Enissa Amani hatte als Kind Todesangst vor rassistischen Anschlägen

Wenn in Deutschland wieder gegen Flüchtlinge gehetzt wird, fühlt sich Enissa Amani an schlimme Zeiten erinnert: Als Kind litt sie nach dem Brandanschlag von Solingen selbst unter großer Angst vor rechter Gewalt.
Der Hass, der derzeit vielerorts in Deutschland Flüchtlingen entgegenschlägt, erinnert nicht wenige an die Welle der Gewalt gegen Asylbewerber Anfang der 90er. So geht es auch Comedienne Enissa Amani (31, "Nicht ohne meine High Heels" ), deren Familie 1985 vor politischer Verfolgung aus dem Iran nach Deutschland geflohen war. Mit denen, die heute dieses Schicksal teilen, kann sie da natürlich bestens mitfühlen: "Der Mob, der in Freital und Heidenau wütet, hätte genauso vor unserer Flüchtlingsstätte stehen können", schreibt Amani auf ihrer Facebook-Seite.
Monatelange Albträume
Sie selbst habe als Kind unter großen Ängsten vor rechter Gewalt gelitten: "Als wir endlich unsere erste kleine Wohnung hatten, erinnere ich mich, dass ich in den Nachrichten mitbekam, dass ein von Türken bewohntes Haus in Solingen von Rechtsextremen in Brand gesteckt worden war. Fünf Tote, darunter kleine Kinder", erzählt Amani. "Ich erinnere mich an die panische Angst, die mich packte und meine, in kindlicher Naivität gestellte Frage an meinen Vater, ob die bösen Menschen nur Türken hassen würden oder auch Iraner und ob dann nicht meine beste Freundin Gülfer mit ihren Eltern bei uns schlafen sollte?", berichtet sie weiter. "Ich erinnere mich an monatelange Alpträume und das ständige Aufwachen, weil ich glaubte Feuer zu riechen."
Für die Fremdenfeinde von heute findet Amani deutliche Worte: "An diese dreckigen Unmenschen da draußen! Ich und Millionen andere sind jetzt erwachsen und haben keine Angst mehr", schreibt sie. "Euch steht eine Armee von Menschen entgegen, mit Migrationshintergrund und ohne. Deutsche mit allen Haar- und Hautfarben und kulturellen Backgrounds, mit einem Pass oder zwei, einer Heimat oder zwei, oder drei! Gewöhnt euch an die neue Welt, ihr Dummköpfe!"
"Seid dankbar für jeden Flüchtling"
Zum Abschluss bringt die Entertainerin das Selbstverständnis vieler ehemaliger Flüchtlinge auf den Punkt: "Dieses Land hat uns aufgenommen und geschützt und wir haben dieses Land bereichert. Deutschland wäre nicht das was es ist ohne Migranten", erklärt Amani. "Also seid dankbar! Seid dankbar für jeden Flüchtling, dem ihr ein Zuhause schenken dürft. Derselbe Mensch könnte in 20 Jahren Feuerwehrmann sein und dein scheiß Leben retten oder einen neuen Klassiker der deutschen Literatur schreiben und damit die Kultur deines Landes fördern."
Mit ihrem aufwühlenden Posting hat Amani ganz offenbar einen Nerv getroffen: Der Beitrag wurde auf Facebook innerhalb eines Tages bereits 1.100 Mal geteilt, über 10.800 User hoben den "Like"-Daumen.