Schicke Extras im neuen Sprinter-Integrierten

Mit der Topserie "M" kehrt bei Rapido der Mercedes Sprinter ins Produktportfolio zurück. Gelingt dem 7,54 Meter langen Integrierten mit Queensbett ein Einstieg nach Maß? Der Supercheck liefert die Antwort.
Mit Integrierten kennt man sich bei Rapido bestens aus. Gleich drei Baureihen der beliebten Aufbauform mit eigenständiger Bugmaske führte der französische Hersteller bislang im Produktangebot – angesiedelt in der unteren bis oberen Mittelklasse. Zum Modelljahr 2020 kommt nun eine vierte hinzu. Mit der neuen Topbaureihe Serie M – das "M" steht für Mercedes – führt die renommierte Marke nun auch wieder zwei Integrierte auf Sprinter-Basis in ihrem Sortiment. Einer davon ist das Queensbett-Modell M 96, das mit Vorderradantrieb und serienmäßig 143 PS vom Band rollt. Zum Supercheck tritt er mit dem aufpreispflichtigen 177-PS-Motor an, den Mercedes exklusiv den Reisemobilkunden vorbehält.
Apropos Sprinter: Dank Vorderradantrieb passt an dessen Triebkopf ein Alko-Chassis. Die Kombination ermöglicht somit nicht nur eine verbreiterte Hinterachsspur, sondern auch einen praktischen Doppelboden mit ordentlich Stauraum. Im Inneren möchte der 7,54 Meter lange M 96 mit optimierter Längsbank-Sitzgruppe vorne und elektrisch höhenverstellbarem Queensbett im Heck überzeugen. Mit Paketen hält man sich traditionell zurück und versucht, mit einer umfangreichen Serienausstattung zu punkten. Ob das gelingt, zeigt der Supercheck.
Wohnen
Das Außenlicht geht an, die elektrische Trittstufe fährt automatisch aus, Fahrer- und Wohnraumtür öffnen sich. So heißt der M 96 seine Besitzer beim Entriegeln der Schlösser über die Fernbedienung willkommen. "Coming-Home"-Funktion nennt Rapido das nette Detail.
Im Inneren erst einmal angekommen, geht es ähnlich einladend zu. Das neue Duna-Möbeldekor mit glänzend weißen Schranktüren und minimalistischer Formgebung beschert dem Reisemobil ein schickes Ambiente. Die Längsbank-Sitzgruppe trägt ihren Teil dazu bei, sorgt für ein offenes Raumgefühl und jede Menge Platz am rund 82 mal 85 Zentimeter großen Tisch, dessen Fläche für maximale Bewegungsfreiheit auch eingeklappt werden kann. Die neue Konstruktion der Längsbänke schlägt derweil zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Armlehnen erhöhen nicht nur den Komfort. Beim Umbau der Bänke zu zwei vollwertigen Sitzplätzen in Fahrtrichtung dienen sie außerdem als Kopfstützen. Zusätzliche Polsterteile – wie sonst oft üblich – werden hier nicht gebraucht. Kleines Manko: Die Beinfreiheit am umgebauten Sitz hinter dem Beifahrer lässt zu wünschen übrig.
Gesellige Abende sind mit Unterstützung der drehbaren Fahrerhaussitze im M 96 für bis zu sechs Personen möglich. Die wollen auch versorgt sein. Gut, dass die kompakte L-förmige Küche trotzdem mit relativ viel Stauraum und Arbeitsfläche überzeugen kann. Letztere lässt sich um eine ansteckbare Platte an der Stirnseite erweitern. Bei Nichtgebrauch verschwindet sie in einer der Schubladen mit sanften Endeinzügen unter dem Küchenblock. Davon gibt es ganze fünf an der Zahl. Über zwei Drehknöpfe lassen die sich bequem zentral verriegeln. Ein beleuchtetes Gewürzregal und ein praktischer Küchenrollenhalter gehören ebenfalls zur Serienausstattung. Komplettiert wird das Stauraumangebot durch zwei Hänge- sowie einen Ober- und Unterschrank auf der Beifahrerseite. Dort befindet sich auch der 149 Liter fassende Absorberkühlschrank für Lebensmittel. Verarbeitet werden diese in der Spüle oder dem neuen Zweiflammkocher, der auch die Nutzung größerer Töpfe erlaubt. Wer auf drei Flammen besteht, kann diese weiterhin ordern. Beim Kauf des 4990 Euro teuren M-Pakets befördert eine Dunstabzugshaube die entstehenden Dämpfe nach draußen.
Der Einstieg in das kompakt gehaltene 192 mal 156 Zentimeter große Queensbett im Heck erfolgt bequem links und rechts über zwei Stufen – gelingt in tiefster Stellung der elektrischen Höhenverstellung der Liegefläche aber auch so problemlos. Ebenso komfortabel präsentiert sich die Bultex-Matratze, die auf dem Lattenrost aufliegt. Der lässt sich am Kopfende bei Bedarf aufstellen.
Zwei drehbare Leselampen sorgen für ausreichend Licht beim Schmökern, während elektronische Geräte wie etwa ein E-Book-Reader an jeweils zwei USB-Anschlüssen oder einer 12-Volt-Steckdose Strom nachtanken können. Unter der komfortablen Liegebreite leidet ein wenig das Volumen der beiden Kleiderschränke, deren Korpus infolgedessen am Sockel zunehmend schmaler zuläuft.
Zwischen Schlaf- und Wohnbereich baut Rapido rechts und links Bad und Dusche ein. Beide lassen sich separat oder als Raumbad über die ganze Breite nutzen. Der Sanitärraum samt Toilette punktet mit drei Schränken und vielen Ablagemöglichkeiten, die genügend Hygieneartikel fassen sollten. Einzig und allein ein Fenster wäre hier wünschenswert. Gegenüber muss sich auch die Dusche keineswegs verstecken: Plexiglastüren dienen als stabile Abtrennung, der Radkasten stört hier kaum. Der Clou: Über einen Regler im Schlafzimmer können Urlauber die Farbe des LED-Lichts in der Dusche bestimmen.
Beladen
Doppelböden haben gleich zwei Vorteile: Zum einen lässt sich im "Kellergeschoss" ideal – und in der Regel frostgeschützt – die Bordtechnik verstauen. Zum anderen passt in die frei bleibenden Fächer zusätzliches Gepäck. So auch im M 96: Ein Durchladefach mit zwei Außen- und einem Innenzugang wird um ein Außenstaufach auf der Beifahrerseite und ein Bodenfach an der Sitzgruppe erweitert.
Sollte das nicht ausreichen, offeriert Rapido weitere Stauräume: sowohl unter den beiden Sitzbänken als auch eine 105 Liter fassende Schublade unter dem Queensbett, deren Auszug jedoch im Testfahrzeug etwas hakte. Die Wäsche kommt in den beiden gleich großen Kleiderschränken – die ohne Lichtquelle auskommen müssen – jeweils auf der linken und rechten Seite neben der Schlafstätte unter. Mit ihrer nach unten hin schmaler werdenden Form und einem Volumen von gerade einmal je 185 Litern fallen sie jedoch etwas mager aus.
Ergänzt wird das Angebot durch insgesamt vier Hängeschränke und zahlreiche offene Ablagen, die Rapido clever sowohl am Eingang, vorne unter dem Hub- und hinten neben dem Queensbett platziert. Letzteres lässt sich per Schalter in der von beiden Seiten zugänglichen Heckgarage elektrisch in der Höhe verstellen. Maximal fasst diese dann – ausgestattet mit sechs Zurrösen und einer 230-Volt-Steckdose – ordentliche 3000 Liter. Als serienmäßiger 3,5-Tonner ist die nutzbare Zuladung selbst für zwei Personen sehr eingeschränkt. Es empfiehlt sich darum von vornherein, auf das optionale 4,5-Tonnen-Chassis zu setzen.
Technik
Eine GfK-Außenhaut für Wand, Dach und Boden, darunter eine geschlossenzellige und damit feuchtigkeitsresistente XPS-Isolierung sowie Verstärkungen aus PU-Schaum: Novatech nennt Rapido diese hochwertige Aufbautechnologie, die baureihenübergreifend verwendet wird.
Rein optisch macht der Bug des M 96 mit LED-Tagfahrleuchten in Kombination mit dem großen Stern auf dem elegant geführten Kühlergrill eine sportliche Figur. Das gilt auch für das überwiegend in Weiß gehaltene Heck mit integrierten Leuchten.
Dank Alko-Chassis passt in den Doppelboden frostgeschützt die Bordtechnik wie beispielsweise das Ladegerät oder die Netzsicherung. Die Truma-Heizung Combi 6 kommt nahe dem Küchenblock unter. Gegen Aufpreis gibt es sie auch als E-Variante. Serviceklappen erleichtern den Zugang und vereinfachen die Wartung. Das gilt auch für den 130 Liter fassenden, im Doppelboden liegenden Wassertank, der zum Reinigen verhältnismäßig einfach über die Heckgarage zu erreichen ist. Damit Winterreisen nichts im Wege steht, wird das unterflur liegende 110-Liter-Abwasserpendant bereits serienmäßig beheizt und isoliert.
Der Gaskasten bietet ausreichend Platz für zwei 11-Kilo-Flaschen inklusive automatischer Umschaltung und Crashsensor. Mit Letzterem können die Gasspender auch während der Fahrt geöffnet und somit die Heizung in Betrieb bleiben. Dank niedriger Kante am Gaskasten können Camper die Flaschen einfach wechseln. Apropos Heizung: Für Winterreisen lässt sich der M 96 auch mit einer Alde-Warmwasserheizung mit Fußbodenerwärmung in Fahrerhaus und Wohnraum aufrüsten. Im Doppelboden zwischen Sanitärraum und Bad zentralisiert Rapido auch reparaturfreundlich die Wasserverteilung mit Frostwächter und Druckpumpe.
Die Bordbatterie hat eine Kapazität von 100 Ah ab Werk und findet unter der Sitzbank auf der Fahrerseite ihren Platz. Eine zweite als Option steht im Testwagen bereits daneben. Ungewöhnlich für die Fahrzeugklasse ist jedoch der einfache Batterietyp in simpler Blei-Säure-Technik. Gegen Aufpreis gibt es alternativ allerdings auch Lithium-Ionen-Batterien. Drei 230-Volt- sowie vier 12-Volt-Steckdosen sind sinnvoll im Aufbau des M 96 verteilt. Hinzu kommen neun USB-Ladebuchsen. Damit dürfte die Stromversorgung von Smartphone, Tablet und Co. mehr als ausreichend gedeckt sein.
Lichtcheck
Die Sitzgruppe wird mit ausreichenden 149 Lux ausgeleuchtet. LEDs unter dem Hubbett spenden auch auf den Fahrerhaussitzen Licht. Durchschnittliche 169 Lux schafft die Beleuchtung in der Küche bei einem Maximalwert von 197 Lux. Schwache 105 Lux sind es im Bad vor dem Spiegel, im Schnitt 131 Lux. Die Dusche kommt nicht über 97 Lux. An den Lesespots herrschen mit 217 Lux ordentliche Lichtverhältnisse.
Fahren
Stolze 177 PS hat der M 96 unter der Haube – allerdings nur gegen 2480 Euro Aufpreis. Dass die richtig Spaß machen können, beweist die Testfahrt an den Gardasee. Über den Brenner vorbei an Bozen hat man dank schmaler, nicht zu weit nach vorne reichender A-Säulen die hügeligen Weinberge Südtirols bestens im Blick. Umso besser, dass der M 96 mit Heavy-Chassis automatisch den größeren 93-Liter-Dieseltank mit sich trägt und die Fahrt von keinem Tankstopp unterbrochen wird. Die knapp 180 Pferdestärken beschleunigen den Integrierten auf der Teststrecke bis auf 144 Stundenkilometer. Als 4,5-Tonner ist aber natürlich bei Tempo 100 Schluss, was letztendlich auch den Verbrauch in Zaum hält: Die 12,6 Liter auf 100 Kilometer gehen gerade noch in Ordnung.
Die Sprinter-Basis verwöhnt mit ihrer bekannt weichen Fahrwerksauslegung. Davon profitiert in erster Linie der Fahrkomfort. Als Sahnehäubchen obendrauf wechselt die optionale, 2580 Euro teure 9G-Tronic-Automatik geschmeidig die Gänge. Dank extra Motorraumdämmung hält sich die Geräuschkulisse bis Tempo 80 in einem sehr angenehmen Rahmen. Auch aus dem Wohn- und Schlafbereich ist kein Klappern oder Quietschen zu hören. Ein Zeichen für einen soliden Möbelbau.
Am Zielort angelangt, erweist sich beim Rangieren die optionale Rückfahrkamera als absolut lohnende Investition.
Preise
Wie gewohnt hält man sich bei Rapido mit Ausstattungspaketen weitgehend zurück – auch beim M 96. Lediglich das sogenannte M-Paket für 4990 Euro steht bei dem 93.470 Euro teuren Serienmodell zur Wahl. Unter anderem mit Rückfahrkamera und Fahrerhaus-Klimaanlage, muss es allerdings fast als Pflichtpaket betrachtet werden. Unumgänglich ist zudem das 1790 Euro teure 4,5-Tonnen-Chassis. Passionierte Wintercamper sollten zudem einen Blick auf die Heizungsoptionen werfen bis hin zur Warmwasserheizung mit Fußbodenerwärmung.
Grundpreis: 93.570 Euro(Mercedes Sprinter 314 CDI, Motor 105 kW/143 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II Testwagenpreis: 107.970 Euro
Das fiel uns auf
(+) Die Zentralverriegelung schließt die Schubladen des Küchenblocks während der Fahrt sicher ab.(+) Der Zugang zur Reinigung des Frischwassertanks erfolgt problemlos durch die Heckgarage.(+) Der Schacht der Toilettenkassette im M 96 ist reinigungsfreundlich rundum abgedichtet.(+)(-) Die Aufbautür ist nur 54 Zentimeter breit. Mit Eimer, Fenster und Fach ist sie aber solide ausgestattet.(-) Die Schwelle an der Fahrertür erweist sich als lästige Stolperfalle beim Aussteigen.(-) Auf längeren Fahrten ungemütlich: Der umgebaute Sitz in Fahrtrichtung bietet kaum Beinfreiheit.
Nachgefragt
Sascha Krenn, Vertriebsleiter DACH bei Rapido, nimmt Stellung ...
... zum fehlenden Licht in den Kleiderschränken: Die Beleuchtung insgesamt im Schlafbereich sollte ausreichen, um auch Kleidungsstücke im Schrank gut zu sehen.
... zur fehlenden 230-Volt-Steckdose im Schlaf- und Sitzgruppenbereich: Diese Frage wird für das kommende Modelljahr überdacht.
... zur Stolperfalle im Fahrerhaus: Für Kunden, die den Ausstieg als nicht ausreichend bequem erachten, können wir seit kurzem die zusätzliche Option einer elektrischen Einstiegsstufe ins Fahrerhaus anbieten.
... zur Bedienung der Duschbeleuchtung: Der Farbvariator für die indirekte Beleuchtung der Duschkolonne konnte aus technischen Gründen nur an der Schlafzimmerwand platziert werden.
... zu künftigen Grundrissen der Baureihe: Rapido und Mercedes waren immer ein beliebtes und erfolgreiches Duo, und Neuerungen für 2021 werden bestimmt kommen.
Konkurrenten
Carthago Chic C-Line I 5.0 QBGrundpreis: 105.500 Euro Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter, 105 kW/143 PS Länge/Breite/Höhe: 7610/2270/2945 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 3395/4200 kg(+) Stabiler Alu-Alu-Aufbau, beheizter Doppelboden, große Garage.(-) Teurer Basispreis, kleine Dusche, als 3,5-Tonner nur auf Fiat-Basis.
Hymer B-Klasse Modern Comfort I 690 Grundpreis: 85.990 Euro Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter, 105 kW/143 PS Länge/Breite/Höhe: 7390/2290/2960 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 3130/3500 kg(+) Alu-Sandwich-Bauweise, günstiger Einstiegspreis, große Wassertanks.(-) Doppelboden nicht von außen beladbar, schmale Aufbautür.
Laika Kreos 7012 Grundpreis: 103.900 Euro Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 103 kW/140 PS Länge/Breite/Höhe: 7960/2310/2980 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 3536/4500 kg(+) Corian-Arbeitsplatte, Backofen in Serie, elektrisch höhenverstellbares Queensbett.(-) Hoher Preis, kleine Kleiderschränke, nur auf Fiat.
Die Baureihe im Überblick: Rapido Serie M
Preise: 93.400 Euro Basis: Mercedes Sprinter Länge: 7,54 m Gesamtgewicht: 3500–4500 kg Weitere Modelle: 1
Die neue M-Baureihe führt das umfangreiche Integrierten-Angebot von Rapido im Modelljahr 2020 an. Zwei Grundrisse stehen zur Auswahl. Der M 96 und der M 66. Beide Fahrzeuge sind 7,54 Meter lang, basieren auf einem Mercedes Sprinter mit serienmäßigen 143 PS und einem Alko-Chassis. Wichtigster Unterschied: Während der M 96 ein Queensbett im Heck bietet, kommen im M 66 zwei 210 mal 85 Zentimeter messende Einzelbetten unter. Die M-Baureihe kommt mit eigenem Möbeldekor, bedient sich aber teils auch am Design der Distinction-Serie.