Fünf Gründe, warum Til Schweigers Kino-"Tatort" floppt

Vor die Fernsehbildschirme lockte er ein Millionenpublikum, in den Kinosälen herrscht dagegen gähnende Leere. Til Schweigers "Tatort"-Spin-Off "Tschiller - Off Duty" entpuppt sich als Kassenflop. Das sind die Gründe.
Alle haben mit großer Spannung darauf gewartet: Til Schweigers Kino-Tatort sollte der große Kassenschlager werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: "Tschiller - Off Duty" entpuppt sich als Flop. Nur 110.000 Zuschauer gingen in der ersten Woche nach Filmstart ins Kino, in Woche zwei waren es sogar nur noch 67.000. Für den erfolgsverwöhnten Schweiger ("Honig im Kopf" hatte 7,19 Mio. Zuschauer, "Keinohrhasen" 6,3 Mio. Zuschauer, "Kokowääh" 4,3 Mio Zuschauer) eine Riesenenttäuschung.
Am Etat für 140-Minüter dürfte es kaum liegen: Til Schweiger (52) und sein Regisseur Christian Alvart (41) konnten acht Millionen Euro "verbraten". Auch die Kritiker waren von Schweigers jüngstem Kinowerk ganz angetan.
"Vielleicht liegt es daran, dass Til Schweiger Kino besser kann als Fernsehen", lobte die "Süddeutsche Zeitung", die sonst nicht zu den eingefleischten Schweiger-Fans zu zählen ist. Der "Stern" sah in "Off Duty" sogar ein "großartiges Old-School-Actionkino, das es so bisher in Deutschland nicht gegeben hat - mit einem zerfurchten Helden, seinem humorbegabten Sidekick, einem wirklich unangenehmen Bösewicht und einer aberwitzigen Geschichte". Woran liegt es dann, dass vor allem junge Zuschauer den Schweiger-Film meiden?
Zu wenig Spannung
Die Handlung klingt spektakulärer als sie eigentlich ist: Nick Tschillers Tochter Lenny (Luna Schweiger) reist auf eigene Faust nach Istanbul, um Firat Astan (Erdal Yildiz), den Mörder ihrer Mutter Isabella Schoppenroth (Stefanie Stappenbeck), zur Strecke zu bringen. Sie gerät in die Hände des Ex-Geheimagenten Süleyman Seker (Özgür Emre Yildirim), der sie nach Moskau verschleppt. Papa Tschiller folgt der Tochter und befreit sie. Klingt ganz nach dem Actionthriller "96 Hours", ist aber nicht annähernd so spannend. Auf eine überraschende Wendung wartet man vergeblich, der Film bedient sich zu oft herkömmlicher Action-Klischees - von einer Schlägerei mit einem etwa 150-kg-Mann trägt Tschiller nur einen Kratzer an der Wange davon -, die ihm das Prädikat "Wie gewollt und nicht gekonnt" verleihen.
"Spiegel.de" ätzt dazu: "Na, und dann kommen Szenen, die hammermäßig spannend sein sollen - aber in ihrer Überdrehtheit der beste Slapstick sind seit Louis de Funès. Das Auto, auf das dann auch noch ein Zug zurast. Die Kampfszene, in der TS durch (!) die Hotelzimmerwand springt. Die Frauen im Saal haben alle sehr. Laut. Gelacht."
Keine weibliche Hauptdarstellerin
Apropos Frauen: Weibliche Akteure sucht man auf der Leinwand fast vergeblich. Nichts gegen Luna Schweiger oder Alyona Konstantinova, die als russische Prostituierte immerhin für den ein oder anderen Schmunzler sorgt, aber diesem Film fehlt die weibliche Hauptrolle, ein Gegenspieler zu Rowdy Tschiller. Eine überzeugende Frauenfigur ist einfach nicht vorhanden!
Zu wenig Gefühl
Auch von Romantik keine Spur. In der einzigen Liebesszene im Film, die ebenso schnell endet wie sie begonnen hat, steigt Tschiller mit einer türkischen Hotelrezeptionistin ins Bett. Am nächsten Morgen macht er sich wieder auf die Socken, sie verrät ihn noch an den bösen Feind. Dafür gibt's jede Menge abgedroschene Dialoge wie "Fuck you! - Fuck me? Bitch!". Selbst das große Finale, als Tschiller seine gerettete Tochter in die Arme schließt, ist vorhersehbarer, müder Wirkung.
Abstoßende Brutalität
Das Blut fließt in Strömen, Schlägereien nerven unnötig lang und Tschillers Partner Yalcin Gümer (Fahri Yardim) wird um ein Haar, zusammen mit der russischen Prostituierten, von einem Mähdrescher zerhexelt. Richtig eklig ist die Szene, in der Tschiller die Bombe, die seiner Tochter implantiert wurde, herausoperieren möchte. Da wird in Nahaufnahme die OP-Narbe aufgeschnitten, der Bauch offengelegt und darin herumgewühlt, bis Papa heldenhaft die Bombe herausfischt.
Nervendes Vater-Tochter-Spiel
Nicht ohne meine Töchter. Nach diesem Motto hat Til Schweiger in den letzten Jahren fast alle seine Filme produziert. Auch diesmal spielt Luna Schweiger wieder die einzige größere Frauenrolle, die Tochter von Nick Tschiller, also vom eigenen Papa. Abwechslung sieht anders aus und das privat anmutende Zusammenwirken der Schweiger-Family nervt zunehmend. Ist das überhaupt noch Schauspielerei?
Einziger Pluspunkt
Tschiller und sein Partner Gümer liefern sich durchaus witzige Wortgefechte, die den Zuschauern den einen oder anderen Lacher entlocken. Doch das ist für einen Thriller von 140 Minuten Länge einfach zu wenig.