"Rock the Kasbah": Bill Murray sucht einen Star in Afghanistan
Barry Levinson? Ein großartiger Regisseur! Bill Murray? Ein ebenso toller Schauspieler. Man könnte annehmen, dass mit diesen Hollywood-Koryphäen etwas Besonders entsteht. Doch "Rock the Kasbah" zeigt, dass Prominenz in Besetzung und Verantwortung noch keine Garantie für einen gelungenen Film ist.
Der Verleiher würde den neuen Film von Barry Levinson, "Rock the Kasbah", gerne als afghanische Version seines Meisterwerks "Good Morning, Vietnam" verkaufen. Das, soweit sei vorausgegriffen, ist leider nur PR. Denn von dem guten Timing der tollen Komödie aus dem Jahr 1987 und der guten Darstellung der Lage Vietnams zur damaligen Zeit, ist der neue Film weit entfernt.
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Die Story
Der abgehalfterte Musik-Manager Richie Lanz (Bill Murray) träumt konsequent, aber erfolglos, von der Entdeckung eines Stars. Zwar hat er nach eigenen Worten schon viele Touren einstiger Musik-Größen auf die Beine gestellt, aus gutem Grund geht er bei diesen Geschichten aber nicht ins Detail. Ein Saufpartner bringt ihn auf die Idee, es doch einmal in Afghanistan zu versuchen. Was zunächst abwegig klingt, wird in die Tat umgesetzt, nachdem ihm mitgeteilt wurde, was er dabei verdienen könne.
Also wird Ronnie (Zooey Deschanel) - Nachwuchstalent und gleichzeitig seine Sekretärin - ins Flugzeug verfrachtet und ab ins Land am Hindukusch geschickt. Doch dort läuft alles anders als geplant. Kurz gefasst: Papiere weg, Ronnie weg, Geld weg, Probleme da. Dazu hat er Bombay-Brian (Bruce Willis), einen scheinbar skrupellosen Söldner und zwei dubiöse Typen - gespielt von Scott Caan und Danny McBride - am Hals.
Auf der Suche nach einem Weg zurück in die USA entdeckt Lanz eine Afghanin (Leem Lubany) mit wunderschöner Stimme. Er weiß: Sie hat das Potenzial zum Star. Und sie ist seine große Chance - die einzige, die er wohl haben wird. Selbstverständlich läuft aber dennoch nichts so, wie es sich Lanz vorstellt.
Das Potential für eine lustige Story wäre vorhanden, doch daraus wird nichts. "Rock the Kasbah" will einfach zu viel und verzettelt sich in Handlungssträngen, die wiederrum nur kurz angerissen werden. Nebenrollen werden in den Plot geschmissen, ohne dass diese später eine gewichtige Rolle spielen. Keine Figur wird wirklich entwickelt, die meisten bleiben nur Hüllen, die nicht mit Leben und einer Geschichte gefüllt werden. Es beschleicht einen das Gefühl, dass es allein darum ging, mit dem zugegebenermaßen bemerkenswerten Cast auf den Plakaten werben zu können.
Warum so wenig Tiefgang?
So hat Kate Hudson ("Almost Famous") als geschäftstüchtige, aber doch herzensgute Edelnutte Merci wenig zu tun, außer sexy auszusehen. Deschanel ist schon wieder aus dem Plot verschwunden, bevor sie wirklich die Chance hatte, ihre Rolle zu entwickeln und die zwei Komödien-Darsteller Caan und McBride sind, man muss es einfach so schreiben, überflüssig. Dass Willis ("Das fünfte Element") wie ein Abziehbild seiner früheren Rollen in der Story umherirrt, macht es auch nicht besser. Das ist vor allem deswegen schade, weil diese Schauspieler so viel mehr können als nur Rollen ohne Tiefgang zu spielen.
Eine Fokussierung der Geschichte auf Lanz und die Entdeckung und Förderung der jungen Salima hätte den Film besser strukturiert. Das eingebettet in den schwierigen Kontext - Afghanistan im Kriegszustand sowie die kulturellen und religiösen Differenzen, die daraus entstehen - hätten genug Füllstoff für einen schönen Streifen geboten. Gerade wenn man die dortige Region schon einmal bereist hat, weiß man, dass es weitere interessante Aspekte zu beleuchten gegeben hätte. Das Bild von Afghanistan in diesem Film gleicht somit eher einer Karikatur.
Zudem beschleicht einem immer der Eindruck, Murray ("Lost In Translation") sei irgendwie unterfordert. Der Meister des zynischen Mienenspiels, in dem dann doch immer ein gutes Herz steckt, könnte viel mehr als seine Rolle hergibt. Der Film ist durchaus amüsant, doch stets bleibt der Eindruck zurück, das Machbare wurde nicht ausgereizt, vor Konflikten wurde zurückgeschreckt. Die klugen Dialoge sind überschaubar und gerade die machen den Reiz von Levinson-Filmen und Werken mit Murray aus.
Eine der gelungenen Szenen ist, als sich der Titelheld mit seiner minderjährigen Tochter unterhält. Hier hat sich die vernünftige Tochter mit dem Kindskopf Vater unterhalten und ihm nebenbei noch erklärt, dass ein Kasbah zumeist in den Maghreb-Staaten zu finden ist, nicht in Afghanistan. So wie Murray alias Richie Lanz in dieser Szene danebenliegt, so hat sich Regisseur Levinson mit dieser Komödie verhoben.
Fazit
"Rock the Kasbah" ist einer der schwächeren Filme von Barry Levinson. Und sein Hauptdarsteller wirkt chronisch unterfordert. Das ist schon deswegen zu bedauern, da man spürt und aus der Vergangenheit auch weiß, dass mehr möglich gewesen wäre. Möglicherweise ist es aber nicht richtig, Levinson und Murray an ihren Meisterwerken zu messen. Denn wenn man diese außen vor lässt, dann ist "Rock the Kasbah" schlichtweg eine kurzweilige Komödie, die den Zuschauer nicht allzu sehr fordert.