Kassettentoilette für Camper

Auch wenn das Thema unappetitlich ist, darf die Kassettentoilette doch als Meilenstein in der Reisemobilentwicklung gelten. Sie revolutionierte die Entsorgung des Gestaltlosen. Doch wann genau war das eigentlich?
Der Nachttopf war jahrhundertelang das Mittel der Wahl, um seine Hinterlassenschaften von einem Ort zu einem anderen zu bringen. Jeder akzeptierte das stillschweigend mangels Alternativen. Wasserklosetts gab es lange nicht; allenfalls Plumpsklos, die teils noch bis ins 20. Jahrhundert Stand der Fäkalienentsorgungstechnik waren.
Wie die diesbezüglichen Herausforderungen in den frühen Anfängen des Caravanings zu Beginn des 20. Jahrhunderts gemeistert wurden, liegt im Dunklen. Die spärlichen Quellen schweigen dazu. Der erste Camping-Boom in den 50er Jahren war in dieser Hinsicht geprägt vom Gang auf die Örtlichkeiten der Campingplätze.
Die Idee, einen Nachttopf auf einen tragbaren, sicher verschließbaren Tank zu montieren, hatte erstmals der US-Amerikaner Frank Sargent. 1960 erfand er die Campingtoilette, die Basis für die bekannte, 1968 eingeführte Porta-Potti war und nach ähnlichem Prinzip funktionierte. Oben die Schüssel mit Deckel und Spülwassertank, darunter, getrennt durch einen Schieber, der Schwarzwassersammeltank.
1963 gründete der rastlose Erfinder und Entwickler Sargent die Firma Thetford, benannt nach dem gleichnamigen Ort im Bundesstaat Michigan. Anfang der 1970er Jahre entstehen die ersten Produktionsstätten in Europa, seit 1973 steht das europäische Hauptquartier in Holland.
Erste Campingtoilette
Die erste Kassettentoilette bringt Thetford tatsächlich erst 1988 auf den Markt. Sie setzt sich schnell durch. Heute ist sie in der Mehrzahl von Reisemobilen gang und gäbe – in zahlreichen Versionen mit fester oder drehbarer Schüssel sowohl von Thetford als auch von Konkurrent Dometic. Im Unterschied zur Porta-Potti ist das Kassetten-WC fest installiert; der portable Fäkalientank wird nach außen entnommen, was in mancher Hinsicht praktikabler ist als ein fester Tank. In Europa sind anders als etwa in den USA Entsorgungsstationen mit einem Bodeneinlass für Fäkalien eher selten.
Das Funktionsprinzip ist im Grunde bis heute unverändert. Eine elektrische Pumpe befördert Spülwasser in die Schüssel. Es kommt meist aus dem Mobiltank, Versionen mit eigenem Behälter – wie auf der Schnittzeichnung rechts – sind eher unüblich. Gegen Gerüche und zur Zersetzung der Fäkalien wird dem Tank oft ein Sanitärzusatz beigegeben.
Nur wegbringen und leeren muss man den Tank noch. Weil das eigentlich niemand wirklich gern tut, gehört noch immer eine gewisse Portion Fatalismus zum Geschäft. Nur sehr vereinzelt erledigen dies Automaten. Am weitesten verbreitet mit immerhin rund 300 Stationen ist Camperclean. Thetford selbst hat die Entwicklung an seinem System eingestellt.
Tipp
Die Bedienung einer Kassettentoilette ist wahrlich keine Kunst. Doch ein paar Kniffe machen das Leben leichter. Betätigen Sie vor der Benutzung kurz die Spülung, so dass Schüssel und Schieber mit Wasser benetzt werden. Schmutz haftet so schlechter an. Ein Spülwasserzusatz (auch als Spray erhältlich) kann dabei helfen. Reinigen Sie die Schüssel regelmäßig und gründlich; die verbreiteten Kunststoffschalen neigen sonst zu Verfärbungen. Machen Sie den Fäkalientank nie ganz voll, sondern leeren Sie ihn, sooft es geht. Ist das nicht möglich, bindet ein Sanitärzusatz Gerüche. Füllen Sie die Chemie stets durch das Entleerungsrohr ein und verwenden Sie sie sparsam. Wer darauf weitgehend verzichten will, kann eine Absauganlage von SOG einbauen lassen.
Wer mehr Tipps und Fakten rund ums Thema Kassettentoilette wissen will, findet hier 10 Fakten rund ums Camping-Klo.