Darum haderte Freddy Quinn mit seinem Image und seinem Erfolgshit

Das Image des einsamen Seemannes wurde Sänger Freddy Quinn (93) auf den Leib geschrieben. In seiner neuen Autobiografie "Wie es wirklich war" (ab 22. Mai, Hannibal Verlag) schildert der legendäre Schlagerstar, dass er damit durchaus haderte - wie auch mit seinem Erfolgshit "Junge, komm bald wieder".
Image als Käfig
"Der Seemann wurde mir übergestülpt wie ein Kostüm, das nicht richtig passte", blickt Freddy Quinn zurück. Er habe es aber auch toll gefunden und zu Beginn gar nicht begriffen, was mit ihm geschehe. "Ich hatte Erfolg. Das fühlte sich gut an. Ein bisschen Seemannsgarn, ein bisschen Fernweh, ein bisschen Melancholie - das schien das Rezept zu sein." Er wolle sich auch gar nicht beklagen. "Das Image hat mir Türen geöffnet, es hat mir Erfolg beschert, es hat mir ein Leben ermöglicht, von dem ich als junger Bursche in Wien nicht einmal zu träumen gewagt hätte." Es sei aber "eben auch ein Käfig" gewesen.
So musste er etwa lange verborgen halten, dass er eine Beziehung führt. Denn um bei den weiblichen Fans besser anzukommen, sollte er offiziell keine Partnerin an der Seite haben. So entstanden sogar Gerüchte um seine Sexualität. "Aber was hätten die Leute sonst auch denken sollen? Da war dieser mysteriöse Seemann, von dem es sogar Fotos mit nacktem Oberkörper gab. Der einige Muskeln hatte. Ja, und wo war bitte die Frau an seiner Seite? Die gab es offiziell nicht. Verboten!" Es habe ihn deshalb nicht gewundert, dass spekuliert wurde. "Ich glaube sogar, den Plattenbossen war es ganz recht, dass es so ein Rätselraten um mich gab. Das hat für Spannung gesorgt. Und wer spannend ist, der gerät nicht in Vergessenheit."
Sein Erfolgslied bindet ihn an sein Image
Besonders berühmt wurde Quinn mit dem Lied "Junge, komm bald wieder". Er habe "natürlich" Phasen gehabt, in denen er es "nur noch schwer ertragen konnte", bekennt er in dem Buch. "Aber gleichzeitig liebte ich das Lied. Ich wusste ja, was ich ihm zu verdanken hatte, und es gefiel mir. Wenn Sie ein Lied Abertausende Male gesungen haben, kommt es Ihnen vielleicht auch irgendwann zu den Ohren raus." Zwischenzeitlich habe er aber mit diesem Stück "wirklich" gehadert. Denn es habe ihn an sein Image gebunden.
Aber seinen Fans zuliebe sang er seine großen Hits dennoch regelmäßig: "Die Leute bezahlten Geld dafür, dass ich mein Bestes gab und ihnen das präsentierte, weshalb sie an diesem Abend zum Beispiel in mein Konzert gekommen waren." So habe er fast bei keinem Auftritt darauf verzichtet, "Junge, komm bald wieder" zu singen. "Es gehört zu mir. Es ist ein wichtiges Lied. Es hat mir Kummer bereitet - und gleichzeitig liebe ich es von ganzem Herzen."
Er würde sich aber freuen, wenn er nicht nur als der Mann mit Seemannsmütze gesehen werde, mit der er früher häufig posierte - "wenn die Menschen in mir auch etwas anderes sehen würden als den einsamen Seemann. Etwas mehr".
Autobiografie über sein langes, ereignisreiches Leben
In seiner Autobiografie "Wie es wirklich war", die in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Daniel Böcking entstanden ist, blickt Freddy Quinn auf sein Leben zurück, auf seine Kindheit ohne Vater, den Sprung ins Rampenlicht, seine große Karriere und seine zwei großen Lieben. Mit 91 Jahren heiratete er 2023 ein zweites Mal und genießt nun bei Hamburg den Ruhestand mit seiner Rosi.