Anstelle der verletzten Giulia Gwinn: Das ist unsere neue EM-Kapitänin

Es war ein Schock gleich zum EM-Auftakt: Deutschlands Kapitänin Giulia Gwinn (26) muss das Turnier vorzeitig beenden. Die Innenbandverletzung im linken Knie, die sie sich beim 2:0-Auftaktsieg gegen Polen zugezogen hat, bedeutet das Aus für die Rechtsverteidigerin. Jetzt stehen Bundestrainer Christian Wück (52) und sein Team vor der Herausforderung, gleich mehrere wichtige Rollen neu zu besetzen.
Gwinn war nicht nur als Führungsspielerin gesetzt, sondern auch als Eckpfeiler in der Defensive, als Standardspezialistin und Elfmeterschützin unverzichtbar. Ihre Abwesenheit wiegt umso schwerer, da die EM in der Schweiz eigentlich ihr Turnier werden sollte - nach dem Rücktritt von Alexandra Popp (34) hatte Wück sie erst zu Jahresbeginn zur neuen Anführerin ernannt.
Janina Minge: Polizistin mit Kapitänsbinde
Die Kapitänsbinde wandert jetzt zu Vize-Kapitänin Janina Minge. Die 26-Jährige vom VfL Wolfsburg übernahm bereits beim Polen-Spiel nach Gwinns Verletzung die Führungsrolle und wird diese auch beim nächsten Gruppenspiel am 8. Juli gegen Dänemark (18 Uhr im Ersten) und dem weiteren Turnierauftritt behalten.
Die gebürtige Lindauerin schloss 2022 ihre Ausbildung zur Polizistin ab. Dank der Spitzensportförderung konnte sie ihre Karriere als Profisportlerin parallel bestreiten. Wie Gwinn startete auch Minge ihre Laufbahn beim SC Freiburg, ehe sie neun Jahre später nach Wolfsburg wechselte. Seit dieser Verpflichtung im vergangenen Jahr ist sie vom Polizeidienst freigestellt.
Ihr Debüt als Nationalspielerin gab sie erst im Februar 2023 gegen Schweden. Trotz der relativ kurzen Länderspielzeit von bisher zwölf Einsätzen hat sie bereits wichtige Erfahrungen gesammelt: Bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 holte sie mit dem DFB-Team Bronze.
Carlotta Wamser: Newcomerin in der Abwehr
Mit Carlotta Wamser setzt Wück auf der rechten Abwehrseite für die erfahrene Giulia Gwinn eine echte Newcomerin ein. Die 21-Jährige war eine der größten Überraschungen bei der EM-Nominierung - mit gerade mal zwei Länderspielen im Gepäck galt sie als Außenseiterin für das Turnier. Doch beim Auftakt gegen Polen bewies die Spielerin von Bayer Leverkusen eindrucksvoll ihr Potenzial: Nach ihrer Einwechslung für die Verletzte bereitete sie den ersten Treffer vor und leitete das zweite Tor mit ein. "Ich bin zu 100 Prozent zufrieden mit ihr", urteilte Wück nach dem Spiel.
Dabei war Wamser bis Ende 2024 noch gar nicht als Verteidigerin vorgesehen. Mit 16 Jahren gab sie als Stürmerin ihr Bundesliga-Debüt bei der SGS Essen, von 2022 bis 2025 stand sie bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag. Dort wurde sie jedoch selten eingesetzt und ließ sich deshalb für ein Jahr an den 1. FC Köln ausleihen. Seit vergangenem Jahr ist Leverkusen ihre neue Heimat, wo sie auch zur Außenverteidigerin umgeschult wurde. Parallel zur Profikarriere trat sie 2023 ein Fernstudium in Betriebswirtschaftslehre an.