Campingbus mit All-inclusive-Ausstattung

Der Vantana Deluxe putzt sich mit großem Panoramadachfenster und guter Ausstattung ganz besonders heraus. Ein Campingbus ohne versteckte Kosten soll er sein.
Der Vantana Deluxe putzt sich mit großem Panoramadachfenster und guter Ausstattung ganz besonders heraus. Ein Campingbus ohne versteckte Kosten soll er sein. Das gilt es zu prüfen.
Seit 2015 baut Hobby seine Vantana-Campingbusmodelle und entwickelt immer wieder neue Ideen, um aus der Menge herauszuragen. Ein Beispiel war der Kühlschrank in Form eines Küchenhängeschranks, der für Aufsehen sorgte, sich aber in der Praxis dann doch nicht so bewährte. In der aktuellen Modellgeneration 2021 beschränkt man sich auf die zwei gängigsten Grundrisse in dieser Klasse, die jeweils in zwei Ausstattungslinien im Angebot sind. Besonders die gehobene Deluxe-Linie soll dabei das Hobby-Versprechen der "Komplettausstattung" erfüllen und ein campingfertiges Fahrzeug ohne versteckte Kosten zum Kunden bringen.
Neu zum Modelljahr 2021 ist das große Panoramadachfenster über dem Fahrerhaus. Es bringt das Raumgefühl eines Teilintegrierten in die Klasse der ausgebauten Kastenwagen. Ein Trend, der sich in den letzten Jahren bei immer mehr Marken durchgesetzt hat und nun auch im hohen Norden bei Hobby verwirklicht wird. Das Fenster ist in der gehobenen Deluxe-Variante serienmäßig. In der Einstiegslinie Ontour gibt es diese Option dagegen nicht mal in der Aufpreisliste.
Stimmt am Ende also das Versprechen der Komplettausstattung, und welche Highlights birgt der Vantana Deluxe noch? Klärung schafft der Test.
Wohnen
Helle Möbel mit weißen Fronten und kontrastierendem Holzdekor sorgen zusammen mit zwei großen Dachfenstern über der Sitzgruppe für ein luftiges Raumgefühl im Vantana; auch weil der Staukasten direkt über dem Fahrerhaus wegfällt. Ebenso trägt die freie Blickachse bis ins Heck zur Offenheit bei. Der Möbelbau ist optisch schlicht und geradlinig. Die Bedienung der Verschlüsse ist dank großer Griffe sowohl für Rechts- als auch für Linkshänder gleichermaßen möglich.
Der K 65 ET ist kein typisches Einzelbettenmodell, sondern hat eine große, fast quadratische Liegefläche im Heck. Sie misst in der Länge zwar nur 1,81 bis 1,85 Meter, aber mit 1,88 Meter Breite können größere CamperInnen mit einer etwas schrägen Schlafposition trotzdem gut zurechtkommen. Die Matratzen sind eher hart, was besonders schwereren Menschen zugutekommt. Die Roste sind mit Kunststofflatten in verschiedenen Härtegraden bestückt. Insgesamt liegt man so bequem. Der Einstieg ist allerdings etwas unkomfortabel, auch wenn in der Gepäckraumabtrennung zwei Tritte vorgesehen sind.
Die Küche gefällt mit ihrer großen Arbeitsfläche. Die allseits beliebte Kaffeemaschine findet hier leicht Platz, und es bleibt immer noch genug Arbeitsfläche für die Essenszubereitung. Die erfolgt Campingbus-typisch auf einem Zweiflammkocher. Auch die Spüle hat übliche Maße. An der Stirnseite des Küchenblocks befindet sich der Kompressorkühlschrank mit Doppelanschlag – ideal, um von innen wie von außen gleichermaßen leicht an dessen Inhalt zu kommen. Mit 90 Liter Volumen ist das Kühlgerät auch gut dimensioniert.
Das Bad mit Fenster ist komplett in Kunststoff gehüllt und somit nässeunempfindlich. Zusätzlich zum Fenster kann man eine Dachhaube zur optimalen Belüftung bestellen. Toilette und Waschbecken sind gut nutzbar. CamperInnen über 1,75 Meter sollten aber den Duschrost vor Benutzung des Bades entfernen, um die Stehhöhe um rund zehn Zentimeter zu erhöhen. Die Dusche ist überhaupt kompromissbehaftet; sie wird nur mit einem einfachen Vorhang abgetrennt. Schon wegen der kompakten Baddimensionen bleibt eine innige Kontaktaufnahme mit dem Vorhang beim Duschen kaum aus. Für kleine Personen zu hoch angebracht: der kleine Spiegel.
Die Sitzgruppe bezieht die Cockpitsessel gut mit ein. Der Tisch mit ausdrehbarer Erweiterung ist von allen Plätzen gut zu erreichen und steht stabil. Er ist in Längsrichtung verschiebbar, um den Durchstieg ins Fahrerhaus zu erleichtern. Auf der Rückbank ist die Sitzposition sehr aufrecht. Bei 85 Zentimeter Breite sitzen Erwachsene hier mit Körperkontakt. Für Paare reicht die Sitzgruppe insgesamt aber bequem aus.
Möchte man tatsächlich zu dritt oder viert reisen, kann man einen Umbausatz für die Sitzgruppe für rund 300 Euro ordern. Mit einem zweiteiligen Zusatzpolster und einem tischartigen Hilfsgestell entsteht ein rund 180 mal 60 Zentimeter großes Quereinzelbett. Der Umbau funktioniert nach ein bisschen Übung ganz gut und recht schnell. Der Dinettentisch wird dazu eine Etage tiefer eingehängt. Das Hilfsgestell, das im Heck mitreist, wird im Einstiegsbereich platziert. Danach noch das aufklappbare Polster auflegen – fertig ist das Zusatzbett, das, wenn man das große Heckbett zu dritt nutzt, tatsächlich insgesamt vier ordentliche Schlafplätze ermöglicht. Der Ausgang durch die Schiebetür ist dann durch die Liegefläche stark eingeschränkt. Auch nehmen Polster und Hilfsgestell unterwegs reichlich Stauraum ein. Das Notbett sollte man also nur mitnehmen, wenn man es auch braucht.
Beladen
Stauraum kann man nie genug haben, und im Falle des Vantana haben sich die Konstrukteure bemüht, diesem Wunsch gerecht zu werden. So sind in den Bettunterbau-Kästen insgesamt sieben Staufächer untergebracht, die den Platz rund um Gaskasten und Wassertank gut ausnutzen. Hier können Kabeltrommel und weiteres Zubehör leicht erreichbar mit auf die Reise gehen. In das untere breite Fach auf der linken Seite passen sogar flachere Getränkekisten. Weiteres Gepäck kann auf insgesamt zehn Hängeschränke verteilt werden. Damit sollte die Zwei-Personen-Besatzung gut zurechtkommen.
Doch warum bekommt der Vantana in der Stauraumbewertung trotzdem "nur" die Note 3,0? Das liegt am Kleiderschrank, der die Bewertung drückt. Der Schrank mit Kleiderstange ist im Küchenblock, weit unten platziert. Das gestaltet die Benutzung unkomfortabel. Außerdem fällt er mit 30 Zentimeter Breite nicht gerade üppig aus. Vergleichsweise schmal, aber ausreichend ist der Heckstauraum, der rund 860 Liter fasst. Nach dem Hochklappen des rechten und mittleren Bettdrittels stehen sogar fast 3000 Liter Volumen für Transportgut bereit. Zwei große Pedelecs können so innen mit auf die Reise. Der Umbau funktioniert einfach und kann leicht und schnell von einer Person bewältigt werden, die Polster werden dabei gut fixiert.
Auch in Sachen Zuladung sind die Reserven für die Zweier-Besatzung ausreichend. Man sollte dennoch die Vorderachslast im Auge behalten und reisefertig mal auf die Waage fahren. Auflastungsoptionen gibt es ab Werk übrigens nicht. Einzige Variante ist das 3,5-Tonnen-Light-Chassis. Benötigt man mehr Reserven, hilft nur der Gang zum Spezialisten.
Technik
In Sachen Isolierung hat Hobby einen gut funktionierenden Mix aus PE und hochwertigem XPS im Einsatz. Das hilft auch im Sommer die Aufheizung durch die Sonne etwas zu verlangsamen. Der Kühlschrank indes ist werkseitig schon auf höhere Innenraumtemperaturen ausgelegt und entspricht der T-Norm, die einen wirksamen Betrieb bis 42 Grad Lufttemperatur garantieren soll. Auch für den Wintereinsatz verspricht die Isolierung abgesehen vom Fahrerhaus gute Wirksamkeit. Die Optionsliste hält für Schneefans zudem ein paar Extras parat, die auch im Testwagen vorhanden sind. Neben Dämmmatten für die Fahrerhaus.cheiben von innen und außen ist der Abwassertank beheizt. Eine Tankisolierung sucht man dagegen vergeblich. Die Abwasserentleerung erfolgt unkompliziert mit Hilfe eines leicht zu erreichenden Hebels.
Überraschung im Gaskasten: Selten sieht man bei Kastenwagen so einen bequemen Flaschenauszug – im Deluxe sogar serienmäßig. Dazu hat der Testwagen noch eine Flaschen-Umschaltanlage mit Crashsensor eingebaut. Mit Letzterem darf die Gasversorgung auch während der Fahrt aktiviert bleiben. Punktabzug gibt es dagegen beim Toilettenschacht. Die tief im Fahrzeug sitzende Kassette ist zwar auf den ersten Blick gut eingefasst. Beim genaueren Hinsehen fallen aber die offenen Kanten der Verschalung auf. Ein paar Silikonfugen würden hier helfen, damit im Falle des Falles Flüssigkeiten im Schacht bleiben.
Technikfans freuen sich auf der anderen Seite über die Hobby-Connect-App. Mit den passenden Kreuzchen in der Aufpreisliste lässt sich der Vantana über die Bluetooth-Verbindung oder das Mobilfunknetz mit dem Smartphone verbinden. Dann gibt die App Auskunft über die Füllstände der Batterien und Wassertanks. Außerdem sind Licht und Heizung per Smartphone steuerbar. Unpraktisch gelöst sind die Zugänge zum Frischwassertank. Zwei Klappen im Bettunterbau werden hier durch den Lattenrost blockiert. Auch nach dem Hochklappen bleibt es unkomfortabel, da eine Fixierung der Roste fehlt.
Lichtcheck
Die Sitzgruppe liegt mit 185 Lux im Schnitt ganz gut. Auch die Lesespots liegen mit maximal 284 Lux etwas unter den geforderten 300. 429 Lux in der Spitze auf der Küchenarbeitsplatte sind sehr gut – 188 Lux im Durchschnitt reichen aber nicht für eine Topwertung. Alles im grünen Bereich dagegen im Bad: 240 Lux im Schnitt und 552 am Spiegel. Auch im Bett ist alles gut beleuchtet. 123 im Schnitt und 398 Lux am Lesespot.
Fahren
Vom Unterwegssein im Vantana gibt es wenig Besonderes zu vermelden – ein Ducato-Kastenwagen mit 6,36 Meter Länge, und so fährt er auch. Erst bei genauerem Hineinhören und Umherschauen fallen Eigenheiten auf. Etwa die Fiat-Chromring-Armaturen, die der Deluxe serienmäßig hat und die die Sicht auf die obere Tachohälfte für große Personen erschweren. Anders als bei manch anderem Ducato-Ausbau beeinträchtigt die Faltverdunklung den Blick in den rechten Weitwinkelspiegel kaum. Mit 140 PS ist der Bus ausreichend motorisiert. An Autobahnsteigungen sollte man aber rechtzeitig zurückschalten, möchte man das Reisetempo beibehalten. Der Verbrauch ist mit 9,9 Liter auf 100 Kilometer okay und die Fahrleistungen im üblichen Rahmen. Das gilt auch für die Windgeräusche, die am vorderen Heki entstehen. Erst bei über 100 km/h wahrnehmbar werden sie kaum lauter.
Laut wird es dagegen auf schlechten Straßen und Kopfsteinpflaster. Dann erhebt sich eine Klapperkakofonie, die ihren Hauptursprung in den Faltverdunkelungen der Aufbaufenster zu haben scheint. Bei normaler Fahrt geht es aber gesitteter zu. Insgesamt federt der Vantana etwas härter als erwartet. Als mögliche Ursache kommen die tragfähigen Reifen mit Lastindex 120 und dafür verstärkten Flanken in Betracht. Mit angepasstem Reifendruck kann man etwas gegensteuern.
Preise
Der Marketing-Slogan "Hobby-Komplett-Vollausstattung: Ein Preis – Alles drin" ist beim Vantana Deluxe tatsächlich keine leere Worthülse. Man muss sich nicht durch Pakete wühlen und Pflichtoptionen beachten. Schon für den Grundpreis gibt es ein campingfertiges Fahrzeug. Die Aufpreisliste hält zudem Komfort-, Optik- und Spezialoptionen bereit, aus denen man sich, je nach Geschmack und Einsatzgebiet des Wagens, bedienen kann – wie etwa für WintercamperInnen Dämmmatten und beheizter Abwassertank.
Grundpreis: 51.284 Euro(Fiat Ducato 35L, Motor 103 kW/140 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II Testwagenpreis: 57.838 Euro
Das fiel uns auf
(+) Die optionale App-Steuerung per Bluetooth oder Mobilfunk hält viele Informationen zum Fahrzeug bereit.(+) Die praktische Dreifach-Lichtsteuerung an den Heckbetten gibt keine Rätsel auf.(+)(-) Es gibt insgesamt sechs 230-Volt- und drei 12-Volt-Anschlüsse, die vier USB-Dosen kosten jedoch 107 Euro extra.(+)(-) Auf den ersten Blickt wirkt der Schacht gut verkleidet. Es fehlen aber Abdichtungen an den Kanten.(-) Der Lattenrost erschwert den Zugang zum Frischwassertank – egal ob liegend oder hochgeklappt.(-) Der optionale Naviceiver ist nicht mehr Stadt of the Art und kaum intuitiv zu bedienen.
Nachgefragt
Matthias Schätzle, Konstruktionsleiter Reisemobil bei Hobby, nimmt Stellung ...
... zur unkomfortabel erreichbaren Weithalsöffnung des Frischwassertank.: Der Revisionsdeckel ist erreichbar, wenn man die mittlere und rechte Matratze einfach auf die linke Seite klappt. Wir schauen uns das Thema aber gerne noch mal an.
... zur fehlenden Option der Abwassertankisolierung: Die Abwassertanks im Vantana haben serienmäßig eine verstärkte Wandung. In Kombination mit der optionalen Beheizung des Tanks kann man auch bei kälteren Temperaturen damit prima unterwegs sein.
... zu fehlenden Auflastungsoptionen: Unsere Kunden im Bereich Camper Vans schauen gezielt nach leichteren Fahrzeugen und fragen damit Auflastungsoptionen nicht nach.
... zur Dusche mit Vorhang: Das Duschen im Freizeitmobil scheidet bekanntlich die Gemüter. Mit unserem großzügigen Allrounder-Bad, das natürlich auch eine Duschoption bietet, haben wir für uns den besten Kompromiss gefunden.
Konkurrenten
Bürstner Eliseo C 641
Grundpreis: 47.490 Euro Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PS Länge/Breite/Höhe: 6360/2050/2650 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 2810/3500 kg
(+) Beifahrerairbag Serie(+) Langes Heckbett(+) Alurahmenfenster Serie(+) großer Kühlschrank (-) Nur 120 PS Serie(-) Nur 75-Liter-Dieseltank Serie
Mehr Infos zur Baureihe Bürstner Eliseo.
Chausson V 697 Road Line Premium
Grundpreis: 47.490 Euro Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 103 kW/140 PS Länge/Breite/Höhe: 6360/2050/2610 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 3155/3300 kg
(+) 140 PS Serie(+) gute Serienausstattung(+) 90-Liter-Dieseltank Serie (-) Nur 3,3-Tonnen-Serienchassis(-) wenig Zuladung(-) kleiner Kühlschrank
Mehr Infos zu den Chausson Campingbussen.
Pössl Summit Prime 640
Grundpreis: 45.752 Euro Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 103 kW/140 PS Länge/Breite/Höhe: 6360/2050/2580 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 3010/3500 kg
(+) 140 PS Serie(+) langes Heckbett(+) Schwenkwand im Bad als Duschlösung (-) Beifahrerairbag optional(-) nur 75-Liter-Dieseltank Serie
Mehr Infos zum Pössl Summit Prime 640.
Die Baureihe Vantana Deluxe
Preise: 48.980–51.090 Euro Basis: Fiat Ducato Länge: 5,99–6,36 m Gesamtgewicht: 3500 kg Weitere Modelle: 1
Den Vantana Deluxe erkennt man am großen Panoramafenster über dem Cockpit. Die Baureihe umfasst zwei Grundrisse. Neben dem K 65 ET gibt es den sechs Meter langen K 60 FT mit Querdoppelbett. Bis auf die Betten sind beide Grundrisse identisch. Ein großer Pluspunkt: die umfangreiche Serienausstattung. Das erleichtert die Budgetplanung sehr. Möchte man es günstiger, kann man zur zweiten Vantana-Ausstattungslinie "Ontour" greifen. Hier geht es schon bei 41.570 Euro los. Das gesparte Geld kann man dann gezielt in Sonderausstattung packen.