Die außergewöhnlichsten Wohnmobile der Welt
Wohnmobil ist gleich Wohnmobil? Von wegen! Neben den Massenproduktionen großer Hersteller, kleinen Manufakturbetrieben und individuellen Ausbauten gibt es in der Geschichte des Wohnmobils viele Exoten, die durch ihre Besonderheiten aus der Menge herausstechen.
Ein 1,5-Millionen-Luxus-Liner vom Tuner, oder ein Mini-Camper, der eigentlich ein Tuk-Tuk ist? Das klingt exotisch. Wer mit solchen Fahrzeugen unterwegs ist, sorgt garantiert für Aufsehen, selbst bei Reisemobil-Fans, die glauben, schon vieles gesehen zu haben. Wir staunen oft, welche Kapriolen Wohnmobil-Kreationen drehen können und welche verrückten Ideen Wirklichkeit werden. Wenn Ihnen das doch zu wild ist, können Sie sich natürlich direkt die Branchen-Neuheiten anschauen.
Alle abenteuerlustigen Camping-Fans, die mal etwas anderes als altbekannte Aufbauformen wie kompakte Camper, Integrierte, Teilintegrierte oder Liner erkunden wollen, finden unten einige der ungewöhnlichsten Wohnmobile aus der Historie und aktuellen Produktion. Die Liste wird fortgesetzt.
1. Südkoreanische Campervan-Träume
Aktuell ist der Elektrovan mit Offroad-Style nur eine Designstudie. Doch der optisch futuristisch anmutende bestückte Kia PV5 WKNDR könnte schon bald erhältlich sein.
Die Koreaner setzen bei ihrem neuen Modell mit Solardach auf Flexibilität. So soll sich der Van dank diverser Umbaumöglichkeiten für viele Bedürfnisse eignen. Grundsätzlich ist der Kia rundum mit Plastikplanken verkleidet, besitzt Offroad-Reifen und ein höher gelegtes Fahrwerk. Das Aufstelldach sorgt am Heck für mehr Höhe. Neben der regulären Schiebetür auf der Beifahrerseite hat der Kia PV5 WKNDR auf der Fahrerseite eine weitere Schiebetür, die wie ein Slide-Out nach außen fährt. Mehr zum Kia PV5 WKNDR lesen Sie hier.
2. Luxus-Liner vom Auto-Tuner
Mit dem "Big Boy 1200", der auf dem aktuellen Mercedes Actros 5 basiert, tritt Brabus in den exklusiven Kreis der Hersteller von Superluxus-Wohnmobilen ein.
Das Design erstreckt sich auf zwölf Metern Länge und bietet Campenden die Möglichkeit mehrerer Auszugsmodule, sodass sich der Wohnraum spielend leicht auf 30 Quadratmeter vergrößern lässt. Neben geräumigem Schlafzimmer, großem Kleiderschrank, Leder-Sofas im Wohnbereich und großer Küche mit eigenem Weinkühlschrank verfügt der "Big Boy" über einen Zentralstaubsauger und jeder Menge Unterhaltungstechnik. Wahrer Luxus verspricht das Badezimmer mit Duschkabine, Natursteinauskleidung, Fußboden- und Handtuchheizung sowie einem 427-Liter-Frischwassertank. Mehr zum 26 Tonnen schweren, 1,5 Millionen Dollar teuren Luxus-Liner von Brabus lesen Sie hier.
3. Das Wohnmobil mit der Kot-Kanone
Das GMC Motorhome, 1972 von General Motors erstmals präsentiert, war mit seinen drei Achsen, Frontantrieb-V8 und den fast acht Metern Länge ziemlich imposant, außerdem konnten Käuferinnen und Käufer ab Werk ein sehr extravagantes Extra bestellen. Mit dem "Thermasan"-System konnten während der Fahrt die Fäkalien via Knopfdruck vaporisiert werden, indem die Melange aus Wasser, Exkrementen und Klopapier einfach im Auspuff des Autos verbrannt wurden.
So abgefahren das klingt, scheint es dennoch gut funktioniert zu haben. Im Web finden sich glaubhafte Berichte von begeisterten Nutzenden. Allerdings dürfte die Geruchsbelästigung ein entscheidender Grund dafür gewesen sein, dass dieses System schnell in Vergessenheit geriet. Die ganze Geschichte des "poop shooter" lesen Sie hier.
4. Toyota Hiace mit Dampfbad
Japanisch campen? Wie das geht, hat unser Autor Bernd Conrad sich 2023 auf der Japan Camping Car Show angeschaut. Besonders das rollende Dampfbad hatte sofort seine Aufmerksamkeit. Auf den ersten Blick wirkt dieser Ausbau für einen Camper-Van befremdlich. Ein Toyota Hiace dient als Basis, der Raum hinter dem Fahrerhaus wird zur Hälfte von einem voll funktionalen Dampfbad in Beschlag genommen. Hinter der Schiebetür ist Platz für ein Kaltwasserbecken, eine Duschmöglichkeit und eine Anrichte für Make-up und Frisur-Pflege.
Die Firma Nuku Maru, die hinter diesem Ausbau steckt, bietet den Dampfbad-Hiace nicht zum Kauf an, sondern nutzt das Fahrzeug als mobilen Service. Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder einem weiten Weg zu entsprechenden Einrichtungen können das gesundheitsfördernde Dampfbad auf Rädern buchen und vor Ort nutzen.
Mehr zu den Camping-Fahrzeugen auf der Japan Camping Car Show lesen Sie hier. Außerdem erfahren Sie in diesem Artikel auch alles zu den bei Japanern besonders beliebten Kei Cars.
5. Das womöglich älteste Wohnmobil der Welt
Uns allen ist klar, dass es zu irgendeinem Zeitpunkt in der Geschichte von allem einmal einen Anfang gab. Auch Reisemobile bilden da keine Ausnahme. Spekulationen (eines Lesers) besagen, das erste Wohnmobil sei ein kaiserlicher Reisewagen aus der Qin-Zeit (ca. 210 v. Chr.) und könne mit der berühmten Terrakotta-Armee besichtigt werden. Ein erstes motorisiertes Wohnmobil der Welt könnte der Ausbau des Ford Model T aus dem Jahr 1914 sein. Gebaut wurde das Fahrzeug für ein Mitglied der britischen Familie Bentall.
Der Ausbau des Ford Model T-Chassis mit 20 PS erfolgte in einem Einraum-Konzept auf Basis einer Ganzholzkarosserie. Das Highlight des urigen Fahrzeugs ist die drehbare Ledercouch im Cockpit, die gleichzeitig Wohnelement und Fahrersitz ist. Neben Stockbetten und Stauraum in antiken Schränken gibt es im Ford-Oldtimer einen Herd zum Heizen und Kochen. An die Möglichkeit, ein Badezimmer einzubauen, hat damals wohl noch niemand gedacht. Vergangenes Jahr wurde am 10. September 2022 das älteste Wohnmobil der Welt in Großbritannien für 73.000 Euro versteigert. Mehr über den Ford T mit Womo-Ausbau gibt es hier.
6. Saab 9000 CC Toppola-Camper
Ein Kind der 1990er ist dieser außergewöhnliche Saab 9000 CC. Der kantige Pkw des schwedischen Herstellers wurde 1985 eingeführt, der Camper ist von 1991. Dieser Mini-Camper, der im selben Jahr wie Nirvanas Nevermind entstanden ist, wird also nicht nur bei 90er-Fans Begehrlichkeiten wecken.
Als Toppola-Camper ist der Saab eine echte Rarität, in Schweden soll es ihn nur noch fünfmal geben. Kein Wunder, denn sowohl den Autobauer Saab als auch den Ausbauer Toppola gibt es heute nicht mehr.
Die Wohnkabine auf dem Heck des Pkw ist für bis zu vier Personen ausgebaut. Dadurch, dass die Rücksitze ausgebaut wurden, ist die Rückbank als Bett nutzbar und unterhalb der Matratze entsteht mehr Stauraum. Die größere Schlafmöglichkeit bietet das Bett im oberen Teil des Mini-Campers mit einer Liegefläche von 1,70 x 2 Meter. Neben den Betten sind im Toppola weitere Möbelmodule mit Staufächern verbaut, außerdem ein Elektroherd und ein kleines Spülbecken. Den ausführlichen Artikel zum Saab-Toppola-Camper lesen Sie hier.
7. Suzuki Jimny Camper
Noch so einen umgebauten Pkw haben wir in UK gefunden: Ein Geländewagen mit Camping-Bonus – als solchen könnte man den Suzuki Jimny, Baujahr 2003, beschreiben. Theoretisch lässt sich der Allrad-Geländewagen offroad nutzen, ob Strom und Wasserreserven für eine längere autarke Reise ins Unbekannte reichen, bleibt zu bezweifeln. Um die Wohnkabine am Fahrzeug aufzusetzen, wurden die Rücksitze entfernt. Der Einstieg in den Camper erfolgt bequem durch die hintere Aufbautür über eine kleine Trittleiter.
In der Wohnkabine mit 1,50 Meter Innenhöhe sind Wohn- und Schlafbereich auf zwei Ebenen angeordnet. Unten ist neben Staufächern genug Platz für eine Sitzbank und eine Mini-Küche mit Waschbecken, Zwei-Flammen-Kocher und Kühlschrank. In der oberen Etage ist der recht beengte Schlafbereich für zwei Personen untergebracht. Neben einem kleinen Frischwassertank unter der Spüle befinden sich in einem Außenfach eine Gasflasche und eine Aufbaubatterie, die das Fahrzeug mit Energie versorgen. Hier gibt es alle Details zum Jimny-Camper.
8. Xinge: Elektro-Mikrocamper
Diese Asien-Ape ist ein vollständig ausgerüstetes Camping-Fahrzeug. Erstmals hat der italienische Hersteller Piaggio 1948 eine dreirädrige Motorrad-Rikscha namens Ape vorgestellt. Das chinesische Pendant kennen Asien-Reisende als Tuk-Tuk, das überall als Taxi fungiert. Seit 1987 baut der chinesische Hersteller Xinge baut seit 1987 solche Rikschas aus und hat seit 2020 sogar ein Fahrzeug mit elektrischem Antrieb im Angebot. Das typische "tuk tuk"-Geräusch fällt damit leider weg. An Bord ist eine 7,2-Kilowattstunden-Batterie. Wie weit diese das Micro-Womo bringt, wird allerdings nicht angegeben.
Mit den Maßen von 3,50 Meter Länge, 1,40 Meter Breite und 2,35 Meter Höhe ist das E-Tuk-Tuk wirklich ein Mini-Camper. Trotzdem passt alles Essenzielle an Bord: Eine Toilette, ein Waschbecken, eine Dusche, einen Kühlschrank und ein Bett sind eingebaut. Oder besser gesagt: aneinander gequetscht. Gekocht wird in einer Außenküche. Für das Gepäck gibt es eine für die Verhältnisse geräumige Heckgarage. Mehr zum Camping-Tuk-Tuk gibt es hier.
9. Piaggio Porter
Unter all den zahlreichen ausgebauten Kastenwagen und Vans sticht ein Piaggio Porter mit seiner geringen Größe heraus. An die Maße von 3,4 Meter Länge, 1,9 Meter Höhe und 1,4 Meter Breite kommt nur der Daihatsu Hijet, der allerdings in Europa nicht mehr angeboten wird, heran.
Der hier gezeigte Selbstausbau aus dem Jahr 2009 hat ein Gesamtgewicht von circa 1.200 Kilogramm und einen 64-PS-Motor mit 7 Liter Verbrauch. Von außen ist nicht zu erkennen, dass der Piaggio ausgebaut wurde. Im Innenraum verbirgt sich eine clever ausgearbeitete Multifunktions-Holzeinheit aus Fichte. Je nach Klappzustand der Holzteile lässt sich der Innenraum für unterschiedliche Zwecke nutzen. Somit entsteht wahlweise ein Schlaf- oder ein Wohnzimmer im Innenraum, außen unter der Heckklappe öffnet sich eine Außenküche mit Sitzgruppe oder ein Badezimmer.
10. San Berlino
Sechs Schlafplätze auf nur sechs Metern Länge? Im San Berlino ist das möglich. Das auffällige Wohnmobil mit 2,20 Meter Breite passt nicht so recht in eine klassische Reisemobilkategorie. Optisch ist das Fahrzeug ein Mix aus Camper, Bus und Liner. Die Basis bildet ein türkischer Personenbus der Marke Karsan mit einem ein Fiat-Motor.
Der Innenraum ist klassisch aufgeteilt. Gegenüber der Tür befindet sich die Sitzgruppe, dahinter auf der Beifahrerseite die Küche und auf der Fahrerseite das Bad. Ebenfalls klassisch ist das Querdoppelbett im Heck. Außerdem lässt sich die Dinette zum Schlafplatz umbauen und das Bett im Hubdach liefert den 5. und 6. Schlafplatz. Weitere Highlights im Sechs-Meter-Platzwunder sind die hölzerne Dachterrasse, die von außen per Leiter zugänglich ist, und die 600-Watt-Solaranlage auf dem Hubdach. Noch mehr über den San Berlino können Sie hier nachlesen.