"Resident Evil: The Final Chapter": Lieber ein Ende mit Schrecken...
...als ein Schrecken ohne Ende. Der sechste Teil der "Resident Evil"-Reihe wird hartgesottene Fans der Franchise zwar abholen, bietet für alle anderen aber nur äußerst dürftige Unterhaltung.
Sind wir mal ehrlich: Der Titel des nunmehr sechsten Teils der Videospiel-Verfilmung "Resident Evil" klingt wie ein Versprechen. "The Final Chapter" soll es sein, also das letzte Kapitel. Nach dem durchaus stimmungsvollen ersten Teil aus dem Jahr 2002 und immer absurderen Fortsetzungen kumuliert das Ganze nun also im angeblichen Finale der Reihe. Und das präsentiert sich als eine Art "Best of" seiner Vorgänger.
Nur 48 Stunden
Die bitterböse Umbrella-Corporation lässt Alice (Milla Jovovich) keine Sekunde zum Verschnaufen. Als sie sich schon geschlagen geben will, bekommt sie Unterstützung von einem ehemaligen Feind: der roten Königin! Also jene künstliche Intelligenz, die ihr im ersten "Resident Evil" das Leben zur Hölle machte. Sie informiert Alice darüber, dass es in Raccoon City ein Gegenmittel gibt, das alle vom T-Virus infizierten Ungetüme umgehend vernichtet, die damit in Berührung kommen. Der Haken an der Geschichte: Alice hat nur exakt 48 Stunden Zeit, ehe die letzten Bastionen der Menschheit von den untoten Horden überrannt werden. Was daraufhin entbrennt? Natürlich ein Wettlauf gegen die Zeit!
Nicht zu viel nachdenken
"Resident Evil: The Final Chapter" bemüht sich schon gar nicht mehr, ansatzweise Sinn zu ergeben. Etwa bei der Prämisse, dass Alice natürlich ein strenges Zeitlimit hat, um das Antivirus an die Luft zu befördern. Nach jahrelangem Kampf gegen allerhand abscheuliche Monster überrennen sie also zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt sämtliche noch übrig gebliebenen Siedlungen simultan? Und nur ein minutengenau freigesetztes Antivirus am anderen Ende des Landes kann sie noch retten? Countdowns werden oft und gerne als möglichst einfaches Stilmittel dazu benutzt, um Spannung zu erzeugen. Selten geschah das jedoch so plump und sinnbefreit wie in "Resident Evil: The Final Chapter".
Überhaupt sind die Videospiel-Wurzeln hier stärker denn je zu spüren. Und das ist selten etwas Gutes, hinken Games in der Regel noch kilometerweit dem Filmgenre hinsichtlich Erzähltiefe hinterher. Und so findet Alice eine Taschenlampe, wenn sie ein dunkles Keller-Labor inspizieren muss (Jumpscare natürlich mitinbegriffen), eine Tasche voller Waffen, wenn eine Action-Sequenz ansteht, oder ein nigelnagelneues Motorrad im Brachland, um die Verfolgungsjagd realisieren zu können - steht so schließlich im Skript. Weitere Beispiele dieses "Moped ex machina" gibt es zuhauf.
Wo soll ich hingucken?
Apropos Action-Sequenzen: die sind in der Regel derart hastig und unübersichtlich geschnitten, dass der Zuschauer seine liebe Mühe hat, ihnen auch nur annähernd folgen zu können. Die typischen Makel der 3D-Effekte machen das Ganze auch nicht besser, im Gegenteil. Und so sieht man Alice und Co. zumeist aus viel zu naher Perspektive dabei zu, wie sie möglichst artistisch Backpfeifen verteilt. Die Kinnlade will einem da jedenfalls nicht spontan herunterklappen.
Rein technisch gibt es an den zahlreichen Scheusalen wenig zu bemängeln. Den Innovationspreis gibt es für all das aber nicht. Und das liegt nicht zuletzt daran, dass "The Final Chapter" ganze Versatzstücke seiner Vorgänger recycelt. Die meisten Auseinandersetzungen gab es eins zu eins schon in den Teilen zuvor und auch der berühmte Laser-Raum darf natürlich nicht fehlen. So weit, so bekannt.
Wie in den Teilen zuvor krankt es aber nicht an der Hauptdarstellerin. Jovovich kauft man die "Eine Frau"-Armee schon seit "Das fünfte Element" durchweg ab. Auch wenn Spötter gerne betonen, dass die Rollenvergabe bei "Resident Evil" vielleicht etwas damit zu tun gehabt haben könnte, mit Regisseur Paul W. S. Anderson verheiratet zu sein. Aber noch einige weitere Darstellerinnen dürfen erfrischend starke Frauen spielen. Die taffe Australierin Ruby Rose etwa, die in "Resident Evil: The Final Chapter" allerdings viel zu kurz kommt. Die Schurken hingegen sind durch die Bank so platt wie generische Videospiel-Endgegner.
Leider trifft das auch auf Iain Glen zu, dem die fragwürdige Ehre zuteil wird, den Oberbösewicht in Teil sechs zu mimen. Der hatte als Dr. Isaacs eigentlich schon 2007 in "Resident Evil: Extinction" das Zeitliche gesegnet, wurde aber für den Abschluss der Reihe reanimiert. Zyniker könnten nun sagen, das geschah ausschließlich, weil er in der Zwischenzeit dank seiner Rolle in "Game of Thrones" als Jorah Mormont zum Star reifte. In Wirklichkeit hatte dies aber selbstredend rein erzählerische Gründe...
Fazit:
Wer auch schon die fünf Teile zuvor gesehen hat, wird sich natürlich auch das Finale anschauen wollen. Man muss sich aber gewahr sein, dass die Qualität seither mit jedem Teil ein kleines bisschen weiter nach unten gegangen ist. Genug Fan-Service für wirklich eingefleischte "Resident Evil"-Anhänger bietet "The Final Chapter" aber. Mehr nicht.