"The same procedure as every year!" - Internationale Silvester-Bräuche

Sekt, Fondue, Böller und "Dinner for One" - so feiern viele Menschen Silvester. Doch woher kommen die traditionellen Feiern zum Jahresende? Und wie feiert die Welt?
„The same procedure as every year!“
Mit "Dinner for One" schuf der NDR im Jahr 1963 einen Klassiker, der ausnahmsweise diese Bezeichnung verdient hat. Generationen von Deutschen kennen die Geschichte um "Miss Sophie" und ihren Butler "James", der die verstorbenen Freunde der alten Dame zu ihrem 90. Geburtstag ersetzen muss und im Lauf des Abends immer betrunkener wird.
Allein in den Jahren 2002 bis 2007 steigerte sich die Ausstrahlungsdauer des 18-Minuten-langen Sketchs von 200 auf 300 Minuten im deutschen Fernsehen.
"Der 90. Geburtstag oder Dinner for One" gehört in Deutschland einfach zu einem gelungenen Silvesterabend dazu.
Flüssiges Blei, Sekt und Böller
Bleigießen ist ein alter Wahrsagebrauch, der schon von den alten Römern zur Vorhersage der Zukunft genutzt wurde. Heute wird das Metall an Silvester meist über einer Kerze erhitzt und in einer Wasserschüssel ausgekühlt. Danach beginnt das lustige Raten über das Schicksal des Bleigießers im kommenden Jahr. Ernst nimmt diesen Brauch kaum noch ein Mensch.
Vor allem die Staatskasse freut sich über die Tradition, an Silvester Sekt zu trinken. Denn die Schaumweinsteuer wurde 1902 von Kaiser Wilhelm II. zur Finanzierung des Kaiser-Wilhelm-Kanals und der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt, weil "bei einer so starken Steigerung der Ausgaben für die Wehrkraft des Landes auch der Schaumwein herangezogen werden muß". Wie man sieht werden einmal eingeführte Steuern auch nach über 100 Jahren nicht außer Kraft gesetzt. Etwa 450 Millionen Euro nimmt der deutsche Fiskus jährlich durch die Abgabe ein - eine Einmaligkeit in Europa.
Die ersten Feuerwerke gab es wahrscheinlich in China während der Song-Dynastie, die sich jedoch nicht durch einen Licht-, sondern durch einen Knalleffekt auszeichneten. Im späten 14. Jahrhundert entwickelte sich in Italien aus dem Gebrauch des Schwarzpulvers eine eigenständige Feuerwerkskunst, die sich dann in ganz Europa verbreitete.
Gezündet werden dürfen die typischen Silvester-Böller nach § 23 Abs. 1 des Sprengstoffgesetzes nur vom 30. Dezember 24:00 Uhr bis zum 1. Januar 24:00 Uhr.
Internationaler Jahreswechsel in:
USA
In den Vereinigten Staaten ist Silvester ein bedeutendes soziales Ereignis, das in Metropolen wie New York City und Las Vegas im Rahmen großer Veranstaltungen und Partys gefeiert wird. Ein Höhepunkt, der auch in den Medien eine zentrale Rolle spielt, ist das alljährliche Ritual des Ball Dropping, bei dem in Manhattan der Times Square Ball, eine große beleuchtete Glaskugel, vom One Times Square-Hochhaus langsam herabgelassen wird, bis er um Mitternacht unten ankommt. Das populärste Lied, was – zumindest bei offiziellen Anlässen – zum Jahreswechsel gesungen wird, ist Auld Lang Syne.
Auch viele religiöse Gemeinschaften versammeln am Silvesterabend ihre Mitglieder, um den Jahreswechsel als "Nachtwache" zu begehen, bei dem für das vergangene Jahr gedankt und für ein gutes folgendes Jahr gebetet wird.
China
Das chinesische Neujahrsfest ist der wichtigste chinesische Feiertag und leitet nach dem chinesischen Kalender das neue Jahr ein. Er liegt aber mittlerweile weder in der Volksrepublik China noch in der Republik China am eigentlichen Jahresanfang. Beide verwenden seit Anfang des 20. Jahrhunderts den gregorianische Kalender. Wegen des traditionellen Lunisolarkalenders fällt es auf einen Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar.
Japan
In Japan gibt es den Brauch, zum Neujahrstag Postkarten an Freunde und Verwandten zu schicken - ähnlich wie in Europa und Amerika Weihnachtskarten verschickt werden. Ihr ursprünglicher Sinn war es, entfernt wohnenden Freunden und Verwandten ein Lebenszeichen von sich und der eigenen Familie zu geben.
Heute ist es fast eine Pflicht, Freunden und Personen, denen man Respekt schuldet, Neujahrskarten zu schreiben, Personen in höheren Positionen erhalten jährlich einige hundert Karten, Ladeninhaber verschicken entsprechend viele Karten. Auch bei Vordrucken sollte wenigstens die Adresse handschriftlich verfertigt sein.
Im Dezember hört man oft die halb scherzhafte, halb gequälte Frage „Wie weit bist Du mit deinen Neujahrskarten?“.
Die Bauernregel zum Jahreswechsel
"Windstill muss Silvester sein, soll der nächste Wein gedeih'n."