Neuvorstellung BMW 1er F40 (2019)
BMW bringt Ende September 2019 die neue Generation des 1ers zu den Händlern. Die Besonderheit: Der BMW 1er wird auf der Frontantriebsplattform UKL basieren. Jetzt zeigen die Münchner ihren neuen Kompakten ungetarnt.
Lange haben wir über ihn spekuliert, schon früh enthüllt, dass er mit der nächsten Generation auf die Frontantriebsplattform UKL2 wechseln wird. Wir konnten sogar schon ein getarntes Vorserienauto fahren. Jetzt steht er endlich im Serientrimm vor uns: der neue BMW 1er – oder F40, wie er intern heißt.
Kürzer, aber endlich mehr Platz im Fond
Die dritte Generation des bayrischen Kompaktmodells bewahrt sich seine Grundproportionen, wobei die Motorhaube nun kürzer ausfällt und die A-Säulen etwas weiter vorn ansetzen. Zudem gibt es den Einser nur noch als Viertürer. Die Abmessungen bleiben mit 4,32 x 1,80 x 1,43 Meter (L x B x H) fast unverändert: Minus fünf Millimeter bei der Länge, minus zwei Zentimeter beim Radstand, dafür ein leichtes Plus bei Breite (3,4 Zentimeter) und Höhe (1,3 Zentimeter). Gegenüber dem aktuellen Modell bekam der F40 vor allem Eines ins Lastenheft geschrieben: Mehr Platz für Fondpassagiere und Gepäck bei möglichst unverändert hoher Agilität. Und weil er jetzt wie die Konkurrenz den Motor quer im Bug trägt, verspricht BMW immerhin 3,3 Zentimeter mehr Knieraum im Fond. Der Kofferraum ist jetzt mit 380 Litern so groß wie beim Golf VII und damit 20 Liter größer als beim Vorgänger. Bei umgeklappter Rückbank packt der 1er wie vorher 1200 Liter weg.
Vertraute Motoren, neue Einbaulage
Und wie sieht es unter der Motorhaube aus? Dort haben Kunden zum Start die Wahl zwischen fünf Aggregaten der bekannten Drei- und Vierzylindermotorenfamilie, die nun quer statt längs eingebaut sind: Zwei Benziner mit 140 und 306 PS sowie drei Dieselvarianten zwischen 116 und 190 PS. Der Basisdiesel erfüllt bereits die Abgasnorm Euro 6d, alle anderen Motoren 6d-Temp.
Im neuen 1er kommen gleich drei verschiedene Getriebe zum Einsatz: Der BMW 116d, der BMW 118d und der BMW 118i sind serienmäßig mit 6-Gang-Handschaltgetriebe bestückt. Neu ist das 7-Gang Steptronic Getriebe mit Doppelkupplung, das als Sonderausstattung für 116d sowie den BMW 118i erhältlich ist. Der lang übersetzte siebte Gang sorgt für niedrige Drehzahlen und entsprechend niedrigeren Verbrauch bei Überlandfahrten oder Autobahnetappen. Spezielles Leichtlauföl die CO2-Emissionen weiter reduzieren, außerdem beherrscht das Getriebe das „segeln“ im Leerlauf. Das 8-Gang Steptronic Getriebe verwendet BMW als Option im BMW 118d sowie serienmäßig im BMW 120d xDrive sowie in einer Sport-Variante.
Zu Plug-in-Hybriden gibt’s noch keine konkreten Aussichten, obwohl die Technik in den UKL-Autos 2er Active Tourer oder Mini Countryman PHEV bereits am Start ist. Richtig lange wird es aber wohl beim 1er auch nicht dauern, vielleicht mit etwas größerer Batterie als bislang. Denn bei Mercedes beispielsweise sind PHEV-Versionen von A- und B-Klasse schon geplant.
Die beiden stärksten Aggregate bringen beim 1er ihre Kraft grundsätzlich via Allradantrieb (xDrive) auf die Straße, im Falle des Topmodells M135i xDrive serienmäßig in Verbindung mit Achtgang-Automatik und einer neu entwickelten Differenzialsperre. Alle anderen Einser fahren mit Frontantrieb – so wie es der Bestseller VW Golf seit 1974 vormacht.
Verliert der 1er dadurch seinen dynamischen Charakter? Vermutlich nein. Erstens haben sowohl BMW (zuerst mit dem Mini) als auch andere Hersteller bereits bewiesen, dass man sehr agile Autos mit Frontantrieb bauen kann – übrigens auch VW, wo man gerade mit den letzten GTI-Derivaten des Golf wunderbar austarierte Mischungen aus Fahrspaß- und Alltagsauto auf die Räder gestellt hat. Zweitens hat BMW als Kompensation für den Wechsel des Antriebsprinzips die aktornahe Radschlupfbegrenzung (ARB) aus dem i3 für den 1er adaptiert. ARB heißt: Der Schlupfregler sitzt direkt im Motorsteuergerät statt im Steuergerät der Fahrstabilitätsregelung (DSC, Dynamische Stabilitäts Control). Dank kürzerer Signalwege funktioniert die Datenübertragung dreimal schneller, dadurch soll die Radschlupfbegrenzung Leistungsuntersteuern auch ohne Regeleingriffe deutlich besser begrenzen als sonst bei Fahrzeugen mit Frontantrieb, vor allem die Traktion beim Anfahren, in Kurven sowie auf nasser Fahrbahn soll profitieren. Bei ersten Fahrtests konnte auto motor und sport das bereits ausprobieren.
Was dem 1er bleibt: Eine Mehrlenkerachse, für alle Modellvarianten. Neben dem Serienfahrwerk und dem M Sportfahrwerk mit 10 mm Tieferlegung gibt es auch eines mit adaptiven Dämpfern mit zwei verschiedenen Charakteristiken.
Der neue 1er gehorcht aufs Wort
Hinterm Steuer ist eigentlich alles so, wie man es von einem neuen BMW aktuell erwartet: Ausführlich verstellbare Sitze mit guter Seitenabstützung, griffiges Lenkrad und dahinter digitale Instrumente im Stil der größeren Modelle (gegen Aufpreis); iDrive-Controller und Funktionstasten finden sich auf, ein frei stehender Touchscreen über der Mittelkonsole. Da dürfte die Bedienung problemlos von der Hand gehen. Im Zweifel gehorcht der neue 1er aber auch aufs Wort – dank Sprachsteuerung, die den Fahrer nicht nur dann versteht, wenn er klar umrissene Kommandos spricht. Dem digitalen Butler darf der 1er-Fahrer, wenn er will, jeden Tag einen anderen Namen geben und ihn alles über sein Fahrzeug fragen: „ Wie funktioniert der Fernlichtassistent?“ soll er erklären können wie „Hey Horst, wie weit kann ich noch fahren?“. Dass jetzt vor dem Schalthebel ein Fach mit induktiver Lademöglichkeit fürs Handy Platz gefunden hat, spart – ein kompatibles Smartphone vorausgesetzt – nicht nur das Gefummel mit dem Kabel. Die Handyablage ist auch so gestaltet, dass das Display quer ablesbar und gut erreichbar bleibt.