Pound kritisiert Bach: Nur nicht mit dem Finger auf Russland zeigen

Pound kritisiert Bach: Nur nicht mit dem Finger auf Russland zeigen
Lausanne (SID) - IOC-Mitglied Richard Pound hat IOC-Präsident Thomas Bach für dessen Weg bei der Aufarbeitung der Doping-Krise in Russland kritisiert. Der Kanadier äußerte Bedenken an den Zielen der aktuellen Ermittlungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
"Das IOC scheint alles zu unternehmen, damit man nicht mit dem Finger auf Russland zeigen kann", sagte Pound dem Branchendienst insidethegames. Eine Kollektivstrafe gegen Russland solle mit Blick auf die Olympischen Winterspiele im kommenden Februar in Pyeongchang/Südkorea vermieden werden.
Pound kritisierte erneut Bachs Haltung, die individuelle Gerechtigkeit der kollektiven Schuld gegenüber zu stellen. Bach hätte die russischen Athleten, die ihre Unschuld beweisen konnten, bei Olympia in Rio 2016 starten lassen können, "aber unter einer neutralen Flagge, nicht unter der russischen".
"Es war nicht konsequent, wie gehandelt wurde", klagte Pound. Auch nicht alle Athleten Kuwaits, die in Rio nicht unter eigener Flagge starten durften, seien Anhänger ihres Regimes. Das Scheichtum war wegen politischer Einflussnahme der Regierung von Olympia suspendiert worden. Zudem verwies Pound auf die gegen Südafrika verhängte Kollektivstrafe zu Apartheid-Zeiten.
Zwei Kommissionen des IOC werten derzeit die Ergebnisse des kanadischen Ermittlers Richard McLaren aus. Demnach hätten zwischen 2011 und 2015 rund 1000 russische Athleten vom Dopingsystem im Riesenreich profitiert. Betroffen waren auch die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi.
Der ehemalige Schweizer Bundesrat Samuel Schmid steht der Kommission vor, die sich der Frage des Staatsdopings in Russland widmet. Das Schweizer IOC-Mitglied Denis Oswald leitet das Gremium, das sich speziell mit den Doping-Proben der russische Athleten beschäftigt.
"Ich glaube nicht, dass Schmid genau herausfinden wird, wer schuld ist", sagte Pound. "Es ist verrückt zu glauben, er sei in der Lage, nach Russland zu gehen und festzustellen, Kapitän Oleg vom FSB (Geheimdienst, d. Redaktion) ist schuldig, aber Corporal Dmitri ist es nicht", sagte Pound.
Pound glaubt, dass die Oswald-Kommission durchaus Fälle von gedopten russischen Athleten finden wird, die dann vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS behandelt werden. "Die Verteidigung der Athleten dort wird dann sein, dass sie behaupten, keine Ahnung von den Vorgängen gehabt zu haben und für nicht schuldig befunden werden", sagte Pound.
Pound war in der Abstimmung auf der IOC-Session vor den Spielen in Rio de Janeiro Bachs Vorschlägen in der Russland-Frage gefolgt. Lediglich der Brite Adam Pengilly hatte in der IOC-Vollversammlung dagegen gestimmt. "In der Zeit, als wir nach Rio kamen, waren die Entscheidungen schon gefallen, so dass ich meinte, dass es wenig Sinn machte, um symbolisch dagegen zu stimmen", erklärte Pound.