Blues Pills: Das Herz schlägt für die 70er
Die Rock-Senkrechtstarter Blues Pills können mit der Musik von heute nicht viel anfangen: Ihr Herz schlägt für den Sound der 60er und 70er, und so klingen sie auch. Sängerin Elin Larsson und Gitarrist Dorian Sorriaux im Interview.
Die schwedisch-amerikanisch-französische Rockband Blues Pills gehörte 2013/2014 zu den Senkrechtstartern der Szene. Ihr Debüt atmete den Geist der 60er und 70er und landete direkt auf Platz vier der deutschen Album-Charts. Hohe Erwartungen liegen also auf dem Zweitwerk "Lady in Gold", das den einen oder anderen Fan überraschen könnte. Im Retro-Stilmix der Blues Pills schiebt sich nämlich der Soul weiter in den Vordergrund. Die Nachrichtenagentur spot on news hat Sängerin Elin Larsson und Gitarrist Dorian Sorriaux zum Interview getroffen.
Blues Pills ist eine sehr internationale Band. Wie sind Sie alle zusammengekommen?
Dorian Sorriaux: Wer kommen alle aus verschiedenen Ländern - ich aus Frankreich, Elin und unser Schlagzeuger André aus Schweden, unser Bassist Zack aus Amerika - und wir haben uns im Grunde dabei getroffen, wie wir herumgereist sind und in anderen Bands gespielt haben. Ich habe Zack und unseren ehemaligen Schlagzeuger Corey (Anm.: die beiden sind Brüder) in Frankreich kennengelernt. Sie waren mit einer anderen Band auf Tournee und ich habe mit meiner damaligen Band im Vorprogramm gespielt.
Elin Larsson: Und ich habe die beiden in Kalifornien kennengelernt, ebenfalls durch die Musik. Wir haben angefangen, zusammen Songs zu schreiben, und die beiden wollten die Band von Schweden aus betreiben. Und so ist es dann gekommen.
Sorriaux: Ja, so haben Elin, Zack und Corey die Band gegründet und sind nach ein paar Monaten nach Schweden gezogen. Auf der Suche nach einem Gitarristen haben sie an mich gedacht und gefragt, ob ich einsteigen will.
Sie sind alle ziemlich jung. Woher kommt da die Vorliebe für die Musik der 60er und 70er?
Larsson: Ich finde, das ist zeitlose Musik, auch die Texte sind heute noch sehr zutreffend. Und es ist etwas sehr Wahrhaftiges und Ehrliches, da die Musiker damals noch alles selbst geschrieben haben. In gewisser Weise denke ich, waren sie noch mehr Musiker als die Mainstream-Künstler von heute, und das liebe ich daran.
Sorriaux: Ich habe diese Art von Musik schon als Kind geliebt, und ich denke, das gilt für uns alle. Wie Elin schon sagte, es ist Musik, die von Herzen kommt, und wahrscheinlich mögen wir sie genau deshalb.
Wo bekommen Sie diese tollen 70er-Outfits her?
Larsson: Dorian hat das ganze Zeug von uns geerbt! (lacht)
Sorriaux: Ja, ich habe viel von Coreys Sachen bekommen...
Larsson: Und von André!
Sorriaux: Und auch von dir!
Larsson: Ich kaufe sehr gerne Kleidung. Ich liebe Vintage-Stores und Second-Hand-Läden. Ich habe auch Sachen von Freunden und einige Klamotten von meiner Mutter bekommen. Ich bin auch sehr aktiv auf Shopping-Seiten wie "Vintage" und "Etsy".
Wie hat sich Ihre Musik auf "Lady in Gold" aus Ihrer Sicht im Vergleich zum Debüt weiterentwickelt?
Sorriaux: Ich denke, das neue Album hat eine größere Bandbreite von Einflüssen. Der Soul ist stärker vertreten, und wir haben auch einige andere Instrumente verwendet. Im Gegensatz zum ersten Album gibt es zum Beispiel mehr Keyboards und einen Chor.
Larsson: Es ist auch eine größere Produktion.
Sorriaux: Ich denke wir sind mit den vielen Konzerten, die wir gespielt haben, gewachsen. Zum einen auf menschlicher Ebene, weil wir so viele Leute kennengelernt haben, zum anderen musikalisch durch das viele Zusammenspielen als Band. Wir haben einige neue Einflüsse, aber ich denke, man hört immer noch den Blues-Pills-Sound vom ersten Album, nur mit einem etwas anderen Vibe.
Die "Lady in Gold" aus dem Titelsong ist eigentlich der Tod, richtig?
Larsson: Genau, die Figur der "Lady in Gold" symbolisiert den Tod. Sie ist eine schöne aber auch gefährliche Person. In dem Song geht es aber auch darum, seine Ängste und negativen Gedanken abzulegen. Aufzuhören, sich zu fürchten und sein Leben zu leben. Wenn es passiert, passiert es einfach.
Wer sind die "Bad Talkers" aus dem gleichnamigen Song?
Larsson: In "Bad Talkers" geht es darum, andere Menschen nicht zu verurteilen und die Leute sein zu lassen, wer auch immer sie sein wollen. Es sollte keine Rolle spielen, welche Hautfarbe oder sexuelle Orientierung man hat, oder ob man nun Mann, Frau oder etwas dazwischen ist. Darauf kommt es einfach nicht an, und niemand sollte wegen so etwas angefeindet werden.
Auch in Schweden kommt man um teilweise erbittert geführte Debatten um Flüchtlinge und Zuwanderung nicht herum. Wo stehen Sie da? Zudem Blues Pills ja im Grunde genommen zur Hälfte aus Einwanderern besteht...
Larsson: (lacht) Ja, die schmeißen wir raus! Das war natürlich ein Scherz... Ich denke, die Welt gehört niemandem. Wie alle anderen Lebewesen, sind wir zufällig hier. Und da wir in einer Gesellschaft zusammenleben, sind wir einander verpflichtet. Wenn Menschen wie jetzt in dieser ganzen Einwanderungs-Situation durch das Raster fallen, müssen wir denen helfen, denn das ist unsere gesellschaftliche Pflicht. In Schweden ist gerade eine rechte Partei auf dem Vormarsch, oder auch Donald Trump in den USA und der Front National in Frankreich. Da halte ich es für wichtig, dass alle, die diese Ansichten nicht billigen, sich endlich deutlich dagegen aussprechen. Es geht hier um die Rechte aller Menschen.
Was war bisher Ihr seltsamstes Erlebnis auf Tour?
Larsson: Wir hatten einen Auftritt in Bordeaux, das war sowas von seltsam. Zuerst ist im Publikum eine Schlägerei ausgebrochen. Wir mussten einen Song unterbrechen, weil der eine Typ drauf und dran war, den anderen umzubringen. Danach gab es auch noch einen Stromausfall, wegen dem wir unseren Set nicht beenden konnten. Stattdessen sind wir noch einmal auf die Bühne und haben einen Song akustisch gespielt.
Sorriaux: Ja, es gab kein Licht, und nur akustische Gitarren und Gesang. Das Publikum ist dafür ganz still geworden. Danach mussten wir aber aufhören, weil es immer noch keinen Strom gab.
Larsson: Das war alles so schräg, am nächsten Tag haben wir nur gesagt, "was ist da eigentlich passiert?"
Sorriaux: Wir spielen im Oktober wieder in derselben Place, da können wir das hoffentlich wieder gutmachen...