"Kong: Skull Island": Der Riesenaffe sorgt für kurzweiligen Bombast

Der berühmteste Riesenaffe der Welt und dazu ein herausragender Cast um Oscargewinnerin Brie Larson und Tom Hiddleston: Eigentlich dürfte bei "Kong: Skull Island", der ab 9. März im Kino zu sehen ist, nichts schiefgehen.
Dieser überdimensionierte Monsterprimat King Kong ist schon ein Phänomen. Fast in jedem Jahrzehnt der Filmgeschichte verguckte er sich in eine hübsche Frau und/oder kletterte das Empire State Building hinauf. Selbst mit Godzilla musste er sich seit seiner Geburt 1933 schon kloppen. Mit "Kong: Skull Island" und jeder Menge Star-Power versucht nun Regisseur Jordan Vogt-Roberts, dem König der Totenkopf-Insel ein zeitgenössischeres Denkmal zu erbauen. Doch eben das reißt sich der Film nach epochalem Beginn mit zunehmender Laufzeit zum Teil wieder selbst ein.
Der letzte unentdeckte Fleck der Erde
"Wir ziehen unsere Truppen aus Vietnam zurück", verkündet zu Beginn von "Kong: Skull Island" der US-Präsident Richard Nixon. Diese frohe Kunde aus US-amerikanischer Sicht schmeckt einem Mann aber ganz und gar nicht: Lieutenant Colonel Packard (Samuel L. Jackson) bereitet der Gedanke an den Ruhestand große Sorgen. Als ihm und seinem Trupp der Befehl gegeben wird, bei einer Erkundungsmission für die nötige Sicherheit zu sorgen, kann der nimmer(kriegs)müde Soldat seine Freude kaum verbergen.
Gemeinsam mit dem Spurenleser James Conrad (Tom Hiddleston), der Kriegsfotografin Mason Weaver (Brie Larson), sowie dem Team um den Strippenzieher der Expedition, Bill Randa (John Goodman), starten sie das Abenteuer Richtung Skull Island. Doch kaum haben ihre Helikopter die dichte Unwetterwand durchbrochen, die sich wie durch Magie um die Insel zieht, beginnt ein erbitterter Überlebenskampf. Denn ein gewisser King Kong scheint etwas dagegen zu haben, dass die Eindringlinge seine Heimat für wissenschaftliche Experimente missbrauchen...
"Apocalypse Kong"
Dass Filmemacher Vogt-Roberts ein mindestens King-Kong-großer Fan von Francis Ford Coppolas Meisterwerk "Apocalypse Now" sein muss, das deutete bereits eines der ersten Werbebilder zum Film an. Fast eins zu eins war darauf das berühmte Plakat von "Apocalypse Now" reproduziert worden - nur dass bei seiner Version zwischen Helikoptern und Sonnenaufgang ein gigantischer Affe drapiert wurde. Auch filmisch sind diese Parallelen nicht von der Hand zu weisen. Das beginnt schon damit, dass er die Geschichte in die Zeit des Vietnamkriegs legt. Zum Vergleich: Peter Jackson, bei dem Kong 2005 zuletzt auf der Leinwand wüten durfte, beließ die Story zur Zeit der Wirtschaftskriese von 1933.
Aber auch das Highlight des Films bedient sich fleißig einer erinnerungswürdigen Szene von "Apocalypse Now". Zu Beginn erkunden die Militärhubschrauber die unberührte Insel, anstelle von Wagners "Walkürenritt" plärrt Black Sabbaths "Paranoid" aus den Lautsprechern. In Verbindung mit dem plötzlich vor den Soldaten auftauchenden King Kong, der die Helikopter mit gezielten Prankenhieben aus der Luft holt, zaubert dieses bild- und tongewaltige Gemisch nach kürzester Zeit die erste Gänsehaut herbei. Ähnlich wie es 1979 bei Coppolas Zerstörungsorgie eines vietnamesischen Dorfes der Fall war.
"Wird der Streifen diesen unglaublichen Bombast beibehalten können?", wundert man sich nach diesem stimmungsvollen Auftakt bei gerade einmal 20 Minuten. Zwar ist "Kong: Skull Island" auch in der Folge stets bemüht, die Kinnladen der Zuschauer mit riesigen Monstren und wuchtigen Schlachten herunterklappen zu lassen. Einzig gelingen will es nicht mehr so ganz. Dafür hat der Film wortwörtlich zu viel Pulver gleich zu Beginn verschossen.
Ein altbekanntes Prinzip
Das liegt zumindest ein Stück weit an der Vorhersehbarkeit der Handlung. Im altbewährten "Zehn kleine Jägermeister"-Prinzip raffen die überdimensionalen Gefahren der Insel einen Recken nach dem anderen dahin. Wen es von den Protagonisten als nächstes erwischen wird, danach können halbwegs erfahrene Kinogänger quasi die Uhr stellen. Dass nicht Kong, sondern Lieutenant Colonel Packard der Antagonist des Films ist, auch daraus macht "Skull Island" von Beginn an keinen Hehl. Samuel L. Jacksons Hybris, es mit dem gewaltigen König der Insel aufnehmen zu können, ist aber nichtsdestotrotz sehenswert und ein weiterer Pluspunkt des Films.
Regelrecht verschenkt wirkt hingegen Tom Hiddlestons Figur James Conrad. Schon klar, man wollte auch einen rechtschaffenen Helden haben, mit dem sich das Publikum identifizieren und mitfiebern kann. Dafür hätte aber auch Mason Weaver (Brie Larson) vollkommen ausgerecht. Überhaupt: Spätestens wenn John C. Reilly als Hank Marlow seinen großen Auftritt hat, ist für Hiddleston außer als "Love Interest" für Powerfrau Weaver nicht mehr viel zu holen. Reilly spielt einen Piloten, der seit vielen Jahren auf der Insel gestrandet ist und weiß beinahe jede Szene zu stehlen, in der er vorkommt. Kein leichtes Unterfangen bei einem Film über einen 100 Meter großen Affen...
Was bleibt ist die Action
Aber natürlich geht man nicht primär in einen Film wie "Kong: Skull Island", um feinfühliger Charakterentwicklung beizuwohnen. Riesige Ungetüme sollen sich doch bitte gegenseitig auf ihre riesigen Klappen hauen! Und genau das tun sie auch, wenn auch zuweilen visuell nicht so spektakulär, wie es der Beginn verheißen hat. Speziell eine Szene drängt sich auf, in der sich Kong mit einem ebenso übergroßen Tintenfisch balgt. Das hat optisch eher Videospiel-Flair, denn Blockbuster-Niveau. Und auch die Hauptgegner Kongs, dinosaurierähnliche Echsen, fallen insgesamt recht generisch aus. Kurzweilige Laune machen die saftigen Prügeleien im XXL-Format aber allemal.
Fazit:
Wer schon an einem Film wie "Pacific Rim" seine Freude hatte, bei dem dürfte auch "Kong: Skull Island" zwei Stunden lang für beste Unterhaltung sorgen. Zwar liefert der bereits zu Beginn die beeindruckendsten Schauwerte ab, kurzweilige Action kommt danach aber dennoch nicht zu knapp. Heimlicher Star des Films ist John C. Reilly als Hank Marlow, der als verschrobener Insel-Einsiedler brilliert und zu Recht ein besonderer Teil des Films gewidmet wird.