"Everybody Wants Some!!": Eine Ode an die Achtziger

The Knack auf die Ohren, verboten kurze Shorts für die Augen und ein gelungener Nostalgie-Trip in die Achtziger für Linklater-Fans, oder kurz: "Everybody Wants Some!!".
Ja, "Everybody Wants Some!!", der neue Film von Regie-Visionär Richard Linklater, wird tatsächlich mit zwei Ausrufezeichen geschrieben. Und bedenkt man die überdrehten und selbstverliebten Figuren der Komödie, die als Halbstarke die Achtziger im Allgemeinen und sich selbst im Speziellen zelebrieren, wundert man sich, dass sich nicht mindestens noch ein drittes dazugesellt hat.
Auf die guten alten Zeiten
Der junge Jake (Blake Jenner) kann sich nach der Highschool für eine College-Baseball-Mannschaft empfehlen. Drei Tage sind es noch, ehe das Semester und somit sein neues Leben beginnt. Doch satt die kurze Zeit zu nutzen, um sich in seinem neuen Umfeld einzurichten, wird Jake auf seine Party-Tauglichkeit geprüft. Denn nicht das tägliche Training steht bei seinen neuen Team-Mitgliedern hoch im Kurs, sondern Frauen und Alkohol. Die Meute aus Angebern und Möchtegern-Frauenhelden verbringt ihre Zeit folglich mit nichts anderem, als dem Versuch, beim anderen Geschlecht zu landen. Dazwischen wird gekifft, gesoffen und über die glorreiche Zukunft philosophiert...
Wenig Plot, viel Pot
Hat man als Filmemacher einen gewissen künstlerischen Anspruch, scheint der Begriff Fortsetzung verpönt. Von geistigen Nachfolgern ist dann gerne mal die Rede, in Bezug auf seinen neuen Film auch von Linklater selbst. Und natürlich kommt einem bei "Everybody Wants Some!!" unweigerlich seine Siebziger-Komödie "Confusion - Sommer der Ausgeflippten" (Originaltitel: "Dazed and Confused") in den Sinn.
Beide Filme sind überraschend tiefsinnige Charakterstudien einer Gruppe Jugendlicher, im Fall von "Everybody Wants Some!!" nun um eine Dekade in die Achtziger verschoben. Wieder, wie quasi in all seinen Filmen, widmet sich Linklater darin nicht den großen Dramen des Lebens, sondern den vermeintlich unwesentlichen Dingen, die für Heranwachsende dennoch die Welt bedeuten können. Viel Handlung gibt es daher nicht, die drei Tage vor Semesterbeginn, in denen der Film spielt, tragen sich größtenteils in Bars und Clubs zu.
Streckenweise übertreibt es Linklater regelrecht mit der ähnlichen Atmosphäre der beiden Filme. Dann kommt das Gefühl auf, er habe beim Versuch, seinem eigenen Meisterwerk von 1993 nachzueifern, Innovation für Nostalgie eingetauscht. Nichtsdestotrotz ist jene Nostalgie auch die große Stärke von "Everybody Wants Some!!", die ab der ersten Sekunde aufkommt, wenn von The Knack "My Sherona" aus den Autoboxen von Hauptfigur Jake dröhnt. Der Film fängt den Zeitgeist dieser Epoche perfekt ein, ob mit dem treibenden Soundtrack, den zu kurzen Shorts, den lächerlichen Frisuren und den noch lächerlichen Bärten. Hinter dieser Fassade noch eine Botschaft über Individualismus unterzubringen, das ist Linklater hoch anzurechnen.
Die jungen Unbekannten sollen's richten
Bei seinem Ensemble setzt Linklater wieder einmal auf die jungen Wilden und vor allem Unbekannten. Bei "Confusion" durfte sich seiner Zeit noch ein gewisser Grünschnabel namens Matthew McConaughey die allerersten Kino-Sporen verdienen, auch in "Everybody Wants Some!!" gibt Linklater dem Nachwuchs eine Chance. Neben Hauptdarsteller Blake Jenner ist es vor allem Glen Powell, der sich als Schürzenheld Finn bei Linklaters neuem Film in den Vordergrund spielt. Anders als den Hauptdarsteller aus "Boyhood" will man die beiden gerne noch in weiteren Streifen sehen.
Fazit:
Für alle, die Linklaters Aufarbeitung der 70er in "Confusion - Sommer der Ausgeflippten" schon verschlungen haben und die Art des Filmemachers mögen, für die gibt es im Fall von "Everybody Wants Some!!" eigentlich nur eine kurze Ansage: Ansehen!!