Puch auf folgende Idee: Eine Holzplatte mit klappbarem Fuß kann bei Bedarf zwischen Sitzbank und Küchenzeile befestigt werden, ansonsten wird sie platzsparend verstaut.
Grau, weiß und schwarz dominieren als Farben den Innenraum, neben den drei Fenstern im hinteren Bereich sorgt zusätzlich ein Dachfenster tagsüber für viel Licht und nachts für einen freien Blick auf den Sternenhimmel. Die Campingausstattung und Bordtechnik ist recht umfangreich: Der Prototyp besitzt ein Sonnensegel, das zu gemütlichen und schattigen Stunden im Freien einlädt. Eine Standheizung erlaubt auch Touren bei kälteren Temperaturen, ein Wassertank versorgt die Campingcrew. Einzig eine Toilette fehlt.
Vorteile des robusten Wohnmobils
Die Vorteile einer G-Klasse als Wohnmobil liegen auf der Hand: Nicht nur das schicke Aussehen, sondern auch die im Vergleich zu normalen Wohnmobilen kompakten Maße machen den Puch 230 GE zu einem besonders interessanten Fahrzeug. Da die G-Klassen der Schweizer Armee mit Benzin-Motoren ausgestattet wurden, muss das Wohnmobil vor Umweltzonen oder Fahrverboten keinen Halt machen.
Da in den frühen Genarationen der Mercedes G-Klasse noch vergleichsweise wenig Technik verbaut wurde, gibt es nur wenige elektrische Geräte, die Strom verbrauchen. Das Allradfahrzeug ist vielseitig einsetzbar: Fürs Camping abseits der üblichen Pfade, als Geländewagen oder dank seiner hohen Anhängelast auch als Zugfahrzeug für Boote oder Anhänger.
Da die Modelle alle zwischen 1990 und 1996 erbaut wurden, kann je nach Alter in den nächsten Jahren das H-Kennzeichen beantragt werden. Das soll nicht nur Kosten sparen bei der Kraftfahrzeugsteuer und der Versicherung, sondern womöglich zur Wertsteigerung dienen.
Individualisierung erwünscht
Der vorgestellte Puch 230 GE wurde vom Autohaus Lorinser./span> als Prototyp für erste Erfahrungen gebaut. Das Aussehen und Innenleben der G-Klasse sind deshalb nicht standardisiert, sondern können individuell und nach eigenen Wünschen gestaltet werden. So können zum Beispiel die Küche mit Kochfeldern ergänzt oder Schienen für Motorräder im Heck angebracht werden. Den Anpassungen sind, sofern möglich, keine Grenzen gesetzt. Der Grundpreis des Wohnmobils liegt bei 69.000 Euro, individuelle Wünsche spiegeln sich im Preis wieder.
Von der Idee zur Umsetzung
Alles fing damit an, dass das Autohaus Lorinser./span> auf Auktionen ausgemusterte G-Klassen der Schweizer Armee ersteigerte. Die ersteigerten Modelle stammen aus den Jahren zwischen 1990 und 1996 und tragen noch alle den Markennamen Puch, mit dem Mercedes damals beim Bau der G-Klasse kooperierte. Für die Cabrio-Modelle fanden sich schnell viele interessierte Jäger und Waldarbeiter, doch die ehemaligen Funkwagen mit Kofferaufbau waren für deren Zwecke eher ungeeignet.
Da kam Thomas Hähnel, Verkaufschef der Gebrauchtwagen bei Lorinser, auf eine Idee: Warum nicht einfach die Funkwagen in Wohnmobile umbauen? So startete das Projekt mit dem Umbau des ersten Fahrzeug.. Ohne Zeitdruck und mit viel Motivation wurde in den nächsten 9 Monaten der Prototyp ausgebaut, der zum ersten Mal auf der Retro Classic 2020 in Stuttgart präsentiert. Seitdem herrscht reges Interesse am Camping-Umbau. Derzeit sind noch 10 G-Klassen im Originalzustand beim Autohaus verfügbar, weitere Ersteigerungen und somit weitere Wohnmobil-Ausbauten sind geplant.
Fahrzeugdaten
Erstzulassung: September 1993 Kilometerstand: 88.000 Kilometer Grundpreis: ab 69.000 Euro Sitz-/Schlafplätze: 2/2
Weitere Informationen und Bilder finden Sie auf der Homepage des Autohauses Lorinser.