"Wenn du dir ganz in Ruhe nur das Gesicht anguckst", wandte er sich an seine Kollegin Dr. Bianca Berding. "Nur das Gesicht und du die Hörner wegdenkst ..."
Mit dieser Frage im Hinterkopf ging es ans Eingemachte - oder besser: an die Herkunft. Die Figur war ein Erbstück der Großeltern und stand laut Peter nur im Schrank.
Es handelte sich dabei um einen sitzenden Faun, wie die Fachfrau erläuterte: "Der Faun ist eigentlich eine sehr sexualisierte Darstellung der männlichen Potenz. Das geht zurück bis in die griechische und römische Mythologie."
Und weiter: "Das hier dargestellte Exemplar ist ein Waldgott, der die belebte Natur symbolisiert." In der Zeit um 1900 sei diese Kunst ein echter Trend gewesen, auf den auch die Porzellanmanufaktur Meißen aufgesprungen war. Die Natur wurde damals oft verniedlicht dargestellt - wie in diesem Fall.
Dass es sich hier wirklich um echtes Meißener Porzellan handelte, erkannte man an dem zarten Abdruck der berühmten blauen Schwerter auf der Unterseite.
Entworfen im Jahr 1908, entstanden jedoch ein paar Jahre später, datierte Bianca Berding das Kunstwerk auf die Zeit zwischen 1908 und 1924. Der Meißener Chefdesigner höchstpersönlich - Martin Wiegand - zeichnete sich dafür verantwortlich.
Fabian Kahl war es auch, der den Faun für 450 Euro ergatterte: "Ich konnte diesem Blick nicht widerstehen." Ob er im Gesicht wohl auch die Züge von Horst Lichter erkannte?
Nach diesem bedeutungsschwangeren Objekt tat frischer Wind gut. Für Abhilfe sorgte ein perfekt erhaltener Tisch-Ventilator von Siemens. Der Schätzpreis lag bei 80 bis 100 Euro.
Zum Verkauf stand auch ein Erbstück. Der Brillantring aus der Zeit um 1920/1930 durfte nach Wunsch 500 Euro einbringen. Das Dreifache berechnete Heide Rezepa-Zabel und nannte 1.500 bis 1.600 Euro.
Ein Schmuck der ganz anderen Art schlängelte sich im Anschluss über den Tisch. Der Schlangen-Armreif, der vermutlich aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts stammte, erreichte eine Expertise von 1.400 Euro.
Dass die güldene Schlange ihre Spannkraft über die Jahrzehnte verloren hatte, störte im Händlerraum nur wenig. Die Verkäuferin jubelte über 1.250 Euro, die sie von Fabian Kahl bekam.
Bequem machte man es sich an einem weißen Ensemble, das jahrelang im Partykeller stand und für die ein oder andere Skat-Partie herhielt. Nun winkte den Möbelstücken ein zweites Leben. Für die Möbelstücke aus glasfaserverstärktem Kunststoff wollten die Damen 1.200 Euro. Sven Deutschmanek nannte jedoch nur 700 Euro. Auch in Ordnung.
Obwohl der eine Stuhl Risse aufwies, wollte Jan Cizek das Konvolut gerne haben. 500 Euro waren ihm die fünf stapelbaren Casala Chairs mit Tisch (1970 bis 1980) wert.
Ein echter Hingucker schloss die Sendung. Das Kunstwerk von Fritz Köthe (Hersteller Silit) war auf Stahlplatte gedruckte Emaille und zeigte fotorealistisch eine badende Dame. Wegen der enormen Beschädigungen taxierte es die Expertin auf 600 bis 800 Euro. "Es ist sehr attraktiv und wird gut verkäuflich sein."
Neuer Besitzer des seltenen Stücks von 1973 mit dem Titel "Susan" wurde Julian Schmitz-Avila für 600 Euro. Seine Freude war groß: "So ein Bild hatten wir alle noch nicht."